Nach dem Anschlag im nordrhein-westfälischen Solingen mit drei Toten und acht Verletzten beim Stadtfest verschärft die Stadt Stuttgart die Sicherheitsvorkehrungen für das am Mittwoch beginnende Weindorf. Das haben die Verantwortlichen am Montag bekannt gegeben.
Waffenverbotszone und mehr Polizeikontrollen auf Stuttgarter Weindorf
Das Stuttgarter Weindorf findet auf dem Markt- und dem Schillerplatz statt und liegt damit bereits innerhalb der im Jahr 2023 eingeführten Waffenverbotszone. Diese gilt allerdings bislang nur in den Abend- und Nachtstunden rund um Wochenenden und Feiertage. Während des Festes sollen die Zeiten nun im Weindorfbereich auf die Öffnungszeiten angepasst werden, wie die Stadt Stuttgart nun mitteilte. Ab 11:30 Uhr bis 23 bzw. 24 Uhr dürfen hier damit auch unter der Woche keine Messer mit einer Klingenlänge von mehr als vier Zentimetern mitgeführt werden. Bei Verstoß drohen Bußgelder.
Nach dem Anschlag in Solingen möchten wir nichts unversucht lassen, um die objektive und subjektive Sicherheit zu erhöhen.
Außerdem soll es während des Weinfestes verstärkt Polizeikontrollen geben. Dafür erlässt Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) extra eine Polizeiverordnung. Das Ganze bis Mittwoch hinzubekommen, sei ein verwaltungstechnischer Kraftakt, sagte Albrecht Stadler, Leiter des Ordnungsamtes in Stuttgart. Es sei aber ein Signal, das die Stadt leisten könne und wolle, so Stadler weiter.
Waffenverbotszone für die gesamte Dauer des Weindorfs
Bereits vor wenigen Wochen hatte die Stadt Stuttgart eine generelle Ausweitung der Waffenverbotszone geprüft. Hintergrund waren mehrere blutige Messerattacken in der Stadt in diesem Sommer. Erst Ende Juli hatte ein 17-jähriger Syrer drei Menschen mit einem Messer angegriffen. Ein Garant, dass sich Vorfälle wie in Solingen nicht wiederholen, seien die jetzt getroffenen Maßnahmen allerdings nicht, heißt es von der Stadt. Selbstverständlich werde sich kein Attentäter von einer Waffenverbotszone abhalten lassen. Man müsse hier klar zugeben: es ist eine beschränkte Maßnahme. Aber eine, die die Stadt nicht ungenutzt lassen will.
Es ist eine Möglichkeit allen klar zu machen: Ihr braucht kein Messer und jedes Messer ist eines zu viel.
Keine Einlasskontrollen und Absperrungen beim Weindorf
Anders als beispielsweise bei der Fußball-EM im Sommer wird es beim Weindorf allerdings keine Einlasskontrollen geben. Das Weindorf sei durch seine Lage zu offen, um das zu realisieren, so Veranstalter Dominik Schwab auf Nachfrage des SWR. Diesen offenen Charakter des Festes wolle man auch nicht aufgeben. Das bestehende Sicherheitskonzept des Veranstalters - unabhängig von den neuen Maßnahmen von Stadt und Polizei - soll nicht zusätzlich nachgeschärft werden. Es trage der erhöhten Gefährdungslage bereits Rechnung, so Schwab.
Wir haben, glaube ich, alle die schreckliche Tat im Hinterkopf - wir dürfen uns aber auch nicht die Freude nehmen lassen, so eine Veranstaltung zu besuchen.
Der baden-württembergische Verfassungsschutz sieht nach dem Anschlag von Solingen ein reales Bedrohungs-Szenario durch die Gefahr eines islamistischen Anschlags, wie die Behörde auf SWR-Anfrage mitteilte. Diese gehe insbesondere von Einzelakteuren oder Kleinstgruppen aus, die zu einfachen Tatmitteln greifen. Ein konkreter Terrorverdacht, etwa für das Weindorf in Stuttgart, besteht laut Behörden aber nicht. Die Veranstalter hoffen nun, dass die ergänzenden städtischen und polizeilichen Maßnahmen die Menschen beruhigen und auch in diesem Jahr wieder bis zu einer Million Gäste in die Lauben strömen.
