Neue Software und Personalmangel

Kfz-Zulassungsstelle Stuttgart: Immer noch lange Schlangen

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Katja Trautwein
Katja Trautwein

Wer in Stuttgart ein Auto an- oder ummelden will, muss viel Zeit mitbringen. Erst Probleme mit der Software, jetzt akuter Personalmangel. Könnte ein neues Onlineverfahren Besserung bringen?

Halb acht am Morgen, kurz nach Öffnung der Stuttgarter Kfz-Zulassungsstelle: Die Schlange ist wieder einmal lang. Die Ersten in der Schlange sind seit 4 Uhr morgens da. Einige kommen gewappnet für die lange Wartezeit mit Hocker und Tablet oder Buch.

Sicher drankommt nur, wer eine Wartemarke hat. An diesem Morgen wurden 80 Stück ausgegeben. Eine davon hat Franziska Peitzonka ergattert. Sie ist zum dritten Mal hier, jetzt hat es geklappt. "Besser es ist irgendwann gemacht als gar nicht", sagt sie lachend. So gelassen nimmt das nicht jeder. Mitarbeitende am Schalter müssten viel aufgebrachte Stimmung abfangen, so die Stadtverwaltung.

Weniger als die Hälfte der Schalter besetzt

Gründe für den Rückstau in der Zulassungsstelle seien weiterhin Probleme mit der neuen Software und nun auch akuter Personalmangel. Neue Mitarbeitende zu finden, sei generell schwierig, momentan sei die Situation aber noch verschärft. Den Angaben der Zulassungsstelle nach kommen im Sommer die meisten Kundinnen und Kunden. Dagegen sind viele Mitarbeitende der Zulassungsstelle im Urlaub und aktuell fallen einige wegen Krankheit aus. Mitte der Woche waren nur sechs von 13 Schalter besetzt.

Mitarbeiter am Schalter in der Kfz-Zulassungsstelle Stuttgart mit neuer Software
Leon Gökcen, Mitarbeiter in der Kfz-Zulassungsstelle Stuttgart, arbeitet mit der neuen Software.

An einem der Schalter sitzt Leon Gökcen und arbeitet gegen den Rückstau an. Mit der neuen Software kommt er inzwischen gut klar. Zu Beginn habe es jedoch Schwierigkeiten gegeben und das Programm sei auch mal abgestürzt.

"Mittlerweile braucht man im Schnitt, wenn die Kunden alles haben und alles reibungslos klappt, fünf bis sechs Minuten."

"Mittlerweile braucht man im Schnitt, wenn die Kunden alles haben und alles reibungslos klappt, fünf bis sechs Minuten."

Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart, nennt dazu Sonderfälle: "In einigen wenigen Spezialfällen gibt es in der Tat noch Probleme, die so vielleicht auch nicht vorhersehbar waren. Wir haben Institutionen, die es eben nur in einer Landeshauptstadt gibt, es gibt hier besonders viel Gewerbe. Das führt zu sehr vielen, sehr speziellen Zulassungen."

Software wird monatlich optimiert

Die neue Software "KM-Fahrzeug" kommt nach Angaben des Herstellers Komm.ONE derzeit in 28 Zulassungsbezirken zum Einsatz, bis zum Jahresende sollen es 39 sein. War der Software-Hersteller auf die Spezialfälle einer Landeshauptstadt nicht vorbereitet? Komm.ONE-Vorstand Andreas Pelzner weist das zurück: "Das Zulassungsrecht ist Bundesrecht. Und das müssen letztendlich alle Zulassungsstellen gleich erfüllen. Und deswegen gibt es auch hochstandardisierte Software mit unserem KM-Fahrzeug. Insofern ist mir von Spezialfällen an der Stelle nichts bekannt."

Auf Anfrage der Stadt Stuttgart habe man mit der Zulassungsstelle eine Arbeitsgruppe zum weiteren Austausch über die Software gebildet, biete den Mitarbeitenden Gespräche an und optimiere das Programm monatlich.

Nicht nur in Stuttgart, sondern im ganzen Land läuft die Digitalisierung nicht reibungslos. Geträumt hat man aber schon 1995 von der schönen neuen Arbeitswelt. Eine Enquete-Kommission des Landtages in Baden-Württemberg sollte bereits vor 30 Jahren Chancen und Risiken der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ergründen.

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Entspannung der Situation ab 1. September?

Komm.ONE sieht für Stuttgart Licht am Ende des Tunnels - im September kann die zusätzliche neue Software "i-Kfz-4" an den Start gehen. Ein Programm mit dem Kundinnen und Kunden die Zulassung online vom eigenen Schreibtisch aus machen können. Viele Bürgerinnen und Bürger sowie juristische Personen sollen sich den Gang zur Zulassungsstelle so sparen können. "Das bedeutet eine große Entlastung sicherlich auch für die Zulassungsstellen", so Pelzner.

Direkt Losfahren mit vorübergehendem Dokument

In Stuttgart ist die Onlinezulassung für Privatpersonen bereits mit dem Vorgängerverfahren möglich, die Identifikation stellt allerdings eine Hürde dar. Die "Online-Ausweisfunktion" wird dafür benötigt, nicht jeder hat sie für seinen Personalausweis aktiviert. "i-Kfz-4" soll dann mehrere Möglichkeiten zur Online-Identifikation anbieten. Außerdem liefere das Programm nach Abschluss der Eingaben für die Kfz-Zulassung direkt ein Dokument zum Ausdrucken. Damit soll das Losfahren künftig direkt möglich sein, noch bevor die originalen Zulassungsunterlagen samt Plakette per Post eintreffen. In Heilbronn und Mannheim wird die neue Onlinezulassung nach Angaben des Landesinnenministeriums als Pilotversion getestet.

Stuttgart rechnet weiter mit Warteschlangen

Die Stadt Stuttgart ist hingegen noch zurückhaltend mit einer Prognose auf Besserung. Zwar werde man das neue Onlineverfahren zum bundesweiten Stichtag am 1. September einführen, "aber wir können zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob es zu einer Entspannung führt", so Stadtsprecher Matis.

Vorerst heißt es in Stuttgart wohl: weiter Schlangestehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung bleibt die Zulassungsstelle im August freitags komplett geschlossen, um unter anderem Rückstände aufzuarbeiten. Onlinetermine können wegen der "Verfahrensänderung" derzeit keine angeboten werden.

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