Damit, dass größere Felsmassen vom Hang an der B294 zwischen Oberwinden und Elzach (Landkreis Emmendingen) herunterkommen könnten, hatte wohl niemand gerechnet. Die Sicherheitsnetze am Hang waren auf solche Felsstürze wie vergangene Woche nicht ausgelegt. Das hat das Regierungspräsidium Freiburg auf SWR-Anfrage mitgeteilt.
Sicherungsnetz nur auf kleinere Steinschläge ausgelegt
Vergangene Woche hatten sich zweimal Erde und Felsen vom Hang an der B294 gelöst. Beide Male hatte das Sicherungsnetz den Massen nicht standgehalten. Zur Sicherung ist an der Böschung ein "Steinschlagschutzvorhang" aus Stahldrahtnetz angebracht. Er soll einzelne, abstürzende Brocken in einen Auffangraum neben der Straße leiten. Dafür, Felsen zu stabilisieren, seien diese Netze nicht vorgesehen, schreibt das Regierungspräsidium.
"Keine Hinweise auf größere Instabilitäten"
Als man die Sicherung zwischen Oberwinden und Elzach geplant habe, habe es offensichtlich keine Hinweise auf "größere Instabilitäten" gegeben, so das Regierungspräsidium. Nun haben Geologen bei Untersuchungen am Hang aber festgestellt: Auch weitere, größere Felsstürze können nicht ausgeschlossen werden. Sie haben deshalb empfohlen, den Hang stärker zu sichern. Unter anderem sollen "Mikropfähle" verbaut werden: Das sind sieben Meter lange Felsennägel, die in den Hang gebohrt werden, um die Felsen an ihrer Stelle zu fixieren. Außerdem werden die vorhandenen Netze möglicherweise repariert, um kleinere Steinschläge abzufangen. Die Planungen dazu laufen.
Bundesstraße einseitig befahrbar
Eine provisorische Prallwand soll für die nächsten Tage die Straße im Landkreis Emmendingen schützen. Damit kann der Verkehr auf einer Seite der Fahrbahn wieder rollen. Die örtliche Umleitung wird mit der Öffnung aufgehoben, teilt das Landratsamt Emmendingen mit. Eine genaue Ursache der zwei Felsstürze letzte Woche Montag und Freitag ist noch nicht bekannt. Der Fels sei in diesem Bereich instabil und deshalb auch an verschiedenen Stellen gesichert, hieß es zunächst vom zuständigen Regierungspräsidium Freiburg.
Nach Felssturz: Untersuchungen bringen neue Erkenntnisse
Am Dienstagmorgen hatten Geologen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LRGB) den Felsen untersucht. Bis zum Pfingstwochenende soll der Fels ausreichend abgesichert werden, damit eine beidseitige Nutzung zumindest außerhalb der Stoßzeiten von 8 bis 16 Uhr und an den Wochenenden möglich ist, teilt das Landratsamt Emmendingen mit. Eine Spezialfirma soll die Felsböschung dauerhaft absichern. Die Arbeiten dauern voraussichtlich mehrere Wochen.
Auf dem betroffenen Abschnitt der B294 fahren täglich 15.000 Fahrzeuge, so der Elzacher Bürgermeister Roland Tibi. "Das ist hier die Halsschlagader. Wenn da etwas nicht läuft, ist das für alle hier extrem schwierig", sagte er dem SWR. Das gelte nicht nur für die Menschen, die in der Nähe wohnten, sondern auch für Pendler, den Schulbusverkehr und für die Linienbusse.
Erster Steinschlag schon vor dem großen Felssturz
Bereits am Montag vergangener Woche hatte es einen ersten Steinschlag an der Stelle gegeben. "Acht bis zehn Kubikmeter Gestein" hätten sich aus der Felsböschung gelöst, heißt es vom Landesamt für Geologie. Teile der am Hang angebrachten Felssicherung hatten sich durch den Steinschlag gelöst. Das Landesamt ordnete an, das Geröll und labile Felsen im Hang zu entfernen, das Schutznetz zu reparieren und die Straße halbseitig zu sperren, bis alles erledigt ist.
Größerer Felssturz am Freitag
Doch dann kam es am Freitagvormittag zu dem größeren Felssturz. Auch hier konnte die Felssicherung das Geröll nicht halten. Die Brocken durchbrachen das Sicherungsnetz. Laut dem Landesamt für Geologie lösten sich hier 15 bis 20 Kubikmeter Gestein aus dem Hang. Der Elzacher Bürgermeister betont: "Die Sicherungsmaßnahmen haben gehalten, nur eben nicht alles aufgehalten."