Elf Millionen Euro Förderung

Gaskrise: Pipeline für Wasserstoff soll Esslingen und Stuttgart vernetzen

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Eine Pipeline für Wasserstoff soll bis 2024 zwischen Stuttgart und Esslingen gebaut werden. Dafür gibt es elf Millionen Euro Förderung. Doch kann Wasserstoff künftig Erdgas ersetzen?

Die Leitung soll zunächst Stuttgart mit Esslingen verbinden. Vorerst. Denn langfristig ist eine Verlängerung bis beispielsweise Wendlingen (Kreis Esslingen) angedacht. Das erklärten Vertreter der Stuttgarter und der Esslinger Stadtwerke dem SWR. An zwei Orten in Stuttgart und einem in Esslingen soll künftig Wasserstoff produziert werden. Eine Anlage im Klimaquartier in der Weststadt von Esslingen produziert schon Wasserstoff, der ins Gasnetz eingespeist werde, so ein Vertreter der Stadtwerke.

Projekt soll zeigen, dass BW Wasserstoff-Wirtschaft kann

Laut Walter Rogg von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart soll die geplante Wasserstoff-Pipeline Modellcharakter für ganz Baden-Württemberg haben. Sie wird nach Angaben der Projektbetreiber mit elf Millionen Euro vom Land und der EU gefördert. Damit könne nun der Bau geplant werden für die Wasserstoff-Pipeline des Gemeinschaftsprojekts "H2 GeNeSiS" von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS), den Stadtwerken Esslingen, den Stadtwerken Stuttgart, dem Steinbeis-Innovationszentrum energieeffiziente und emissionsfreie Technologien (SIEET) und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW (ZSW). "Die Pipeline soll den Nachweis bringen, dass man in Baden-Württemberg Wasserstoff-Wirtschaft kann", sagt Wirtschaftsförderer Walter Rogg.

Kann Wasserstoff Erdgas ersetzen?

Wasserstoff sei in der Herstellung teuer, erklärt Jörg Zou, Geschäftsführer der Stadtwerke Esslingen. Bislang habe der Energieträger deshalb als "Champagner" gegolten. Anlagen zur Produktion von Wasserstoff, wie man sie in Esslingen bereits betreibt, seien derzeit noch Einzelanfertigungen und damit sehr teuer. Da der Preis für Erdgas massiv steige, werde Wasserstoff aber konkurrenzfähiger. Auch beim Stuttgarter Hafen soll eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff entstehen. Parallel sollen dort Photovoltaik-Anlagen und Speicherkapazitäten für Strom aufgebaut werden. In Esslingen werde bereits Wasserstoff in das regionale Gasnetz eingespeist, führt ein Sprecher der Stadtwerke aus. Mit dieser Beimischung von Wasserstoff zur Erdgasversorgung habe man sehr gute Erfahrung gemacht, heißt es.

Anlage zur Produktion von Wasserstoff
In Esslingen wird bereits Wasserstoff produziert und in das Gasnetz eingespeist. Künftig soll von hier auch in die Pipeline nach Stuttgart Wasserstoff eingespeist werden.

Wann soll die Pipeline fertig sein?

Die Pipeline soll auch eine Produktionsstelle am Stuttgarter Hafen mit dem Stadtteil Gaisburg verbinden. Dort plant die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Abnehmer für Wasserstoff zu werden. Hier könnte nach dem Plan der Projektbetreiber eine Wasserstoff-Tankstelle für Fahrzeuge entstehen. Danach soll die Pipeline in der Nähe der S-Bahn-Trasse unterirdisch bis Esslingen weiter verlaufen. Dort soll dann das Klimaquartier in der Weststadt angeschlossen werden. Es bestehen Überlegungen, auch den Automobilhersteller Mercedes-Benz in Mettingen (Kreis Esslingen) zu vernetzen. Weitere potentielle Kunden interessierten sich für einen Anschluss, heißt es von den Projektträgern. Bis Ende 2024 soll die Pipeline laut einer Sprecherin der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart (WRS) in Betrieb gehen.

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SWR