Zwei der dienstältesten Atomkraftwerke der Welt stehen in der Schweiz nahe der deutschen Grenze. Sie befinden sich an der Aare im schweizerischen Döttingen (Kanton Aargau). Waldshut-Tiengen ist nur zehn Kilometer entfernt. Wie der Betreiber am Donnerstag bekannt gab, soll Block II des Kernkraftwerks Beznau noch bis 2032 laufen, Block I noch bis 2033. Dann werden sie jeweils stillgelegt.
SWR-Reporter Freddy Kunzelmann berichtete bei SWR4 über den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke Beznau:
Betreiber investiert 350 Millionen Franken
Die beiden Atomkraftwerke sind seit 1969 und 1971 am Netz. Wenn das ältere der beiden Kraftwerke wie geplant stillgelegt wird, war es 64 Jahre in Betrieb. Laut Betreiber Axpo erfüllen die beiden Blöcke noch immer höchste Sicherheitsanforderungen. Um den Weiterbetrieb zu sichern, wird Axpo als größter Energiekonzern der Schweiz, 350 Millionen Franken investieren.
Atomkraftwerke versorgen 1,3 Millionen Haushalte
In Beznau werden rund sechs Terawattstunden Strom produziert. Damit können rund 1,3 Millionen Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgt werden. Die Schweizer hatten nach dem Reaktorunfall von Fukushima in Japan 2011 den Atomausstieg beschlossen. Allerdings dürfen die vier noch aktiven Kraftwerke so lange am Netz bleiben, wie sie sicher sind.
Ärzte-Protest gegen Atomkraftwerke
Der Betrieb von Atomkraftwerken in der Schweiz ist umstritten. Während der Betreiber Axpo gerade erst den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Beznau verkündet hat, formierte sich am Donnerstagmittag Widerstand gegen ein weiteres Atomkraftwerk: das AKW Leibstadt (Kanton Aargau). Anlässlich des 40-jährigen Bestehens versammelten sich Medizinerinnen und Mediziner aus Deutschland und der Schweiz zu zwei Kundgebungen.
In einem offenen Brief, den 500 Personen unterschrieben haben, fordern sie den Schweizer Energieminister Albert Rösti (Schweizerische Volkspartei) und das Schweizer Parlament dazu auf, das Atomkraftwerk Leibstadt auf seine Umweltverträglichkeit zu prüfen. Sie gehen davon aus, dass bereits eine geringe Menge an Strahlung zu einem erhöhten Krebsrisiko bei Kindern führen könnte. Deshalb stehen sie dem Weiterbetrieb des Atomkraftwerks kritisch gegenüber.
Angst vor Katastrophen wie in Tschernobyl und Fokushima
Zudem verweisen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner auf die Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima. Angesichts des Alters der Atomkraftwerke, internationaler Konflikte und erhöhter Terrorgefahr sehen sie weitere Katastrophen als zunehmend wahrscheinlich an.
In Deutschland fand die Kundgebung vor dem Umweltministerium in Stuttgart statt. Zeitgleich traffen sich die Schweizer Ärztinnen und Ärzte in Bern.