Die wichtigsten Infos FAQ zum Stuttgarter Weindorf: Das sollten Besucher wissen
Wie sind die Öffnungszeiten? Was gibt es Neues? Wie viel kostet ein Viertele? Wie finde ich veganes Essen auf dem Stuttgarter Weindorf? Alle Antworten gibt es hier im Überblick.
Weitere Städte reagieren mit Waffenverbot
Auch andere Städte, in denen zeitnah Stadtfeste anstehen, reagieren auf den Messerangriff in Solingen. Auf dem am Freitag beginnenden Bietigheimer Pferdemarkt (Kreis Ludwigsburg) soll ebenfalls eine Waffenverbotszone gelten, wie die Stadt Bietigheim-Bissingen mitteilt. Auch soll es auf dem zugehörigen Krämermarkt in diesem Jahr keine Messer zu kaufen und auch keine Messerschleifer geben. Rund 300.000 Menschen werden erwartet, zu viele, um Eingänge zu kontrollieren, so die Stadt. Bereits 2022 war es zu einem Vorfall mit einem Randalierer gekommen, der mit einer Schere bewaffnet über das Marktgelände lief.
Bei Stadt- und Volksfesten Anschlag in Solingen: Polizeigewerkschaft in BW fordert mehr Kontroll-Befugnisse
BW-Innenminister Strobl und andere Politikerinnen und Politiker haben die Tat in Solingen verurteilt. Eine Polizeigewerkschaft fordert von Strobl mehr Durchsuchungsmöglichkeiten.
Und auch die Stadt Heilbronn hat angekündigt, die bestehende Waffenverbotszone, die bislang auf den Hauptbahnhof beschränkt ist, für das dortige Weinfest auf die Innenstadt auszuweiten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft für Baden-Württemberg fordert zudem mehr Möglichkeiten, um beispielsweise Messer bei Volksfesten aufzuspüren.
Kommentare (3)
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Warum dauern eigentlich die Verfahren so ätzend lange? Arbeiten die Antragsteller mit oder nicht? Wer halt ohne Papiere kommt und nicht mal die Ortschaft beschreiben kann, aus der er angeblich ist, der MUSS einen Malus bekommen. Und ganz klar müssen die Schwarzen Schafe zügig aus dem Land. Für diese Erkenntnis braucht man keine AfD - nur an's Umsetzen traut sich niemand ran. Ich bin mal gespannt, wenn im Osten hochprozentig AfD mitregiert, ob die überhaupt nur ansatzweise etwas verändert bekommen. Besser die Braunen bewähren sich im rotblauen Osten als im Westen. Und wenn sie ihren Pflichten im Bund nicht nachkommen, einfach so erfahren wie die EU mit Polen und Ungarn: Gelder abdrehen. Dann merken auch die Blaubraunen schnell, dass man die Hand nicht beißt, die einem füttert.
Jetzt also wieder der Ruf nach mehr Überwachung. ABER: Ein Messer, ein Cutter o.ä. ist sehr schwer zu finden, kann überall versteckt werden! In all der Diskussion fehlt mir die Einbindung der islamischen Gemeinschaften. Deren Einfluss ist mit Sicherheit groß! NUR, wenn die Imame und "Glaubensgemeinschaften" von fremden Staaten gekapert sind, dann sind es keine Religionsgemeinschaften, sondern Agitatoren. Oder anders herum: Wer sich jetzt nicht auf die Seite der Gesellschaft stellt, entlarvt sich selbst. Es gibt halt noch zu viele "Hamburger Islamistenvereinigungen". Aber sicher ist: Ein Anschlag wie der jetzige ist garantiert nicht im Sinne Allahs! Und dann fehlt mir die klare Benennung der Täter: Das ist Abschaum, das sind Deppen und Voll-Idioten und verdienen die volle Herabwürdigung der Gesellschaft. Stattdessen bereiten wir ihnen die große Bühne. Klar weckt das Mitläufer!
Das ist leider sinnlos- jeder weiß es bringt nichts. Wem das Messer abgenommen werden sollte der kommt zurück mit noch schlimmeren um seine Absicht durchzuziehen. Und wie bitteschön soll dieses Verbot konsequent kontrolliert werden? Jeder Besucher bis auf die kleinste Körperfalte durchsuchen ? Lächerlich. Leider ! Wer wirklich Absichten hat - der zieht es durch. Egal mit oder ohne halbherzigen Pseudomassnahmen. Leider! Ich hoffe auf eine friedliche und ganz einfach schöne Weindorfzeit.