Die Theresia-Scherer-Schule in Rheinfelden im Landkreis Lörrach setzt verstärkt auf Migrantinnen und Migranten, um den Bedarf an Pflegekräften zu decken. Seit einem Jahr bietet die Schule für sie ein spezielles Ausbildungsprogramm an - mit Erfolg.
Einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer in Rheinfelden
Michel Ndongo aus Kamerun träumt davon, Arzt zu werden. Er hat in seinem Heimatland Abitur gemacht. Mit einem Studienplatz hat es vorerst nicht geklappt, aber dann hört er von einem Angebot in Deutschland: Eine Schule in einem Dorf unweit der Schweizer Grenze bietet, in Kooperation mit diversen Pflegeeinrichtungen, eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer an.
Es handelt sich um eine reguläre, einjährige Ausbildung, die auch Deutsche absolvieren können. Aber für Michel Ndongo gibt es extra Deutschstunden und Einführungen in die hiesige Kultur. Die Voraussetzung: Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 und die Anerkennung seines Schulabschlusses, mindestens als deutschen Hauptschulabschluss.
Bürokratische Hürden für Interessierte aus Afrika, Asien und Osteuropa
Für den zweiten Jahrgang mit zehn Teilnehmenden hat die Schule am 11. September begonnen. Ein Platz bleibt aber vorerst leer, der Teilnehmer wartet noch auf sein Visum. Schulleiter Timo Winkler berichtet, dass gerade die Visumsvergabe eine große Hürde sei. Außerdem vergehe viel Zeit, bis die ausländischen Schulabschlüsse bei den zuständigen Behörden in Deutschland anerkannt seien. Für das Visum müssen sie auch Schul- und Ausbildungsverträge an die Teilnehmenden schicken - ob und wann die in Afrika oder Südostasien ankommen, sei schwer abzuschätzen.
Bei Michel Ndongo hat vor einem Jahr alles geklappt wie geplant: Er wird Teil der ersten Ausbildungsklasse an der Theresia-Scherer-Schule im Rheinfeldener Stadtteil Herten. Neben ihm treten noch elf weitere Menschen die Ausbildung an. Neben Kamerunern sind auch Menschen aus der Elfenbeinküste, aus Nigeria, Marokko, Libyen, Algerien und Indonesien vertreten.
Auszubildende der Heilerziehungspflege unterstützen die ausländischen Schüler bei ihrer Ankunft. Sie erklären ihnen, wie sie ein Bankkonto eröffnen, besuchen gemeinsam das Stadion des SC Freiburg und den Weihnachtsmarkt.
Antwort auf Pflegenotstand in Deutschland
Michel Ndongo erhält Ende August sein Zeugnis, und macht jetzt weiter mit der allgemeinen Ausbildung zum Pflegefachmann. Die absolviert er direkt nebenan, im St. Josefshaus, dem Träger der Schule. In diesem Haus werden Menschen mit Behinderungen und alte Menschen unterstützt und gepflegt.
Pascal Langensiepen, der stellvertretende Schulleiter, betont, dass der Mangel an Pflegepersonal ohne ausländische Fachkräfte gar nicht zu stemmen sei. Das Kursangebot sei sowohl für die Auszubildenden als auch für die Ausbildungsstätten attraktiv, weil es genauso lang dauert wie die reguläre Ausbildung und trotzdem speziell auf Migrantinnen und Migranten zugeschnitten ist. Andere Migrationskurse in dem Bereich dauern meist zwei Jahre.
Die aktuellen Debatten um Flüchtlinge verunsichern die Zuwanderer
Die meisten der Auszubildenden kommen wissbegierig und mit Abitur in der Tasche. Zwei Teilnehmende aus dem ersten Jahr haben den Altenpflegehilfekurs sogar so gut bestanden, dass sie nun direkt ins zweite Lehrjahr zur Pflegefachkraft einsteigen. Die aktuellen Debatten um Migration gehen aber auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Langensiepen berichtet, dass ihm Kursteilnehmende immer häufiger die Frage stellen, wie ihre Zukunft in Deutschland aussehe, und ob sie hier willkommen seien.
Der Kameruner Ndongo hat seinen Traum vom Medizinstudium immer noch im Hinterkopf. Fürs Erste ist er aber mit seiner Ausbildung zufrieden: "Ich mag es, anderen Menschen zu helfen, das ist ein wunderschönes Gefühl für mich", sagt er - einer der zukünftigen, in Deutschland so dringend benötigten Pflegekräfte.