Eine neue Variante der sogenannten Blauzungenkrankheit breitet sich im Südwesten immer mehr aus. In Baden-Württemberg sind derzeit 78 Landwirtschaftsbetriebe (Stand 21.08.2024) von der Viruserkrankung betroffen. Südbaden meldet besonders viele Fälle: In 59 Betrieben konnte das Virus bereits nachgewiesen werden. Darunter sind laut Regierungspräsidium Freiburg vor allem Betriebe, die Schafe und/oder Rinder halten, aber auch eine Alpakahaltung in der Ortenau. Mindestens 19 Schafe starben aufgrund der Viruserkrankung.
SWR-Reporterin Paulina Flad berichtete in den SWR 4 Regionalnachrichten über die Ausbrüche in Südbaden:
Besonders viele Fälle gibt es im Ortenaukreis
Die meisten Ausbrüche gibt es im Ortenaukreis. Dort sind laut Tierseucheninformationssystem TSIS 32 Betriebe von der Viruskrankheit betroffen. Gefolgt vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, wo bislang zehn Fälle bekannt sind. Die Landkreise Schwarzwald-Baar und Emmendingen verzeichnen je sechs Fälle, der Kreis Rottweil vier. Im Landkreis Lörrach ist bislang nur ein Schafhalterbetrieb betroffen.
Stechmücken übertragen Krankheitserreger
Die Blauzungenkrankheit betrifft vor allem Schafe und Rinder. Befallen werden können aber auch Ziegen, Lamas und Alpakas. Bei schweren Verläufen können die Tiere verenden. Übertragen wird die Krankheit durch bestimmte Stechmücken, sogenannte Gnitzen, nicht aber von Tier zu Tier. Daher tritt die Blauzungenkrankheit verstärkt saisonal in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter auf. "Die Gnitzen fallen vor allem während der Abend- und Morgendämmerung Tiere im offenen Gelände an", schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut.
Gnitzen gerade besonders viel unterwegs
Dass gerade Südbaden und vor allem der Ortenaukreis besonders von der Seuche betroffen sind, könnte damit zusammenhängen, dass es dort momentan besonders viele Gnitzen gibt, erklärt Birte Könnecke, Tierseuchenreferentin des Regierungspräsidiums Freiburg auf Anfrage. Das Leibniz-Instiut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) erklärt: Wie sehr sich die Gnitzen verbreiten, habe damit zu tun, wie gut die Bedingungen für die Brutstätten der Mücken in der Region sind. Auch das Klima und die Beschaffenheit der Landschaft seien wichtig.
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Das Blauzungenvirus ist in Baden-Württemberg angekommen und breitet sich aus. Erste Tiere sind daran verendet. Tierhalter versuchen zu retten, was zu retten ist.
Einzig effektiver Schutz ist die Impfung
Die Blauzungenkrankeit muss dem Veterinäramt gemeldet werden. Viehhaltenden Landwirtschaftsbetrieben wird geraten, ihre Tiere impfen zu lassen. Impfstoffe für die neue Variante der Blauzungenkrankheit sind bereits vorläufig zugelassen, so die Tierseuchenreferentin des Regierungspräsidiums Freiburg, Birte Könnecke. Es fehle jedoch noch eine formelle Zulassung. Es werden aber bereits Tiere damit geimpft.
Impfstoffe gegen neue Variante der Blauzungenkrankheit vorläufig zugelassen
Mit Erfolg: "Die Impfstoffe wirken gut. Der Schutz ist sehr gut", freut sich Könnecke. Das Land Baden-Württemberg und die Tierseuchenkasse unterstützen die Impfungen laut Regierungspräsidium Freiburg finanziell mit Zuschüssen zu den Impfstoffkosten. Für Menschen ist der Virus ungefährlich. "Fleisch und Milchprodukte empfänglicher Tiere können ohne Bedenken verzehrt werden", schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit.
Blauzungenkrankheit verbreitet sich in ganz Deutschland
Die Blauzungenkrankheit wütet auch in anderen Bundesländern. Laut Tierseucheninformationssystem TSIS gab es in Deutschland im Monat August bislang 3.304 Fälle seit Jahresbeginn, je über 1.000 davon allein in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.