Feiernde Menschenmassen in einem Festzelt auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart

Nach hunderten Norovirus-Fällen auf Frühlingsfest

Interview: Wie hoch ist das Risiko, sich auf dem Wasen anzustecken?

Stand
Das Interview führte
Werner Trefz
Onlinefassung
Olga Henich
Olga Henich

Der Wasen steht für sorglose Freude. Doch wenn Tausende in einem Festzelt zusammenkommen, steigt das Risiko, sich anzustecken. Ein Experte spricht über die Infektionsgefahr.

Vom 27. September bis zum 13. Oktober wird das Cannstatter Volksfest auf dem Wasen voraussichtlich hunderttausende Besucherinnen und Besucher in die Festzelte locken. Beim letzten großen Fest auf dem Wasen, dem Stuttgarter Frühlingsfest, hatten sich im April dieses Jahr mehr als 800 Personen mit dem Norovirus angesteckt. Wie steht es nun um die Infektionsgefahr am Wasen? Florian Hölzl vom Gesundheitsamt Stuttgart empfiehlt, sich an bestimmte Regeln zu halten, um das Risiko gering zu halten. Der Abteilungsleiter für Infektionsschutz und Umwelthygiene ist auch Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie.

SWR Aktuell: Herr Hölzl, gerade beginnt ja die Erkältungssaison. Welche Gefahren schlummern denn aktuell?

Florian Hölzl: Laut aktuellem Bericht des Landesgesundheitsamtes steigt gerade wieder die Zahl von Atemwegsinfektionen an. Das ist zum einen bedingt durch die Rhinoviren und zum anderen durch das Coronavirus. Rhinoviren führen zu einer harmlosen Erkrankung und Covid ist gerade für Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Menschen potenziell gefährlich und sogar tödlich.

SWR Aktuell: Auf dem Cannstatter Wasen sitzen ja viele Menschen eng aneinander in einem Zelt. Ist da das Ansteckungsrisiko höher?

Hölzl: Ja, an Orten, wo viele Menschen zusammenkommen, ist das Risiko ein bisschen höher. Mit Blick auf den Herbst und Winter ist es deshalb wichtig, seine Impfungen noch mal auffrischen zu lassen. Da geht es vor allem um die Grippe und das Corona-Virus. Gegen Noroviren kann man sich zum Beispiel nicht impfen. Da spielt die Basishygiene eine besondere Rolle.

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SWR Aktuell: Wie können sich die Leute denn selbst schützen?

Hölzl: Man kann sich selbst schützen, indem man zum Beispiel nach dem Toilettengang und vor dem Essen die Hände mit Seife wäscht. Niesen Sie nicht in die Hand, sondern in die Armbeuge. Achten Sie auch darauf, sich nicht in den Mund und in die Augen zu fassen. Denn durch die Schleimhäute können Sie sich selbst infizieren.

Wichtig ist außerdem der gegenseitige Schutz. Wenn Sie selbst Magen-Darm-Probleme, Fieber oder Atemwegserkrankungen haben, wäre es wichtig, einen Besuch beim Wasen zu unterlassen, um andere zu schützen. Das gilt auch dann, wenn jemand in ihrem Haushalt krank ist. Es ist nämlich möglich, dass Sie bereits angesteckt sind und die Symptome erst später kommen.

Florian Hölzl Gesundheitsamt Stuttgart
Florian Hölzl, Gesundheitsamt Stuttgart

SWR Aktuell: Wie können und müssen die Wirte zum Gesundheitsschutz beitragen?

Hölzl: Nicht nur die Wirte, sondern alle Mitarbeiter auf dem Wasen sollten auf die Umsetzung der Hygienevorgaben achten. Das heißt vor allem, dass man nicht mit Krankheitssymptomen zur Arbeit gehen sollte. Auch die Erst- und Folgebelehrung im Umgang mit Lebensmitteln ist wichtig. Im Zelt wiederum sollten Gäste- und Personaltoiletten getrennt sein. In der Küche muss darauf geachtet werden, dass die Speisen richtig gelagert und zubereitet werden. Oberflächen sollten gut abwischbar sein.

SWR Aktuell: Wie oft kontrolliert die Stadt Stuttgart in den Festzelten?

Hölzl: Das Gesundheitsamt überprüft schon während des Aufbaus die Trinkwasserinstallationen. In dem Rahmen wird auch auf die Hygiene vor Ort geachtet. Wenn es dabei irgendwelche Auffälligkeit gibt, kontrollieren wir natürlich noch mal nach. Ansonsten gehen wir Hinweisen und Beschwerden nach. Selbstverständlich sind auch andere Behörden mit Kontrollen vor Ort, zum Beispiel die Lebensmittelüberwachung.

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Hölzl: Wir gehen davon aus, dass das Virus eingeschleppt wurde und nicht aus den Festzelten kam. Zu 100 Prozent können wir es aber nicht mehr aufklären.

SWR Aktuell: Muss man heute Bedenken haben, aufs Volksfest zu gehen?

Hölzl: Natürlich ist das Risiko, sich in einem beengten Festzelt anzustecken, immer etwas höher als zu Hause. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es eben nicht. Über Impfungen und eine gewisse Basishygiene kann man dieses Risiko aber verringern. Das gilt übrigens auch für alle Events jenseits des Wasens.

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