Blick auf den Fernsehturm und die Innenstadt von Stuttgart

Nach Festnahme in Stuttgart

Zwei Schweizer werden nach gescheitertem Sprengstoffkauf ausgeliefert

Stand
Autor/in
Daniel Glaus (SRF)
Holger Schmidt (SWR)
Redakteur/in
Kai Laufen (SWR)

Sie wollten illegal Sprengstoff kaufen - und verhandelten ausgerechnet mit der Polizei. Vier Monate nach ihrer Festnahme in Stuttgart werden nun zwei Schweizer in ihre Heimat ausgeliefert. Die Ermittlungen gehen weiter.

Die Anzeige im "Darknet", dem verborgenen Teil des Internets, war eindeutig und rief das Landeskriminalamt auf den Plan: Sprengstoff wurde zum Kauf gesucht. Vermeintlich anonym und diskret. Cyber-Ermittler des Landeskriminalamts in Stuttgart entdeckten das Interesse und boten einen Schein-Kauf an. Denn schon das Kaufinteresse ließ die Ermittler nichts Gutes vermuten. Einen legalen Grund, im Darknet nach Sprengstoff zu suchen: In Stuttgart sei hochwirksamer, synthetischer Sprengstoff zu haben, schrieben sie im Darknet. Tatsächlich wurden die Verhandlungen konkreter, ein Termin und ein Treffpunkt wurden vereinbart. An einem Montag Mitte Juni 2022 sollte die Übergabe erfolgen. In einem Waldgebiet in Stuttgart-Degerloch, oberhalb der Innenstadt und nahe dem berühmten Stuttgarter Fernsehturm.

Sprengstoffkauf am Fernsehturm in Stuttgart

Zum vereinbarten Zeitpunkt erschienen tatsächlich zwei Männer am Treffpunkt. Sie trafen dort allerdings nicht auf die erwarteten Verkäufer, sondern auf das Spezialeinsatzkommando (SEK) Baden-Württemberg und wurden festgenommen. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Nun, vier Monate später, werden sie nach Informationen von SRF und SWR von Deutschland in die Schweiz ausgeliefert. Warum sie den Sprengstoff kaufen wollten, haben sie den Ermittlern offenbar bis zuletzt nicht verraten. Doch die Behörden gehen von einem geplanten Anschlag in einer schweizerischen Großstadt aus. Dass es sich dabei um Basel handeln könnte, ist nach Recherchen von SRF und SWR wahrscheinlich.

Kein politischer Hintergrund

Intensiv haben das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, die Staatsanwaltschaft Stuttgart, die Polizeibehörde "fedpol" der Schweiz und die Bundesanwaltschaft der Schweiz versucht, die Hintergründe zu ermitteln. Klar scheint für die Behörden bislang nur: ein politischer Hintergrund ist wohl auszuschließen. Beide Männer kommen aus der Region Basel, mindestens einer von ihnen soll in der Schweiz schon Kontakt mit der Polizei gehabt haben. Dabei gehe es um den Vorwurf der Körperverletzung durch einen Faustschlag und um Drogendelikte, heißt es in Ermittlungskreisen. 

Die Familien der beiden Beschuldigten geben sich schweigsam und wollen die Untersuchungshaft nicht kommentieren. In Basel heißt es, es habe Streit rund um einen geplanten, aber gescheiterten Kauf eines Strip-Lokals gegeben. Die Ermittler prüfen auch, ob eine Sprengstoffexplosion im März vor einer Villa in Basel im Zusammenhang mit den beiden Männern steht. Damals entstand hoher Sachschaden, das Ablegen des Sprengsatzes wurde offenbar von einer Überwachungskamera gefilmt. 

Ermittlungen der schweizerischen Bundesanwaltschaft 

Anders als in Deutschland, sind in der Schweiz Sprengstoffdelikte immer ein Fall für die dortige Bundesanwaltschaft (BA). Deshalb ermittelt die BA nicht nur den möglichen Zusammenhang der beiden Männer mit der Explosion im März, sondern möchte auch das Verfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des fingierten Kaufs übernehmen. Formal ist das möglich, die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart und das Justizministerium müssen allerdings zustimmen. Diese Zustimmung steht noch aus. Doch die Überstellung der beiden Männer in die Schweiz ist schon ein deutliches Signal. 

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