Sicherheit bei Weindörfern und Pferdemarkt

Nach Anschlag in Solingen: Stuttgart und andere Städte reagieren mit Waffenverbot

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Autor/in
Julian Hammerstein
Julian Hammerstein aus dem SWR1 Team
Laura Cloppenburg
Porträt-Foto von Laura Cloppenburg

Die Stadt Stuttgart will das Weindorf mit neuen Maßnahmen vor einem möglichen Messerangriff schützen. Der OB erlässt dafür eine Polizeiverordnung. Auch andere Städte schärfen nach.

Nach dem Anschlag im nordrhein-westfälischen Solingen mit drei Toten und acht Verletzten beim Stadtfest verschärft die Stadt Stuttgart die Sicherheitsvorkehrungen für das am Mittwoch beginnende Weindorf. Das haben die Verantwortlichen am Montag bekannt gegeben.

Waffenverbotszone und mehr Polizeikontrollen auf Stuttgarter Weindorf

Das Stuttgarter Weindorf findet auf dem Markt- und dem Schillerplatz statt und liegt damit bereits innerhalb der im Jahr 2023 eingeführten Waffenverbotszone. Diese gilt allerdings bislang nur in den Abend- und Nachtstunden rund um Wochenenden und Feiertage. Während des Festes sollen die Zeiten nun im Weindorfbereich auf die Öffnungszeiten angepasst werden, wie die Stadt Stuttgart nun mitteilte. Ab 11:30 Uhr bis 23 bzw. 24 Uhr dürfen hier damit auch unter der Woche keine Messer mit einer Klingenlänge von mehr als vier Zentimetern mitgeführt werden. Bei Verstoß drohen Bußgelder.

Nach dem Anschlag in Solingen möchten wir nichts unversucht lassen, um die objektive und subjektive Sicherheit zu erhöhen.

Außerdem soll es während des Weinfestes verstärkt Polizeikontrollen geben. Dafür erlässt Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) extra eine Polizeiverordnung. Das Ganze bis Mittwoch hinzubekommen, sei ein verwaltungstechnischer Kraftakt, sagte Albrecht Stadler, Leiter des Ordnungsamtes in Stuttgart. Es sei aber ein Signal, das die Stadt leisten könne und wolle, so Stadler weiter.

Waffenverbotszone für die gesamte Dauer des Weindorfs

Bereits vor wenigen Wochen hatte die Stadt Stuttgart eine generelle Ausweitung der Waffenverbotszone geprüft. Hintergrund waren mehrere blutige Messerattacken in der Stadt in diesem Sommer. Erst Ende Juli hatte ein 17-jähriger Syrer drei Menschen mit einem Messer angegriffen. Ein Garant, dass sich Vorfälle wie in Solingen nicht wiederholen, seien die jetzt getroffenen Maßnahmen allerdings nicht, heißt es von der Stadt. Selbstverständlich werde sich kein Attentäter von einer Waffenverbotszone abhalten lassen. Man müsse hier klar zugeben: es ist eine beschränkte Maßnahme. Aber eine, die die Stadt nicht ungenutzt lassen will.

Es ist eine Möglichkeit allen klar zu machen: Ihr braucht kein Messer und jedes Messer ist eines zu viel.

Keine Einlasskontrollen und Absperrungen beim Weindorf

Anders als beispielsweise bei der Fußball-EM im Sommer wird es beim Weindorf allerdings keine Einlasskontrollen geben. Das Weindorf sei durch seine Lage zu offen, um das zu realisieren, so Veranstalter Dominik Schwab auf Nachfrage des SWR. Diesen offenen Charakter des Festes wolle man auch nicht aufgeben. Das bestehende Sicherheitskonzept des Veranstalters - unabhängig von den neuen Maßnahmen von Stadt und Polizei - soll nicht zusätzlich nachgeschärft werden. Es trage der erhöhten Gefährdungslage bereits Rechnung, so Schwab.

Wir haben, glaube ich, alle die schreckliche Tat im Hinterkopf - wir dürfen uns aber auch nicht die Freude nehmen lassen, so eine Veranstaltung zu besuchen.

Der baden-württembergische Verfassungsschutz sieht nach dem Anschlag von Solingen ein reales Bedrohungs-Szenario durch die Gefahr eines islamistischen Anschlags, wie die Behörde auf SWR-Anfrage mitteilte. Diese gehe insbesondere von Einzelakteuren oder Kleinstgruppen aus, die zu einfachen Tatmitteln greifen. Ein konkreter Terrorverdacht, etwa für das Weindorf in Stuttgart, besteht laut Behörden aber nicht. Die Veranstalter hoffen nun, dass die ergänzenden städtischen und polizeilichen Maßnahmen die Menschen beruhigen und auch in diesem Jahr wieder bis zu einer Million Gäste in die Lauben strömen.

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Weitere Städte reagieren mit Waffenverbot

Auch andere Städte, in denen zeitnah Stadtfeste anstehen, reagieren auf den Messerangriff in Solingen. Auf dem am Freitag beginnenden Bietigheimer Pferdemarkt (Kreis Ludwigsburg) soll ebenfalls eine Waffenverbotszone gelten, wie die Stadt Bietigheim-Bissingen mitteilt. Auch soll es auf dem zugehörigen Krämermarkt in diesem Jahr keine Messer zu kaufen und auch keine Messerschleifer geben. Rund 300.000 Menschen werden erwartet, zu viele, um Eingänge zu kontrollieren, so die Stadt. Bereits 2022 war es zu einem Vorfall mit einem Randalierer gekommen, der mit einer Schere bewaffnet über das Marktgelände lief.

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Und auch die Stadt Heilbronn hat angekündigt, die bestehende Waffenverbotszone, die bislang auf den Hauptbahnhof beschränkt ist, für das dortige Weinfest auf die Innenstadt auszuweiten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft für Baden-Württemberg fordert zudem mehr Möglichkeiten, um beispielsweise Messer bei Volksfesten aufzuspüren.

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