Ein Flugzeug steht auf dem Flughafen Lahr.

Einigung im Streit um Windräder

Zahlung an Lahrer Flugplatz macht Weg frei für Windpark in Ettenheim

Stand
Autor/in
Wera Engelhardt

Der Zoff schlug hohe Wellen: Die Stadt Ettenheim warf dem Lahrer Flugplatz vor, einen neuen Windpark zu blockieren. Jetzt gibt es einen Kompromiss. Es geht vor allem um Geld.

Einigung im Streit um drei geplante Windräder in der Ortenau: Gegen eine Einmalzahlung gibt der Betreiber des Lahrer Flugplatzes, der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht, seinen Widerstand gegen einen Windpark in Ettenheim auf. Damit ist der Weg für die Anlagen frei, wie der Oberbürgermeister von Lahr, Markus Ibert (parteilos), der Bürgermeister von Ettenheim, Bruno Metz (CDU), und der Unternehmer Herrenknecht am Donnerstag in Lahr mitteilten.

Drei Männer lachen in die Kamera und schütteln sich die Hände.
Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz, der Unternehmer Martin Herrenknecht und der Oberbürgermeister von Lahr, Markus Ibert, haben sich geeignigt.

Die Lahrer Flugbetriebs GmbH muss nach Herrenknechts Angaben die Flugroute von Frachtflugzeugen in Richtung Süden ändern, wenn der Windpark kommt. Die Flieger müssten künftig steiler ansteigen. "Das geht nicht so einfach", sagte Herrenknecht. Im Zuge des notwendigen Genehmigungsverfahrens rechnet er mit Anwaltskosten von bis zu 15.000 Euro im Jahr und einem Prozedere über vier bis fünf Jahre.

SWR-Reporter Ulf Seefeldt über die Windpark-Einigung in Lahr:

Vorwürfe an Flugplatz-Betreiber

Der Streit um den Windpark war im Juli öffentlich geworden. Metz hatte die Flugbetriebs GmbH damals scharf kritisiert. Denn diese hatte Ausgleichszahlungen für die Änderung der Flugroute der Frachtflugzeuge verlangt. Aus Ettenheim hieß es: Der Flugplatz wolle das Projekt blockieren. Probleme gebe es nur, wenn vollbeladene Jumbos abheben und dann das Triebwerk ausfalle. Der Unternehmer Martin Herrenknecht ist ein bekennender Gegner von Windkraft im Schwarzwald.

Drei Männer nebeneinander an einem langen Tisch im Gespräch.
Unternehmer Martin Herrenknecht, der Lahrer Oberbürgermeister Markus Ibert und Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz bei der Pressekonferenz in Lahr.

Mit der Einmalzahlung der Projektträger an die Lahrer Flugbetriebs GmbH werde nun ein Rechtsstreit zwischen den Beteiligten vermieden, "der Zeit und Nerven gekostet hätte", wie der Lahrer Oberbürgermeister Ibert sagte. Über die Höhe der Zahlung wurde Stillschweigen vereinbart. Der Flughafen geht jedoch davon aus, dass die Einschränkung des Flugbetriebs vorübergehend jährlich rund 50.000 Euro Umsatzverlust bedeutet. Dieser soll zumindest teilweise kompensiert werden.

Herrenknecht: Habe Verantwortung für Flugplatz

Bürgermeister Bruno Metz hofft, dass die drei Windräder im Jahr 2024 stehen. Sie sollen zusammen 27 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren - das entspricht etwa der Hälfte des Jahresverbrauchs von Ettenheim. Der Bau der Anlagen sei aber von vielen Faktoren abhängig. Das Material für Windräder sei deutlich teurer geworden. Gleichzeitig betonten die beiden Rathaus-Chefs, wie wichtig es angesichts der Energiewende sei, das Potenzial für Windkraft im Schwarzwald auszunutzen.

Der Unternehmer Herrenknecht sprach von seiner Verantwortung als Geschäftsführer der Lahrer Flugbetriebs GmbH. Deutschland werde es in der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht leicht haben, seinen Status als Exportland zu behalten. Er wolle sich auch deshalb für den Lahrer Flugplatz einsetzen. Herrenknecht kritisierte, die öffentliche Diskussion um den Windpark sei so aggressiv gewesen, dass er die Sache zwischenzeitlich habe platzen lassen wollen.

Nachholbedarf bei Windrädern im Südwesten

Baden-Württemberg hinkt beim Ausbau der Windkraft hinterher. Für die kommenden Jahre ist die Zielvorgabe der Bau von bis zu 1.000 neuen Windkraftanlagen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden nach Angaben des Bundesverbands Windenergie und des Fachverbands VDMA Power Systems nur fünf neue Windräder im Südwesten installiert.

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