Kampagne zur Europawahl hat in Freiburg begonnen

Was halten 16-Jährige davon, bei der Europawahl wählen zu dürfen?

Stand
Autor/in
Jasmin Bergmann

Sie ist eine der größten demokratischen Wahlen der Welt: Die Europawahl. Im Juni 2024 ist es wieder so weit. Erstmals dürfen in Deutschland auch junge Menschen ab 16 wählen gehen.

Fürs Autofahren sind sie noch zu jung. Manche Diskotheken weisen sie noch an den Türen ab. Sekt kaufen, dürfen sie schon. Einen kleinen Motorroller fahren auch. 16 - ein Alter, in dem man schon einiges darf, aber eben noch nicht alles. Jetzt dürfen junge Menschen ab 16 Jahren in Deutschland erstmals bei der Europawahl am 9. Juni 2024 wählen gehen. Ein Wahlrecht haben auch die, die noch am Wahltag 16 Jahre alt werden. Doch wollen die Jugendlichen das überhaupt?

Eine politisch interessierte Generation

Ja! Zumindest wenn es nach den Schülerinnen und Schülern ab der 9. Klasse des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg geht. Zum ersten Mal konnten sie sich ganz offiziell mit der Europawahl auseinandersetzen. Am Mittwochabend war in der Schule der Auftakt der Europawahlkampagne von der Landesregierung. Eine nicht-repräsentative Umfrage unter den anwesenden Jugendlichen hat gezeigt: Mehr als die Hälfte will definitiv wählen gehen.

Schülerin Clara Roth (16) findet ihr neues Wahlrecht super:

"Ich finde es super, dass auch Jüngere jetzt eine Wahl haben", sagt Schülerin Clara Roth. Sie ist 16 Jahre alt, wird also zum ersten Mal in ihrem Leben wählen gehen. Sie findet: Es sei die Pflicht eines jeden Bürgers in einer Demokratie wählen zu gehen. Ob sie also ins Wahllokal geht am 9. Juni? Definitiv! Ihr Schulkamerad Leander Schäfer stimmt ihr zu: "Ich finde es wichtig, dass Leute, die noch länger in der EU drinnen sein werden, auch ein Wahlrecht bekommen."

Die Zukunft ist die Jugend.

Also keine Spur von politisch desinteressierten Kids. "Ich erlebe die junge Generation als sehr politisch engagiert und interessiert - mehr vielleicht noch als es in diesem Alter in meiner Generation war", sagt Florian Hassler, Staatssekretär für politische Koordinierung und Europa im Staatsministerium Baden-Württemberg.

Welche Themen den Schülern wichtig sind

Was am Abend auch deutlich wird: Die Jugend von heute weiß ganz genau, welche politischen Themen ihr wichtig sind. "Am wichtigsten ist mir das Klima und die Umwelt", sagt Schüler Leander Schäfer. Auch er ist mit seinen 17 Jahren Erstwähler. Die Ukraine sei ihm auch wichtig. Die EU solle das Land so unterstützen, dass es den Krieg gewinnt, so Leander. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die nicht-repräsentative Umfrage: An erster Stelle steht bei den Jugendlichen Umwelt und Klimawandel. An zweiter Stelle die Friedensicherung.

Die EU sollte schauen, dass sie handlungsfähig bleibt, dass sie sich stärker zentralisiert.

Am Mittwochabend war der Auftakt der Europawahlkampagne der Landesregierung im Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg.
Viele Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg waren zur Auftaktveranstaltung gekommen.

Jugendliche Erstwähler nicht alleinlassen

Joachim Schmelz aus der Schulleitung des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg gibt zu bedenken, dass die jungen Menschen mit ihrem neuen Wahlrecht nicht alleingelassen werden dürfen. "Wir haben nichts gewonnen, wenn wir so eine Wahl stattfinden lassen, die aus einem Nicht-Wissen heraus passiert", sagt Schmelz. Die jungen Menschen müssten aufgeklärt werden. Die Älteren müssten nun die Verantwortung übernehmen, findet er. Sie müssten dafür sorgen, dass die 16-Jährigen die Reife haben, um eben das zu tun, was man ihnen zugesteht - nämlich wählen zu gehen.

Wir müssen die Verantwortung übernehmen.

Genau diese Aufklärungsarbeit will die Europawahlkampagne der Landesregierung leisten. Mit verschiedenen Veranstaltungen, wie beispielsweise am 21. Mai in Lörrach von 12 bis 17 Uhr auf dem Egon-Hugenschmidt-Platz. Oder am 24. Mai von 9:30 bis 13:30 Uhr in Emmendingen auf dem Marktplatz. Außerdem gibt es einen neuen Instagram-Account namens "thelaendineuropa".

In Frankreich kein Wahlrecht ab 16

"Wählen mit 16 dürfte auch ruhig in ganz Europa sein, finde ich", sagt Schülerin Clara Roth. Die neue Regel gilt längst nicht überall. Die Schule ist deutsch-französisch. Die 16-Jährigen auf der einen Rheinseite, auf der deutschen, dürfen ab jetzt wählen. Die auf der anderen Rheinseite dürfen es nicht. In Frankreich wurde das Wahlalter nicht herabgesenkt.

Das führt zu einer "ungerechten Situation" an der Schule, findet Samuel Fehrenbach. Er ist Franzose und 16 Jahre alt. "Es ist für mich schwer, nicht wählen zu dürfen", sagt der Schüler. Er hätte sich ein Wahlrecht ab 16 für alle in Europa gewünscht. Die Probleme, die Europa beschäftigen, würden vor allem die jüngeren Generationen betreffen. "Es ist nur logisch, wenn auch unsere Generation wählt", so Samuel.

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