Viele Kinder in Südbaden an Grippe oder RS erkrankt

Medikamente für Kinder gehen aus - Ärzte und Apotheker in Sorge

Stand
Autor/in
Michael Hertle
Onlinefassung
Wera Engelhardt

Fieber- und Hustensäfte sind vergriffen, auch andere Arzneien kaum lieferbar - Fachleute sehen die Versorgung kranker Kinder in Gefahr. Auch in Südbaden macht sich Frust breit.

Grippe, RS-Virus oder Corona: Mehr Kinder als sonst sind derzeit krank, und viele Medikamente für die Kleinsten werden knapp. Das macht sich auch bei Kinderärzten und Apotheken in Freiburg bemerkbar.

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Ärzte und Apotheker sind frustriert

"Ich hatte von Freitag auf Samstag Nachtdienst und jedes Mal Angstschweiß auf der Stirn: Kann ich ich ein Medikament besorgen? Kann ich es nicht besorgen?"

Es sei frustrierend, Menschen abweisen zu müssen, die teilweise mit schwer kranken Kindern zu Hause säßen, sagt der Freiburger Apotheker Michael Walter. Auch Kinderarzt Bernhard Warmbrunn berichtet, dass es derzeit an gängigen Fiebermedikamenten und Antibiotika mangele.

Eine Frau mit Maske ganz links steht in einem Behandlungszimmer, auf der Liege sitzt ein Mädchen, dahinter der Arzt.
Die kleine Yalda und ihre Mutter beim Freiburger Kinderarzt Bernhard Warmbrunn.

"Dass die nicht verfügbar waren, das habe ich so in 20 Jahren noch nicht erlebt."

Im ganzen Land klagen Fachleute über Probleme bei der Versorgung kranker Kinder. Die Landesapothekerkammer sprach am Montag von einem "besorgniserregenden Versorgungsproblem", vor allem bei Kindern mit teilweise schweren Atemwegsinfekten. Es stünden weder fiebersenkende Arzneien noch bestimmte Antibiotika in ausreichender Menge zur Verfügung.

Vielfältige Gründe für Mangellage

Als Grund nannte die Kammer die aktuelle Erkrankungswelle, die Corona-Pandemie sowie den Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Energiekrise. Die globalen Produktionsstätten und Lieferketten würden durch die Krisen erheblich beeinträchtigt.

Medizinische Improvisation ist gefragt

Was also tun die Mediziner und Apotheker? Sie improvisieren, halbieren stärkere Fieberzäpfchen, damit die Dosierung noch stimmt, suchen Ersatz-Medikamente, die vielleicht auch helfen, wenn auch nicht so gut. Das sei frustrierend, sagt die Freiburger Apothekerin Crassimira Girwazheva. Für die Patienten sei es ein Hin- und Herlaufen zwischen Praxis und Apotheke - und dann sei das gesuchte Medikament am Ende doch nicht verfügbar. "Und das ist einfach jeden Tag der Fall", sagt Girwazheva.

Hilferuf an den Bund

Baden-Württemberg fordert vom Bund nun eine schnelle Reaktion auf die Engpässe von Arzneien für Kinder. Die Bundesregierung müsse nun "umgehend geeignete Abhilfemaßnahmen" ergreifen, heißt es in einem Brief der Amtschefin des Gesundheitsministeriums, Leonie Dirks, an das Bundesgesundheitsministerium.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach regt aufgrund der Mangellage an, die Preisregeln für Kindermedikamente zu verändern.

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