ein Mann und eine Frau mit Buch und Mikrofon

Alemannisch für die Nachwelt erhalten

Die Dialekt-Retter in Wehr

Stand
Autor/in
Laura Könsler

Mundart droht auszusterben, wenn sie nicht gepflegt oder gesprochen wird. Dem ursprünglichen Alemannisch aus Wehr kann das nicht mehr passieren.

Alemannisch ist eine Sprache, die eher selten niedergeschrieben wird. Aber wenn es das gibt, dann weiß man noch lange nicht, wie es sich anhört. Außer es wird aufgenommen. Und genau das haben jetzt Wehrer und Wehrerinnen gemacht, die das typische "Wäärerdütsch" sprechen. Die Wortsammlung hat Bruno Schäuble zusammengetragen, der mittlerweile verstorben ist.

Arzt sammelte Wörter in Mundart

Bruno Schäuble stammte aus Wehr und arbeitete später als Arzt in Freiburg, erklärt der ehemalige Wehrer Kulturamtsleiter Reinhard Valenta. Schäuble habe zwar erläutert, wie man die Wörter ausspricht, aber er sei Mediziner und kein Linguist gewesen. Das heißt, für den gesamten Wortschatz, mehrere 1.000 Wörter, gibt es keine phonologische Transkription. Valenta regte deshalb an, das Buch zu vertonen. In Günter Kramer, einem ehemaligen Kollegen und gebürtigen Wehrer, fand er sofort einen begeisterten Mitstreiter.

Ein Kamermann filmt zwei Männer auf einer geschwungenen Bank
Halten das "Wäärerdütsch" lebendig: Günter Kramer (li.) und der ehemalige Wehrer Kulturamtsleiter Reinhard Valenta.

"Weil Schäuble im Juli 2020 gestorben ist, haben der Günter und ich gesagt: Rettet das Wäärerdütsch. Weil in 50 Jahren keiner mehr weiß, wie diese Wörter geklungen haben."

Fast 40 Wehrer und Wehrerinnen machten bei Aufnahmen mit

So machten sich die beiden auf die Suche nach echten Alemannen. 36 Wehrer und Wehrerinnen - zwischen 21 und 91 Jahre alt - machten mit und so entstand innerhalb von Monaten eine CD, auf der das "Wäärerdütsch" für immer eingebrannt ist.

Herausfordernd sei es gewesen, Leute zu finden, die das Alemannisch, beziehungsweise das "Wäärerdütsch", noch beherrschten. So viele gebe es nicht mehr, weil sich der Dialekt im Laufe der Jahre verändert hat.

zwei Männer auf einer Bank
Günter Kramer (li.) und Reinhard Valenta - beide ehemalige Mitarbeiter des Kulturamtes - haben die Vertonung des Buches angestoßen.

Volkshochschule unterstützt das Mundart-Projekt

Unterstützt wurden die beiden von der Volkshochschule in Wehr. Sie hat die Räume und das Equipment für die Aufnahmen zur Verfügung gestellt. VHS-Leiterin Fatima Zobeidi-Weber hat sich dafür eingesetzt, dass das gesprochene Wort erhalten bleibt.

"Für uns ist dieses Projekt sehr wichtig gewesen. Zum einen, weil sich viele Wehrer Bürger daran beteiligen konnten und die Beschäftigung mit Sprache ist natürlich auch ein Thema an der Volkshochschule."

Und so wird das "Wäärerdütsch" durch die Aufnahme auch in Zukunft immer wieder zu hören sein.

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