Weniger Schutzmaßnahmen nach Corona-Pandemie

Fälle von Masern steigen in BW sprunghaft an - Ansteckung häufig im Ausland

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Andrea Blocksdorf
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Jana Prochazka
Bild von der SWR-Redakteurin Jana Prochazka

Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Maserninfektionen in Baden-Württemberg auf 24 gestiegen. Das sind fast fünfmal mehr Fälle als im gesamten Jahr 2023. Das entspricht auch dem europäischen Trend.

Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Zahl der Masernfälle im gesamten europäischen Raum sprunghaft an. Dieser Trend zeichnet sich auch in Baden-Württemberg ab.

Zahl der Masernfälle passt sich Vor-Corona-Niveau an

Wie das baden-württembergische Gesundheitsministerium auf SWR-Anfrage mitteilte, ist die Anzahl der übermittelten Maserninfektionen seit Jahresbeginn auf 24 Fälle gestiegen. Das ist ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr, in dem fünf Fälle gemeldet wurden. Im Jahr 2022 gab es laut Ministerium insgesamt einen Fall und im Jahr 2021 wurde kein Masernfall in Baden-Württemberg gemeldet.

Vor der Corona-Pandemie sah das anders aus: 2019 waren es noch 73 Fälle und im Jahr 2020 insgesamt 23 Fälle. Die Maserninfektionen, die durch Tröpfchen übertragen werden, seien während der Pandemie wegen der Infektionsschutzmaßnahmen zurückgegangen, heißt es aus dem Ministerium.

BW-Gesundheitsministerium: Maserninfektionen meist aus dem Ausland

Bei 80 Prozent der bislang registrierten Infektionen 2024 haben sich laut Gesundheitsministerium die Erkrankten entweder im Ausland oder durch eine Person, die die Erkrankung aus dem Ausland mitgebracht hat, mit Masern angesteckt. Aktuell stiegen die Maserninfektionen weltweit an. Das Gesundheitsministerium rechnet deshalb auch in Baden-Württemberg mit einem moderaten Anstieg und rät zur Impfung.

Impfpflicht gegen Masern für Schulkinder seit 2020

Seit März 2020 gilt die Impfpflicht gegen Masern für Kinder, die in einer Kindertagesstätte oder durch eine Tagesmutter betreut werden sollen. Laut Gesundheitsministerium ist die Impfquote von 89,9 Prozent im Jahr 2019 auf mittlerweile 96,5 Prozent in 2023 gestiegen. Um die Zahl der Maserninfektionen einzudämmen, schließe sich das Ministerium "vollumfänglich" der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) an.

Demnach sollen alle Kinder ab dem Alter von elf Monaten mit insgesamt zwei Impfstoffdosen gegen Masern geimpft werden. Auch Erwachsenen wird seit 2010 eine einmalige MMR-Impfung als Standardimpfung empfohlen.

Masern sind sehr ansteckend und können tödlich verlaufen

Masern zeichnen sich durch einen fleckigen Hautausschlag aus. Daneben haben Erkrankte oft grippeähnliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schnupfen, Fieber, Husten oder auch eine Bindehautentzündung. Laut dem Immunologen Leif Eric Sander von der Charité Berlin übertragen sich Masern sehr leicht: Man schätze, dass eine Person zwischen 12 und 18 weitere Personen mit den Masern infizieren kann.

SWR-Redakteur Stefan Troendle im Gespräch mit Leif Eric Sander, Immunologe an der Charité Berlin:

Eine Maserninfektion ist nicht ungefährlich: Sie kann bleibende Schäden wie Sehbehinderungen verursachen und im schlimmsten Fall tödlich sein. Eine Masernimpfung schützt sowohl vor einer Erkrankung als auch vor der Infektion. Das Virus kann also nicht an andere weitergegeben werden. Wer bereits in der Kindheit geimpft wurde, muss den Impfschutz nicht nochmal auffrischen. Laut Robert Koch-Institut hält dieser nach einer zweifachen Impfung lebenslang an.

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Stefan Troendle im Gespräch mit Prof. Leif Eric Sander, Immunologe Charité Berlin

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