Die Gewerkschaft ver.di hat am Freitag Mitarbeitende der SSB in Stuttgart und des SVE in Esslingen zum Streik aufgerufen. Busse und Bahnen blieben in den Depots. Aber auch die parallel stattfindendenden Klimaproteste führten nicht zum Verkehrskollaps.
- "Fridays for Future": Sichtbare Solidarität mit SSB-Beschäftigten
- Stimmt ab!
- Trotz Streik bei SSB und SVE: Keine übervollen S-Bahnen, kein Chaos
- Darf ich mit VVS-Ticket bei Streik auch andere Verbindungen nutzen?
Ein Warnstreiktag geht zu Ende - das Chaos blieb aus
Entweder die Warnungen wurden erhört oder sie waren unnötig - klären kann man das im Nachhinein kaum. Jedenfalls kam es diesen Freitag nicht zu den befürchteten Verkehrschaos in Stuttgart und Esslingen. Viele Menschen hatten sich darauf eingestellt, dass Bahnen und Busse wegen des Warnstreiks im Öffentlichen Nahverkehr in den Depots geblieben sind. Die Erfahrungen, die die SWR-Reporterinnen und Reporter in Stuttgart und Esslingen gemacht haben, decken sich mit einer kleinen Umfrage unter den Lesern dieses Blogs:
- 57,4 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen hatten sich gut auf den Streik eingestellt und hatten keine größeren Probleme.
- 29,8 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen konnten ohnehin zu Hause bleiben.
- 12,7 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen hatten mit den Auswirkungen des Streiks zu kämpfen oder meldeten Land unter.
Laut offiziellen Zahlen legten in ganz Baden-Württemberg weit über 6.000 Beschäftigte der Nahverkehrsunternehmen ihre Arbeit nieder, das teilte Verdi am Freitag mit. Zudem gingen in mehr als 40 Städten im Südwesten gingen auch Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten auf die Straße. Die Gruppen liefen zum Teil gemeinsam. Die Gewerkschaft ver.di zeigte sich mit Blick auf die Warnstreiks am Freitag sehr zufrieden: "Wir haben eine größere Beteiligung als in den vergangenen Jahren", sagte Jan Bleckert vom Landesbezirk Baden-Württemberg.
Mehr zum landesweiten Streikgeschehen gibt es hier zum Nachlesen:
ÖPNV massiv von Ausfällen betroffen Warnstreiks in BW: Laut ver.di streiken über 6.000 Beschäftigte
Wegen Warnstreiks am Freitag fallen im Nahverkehr zahlreiche Verbindungen aus. Busse und Züge fahren nur eingeschränkt, teilweise gar nicht. Ein Überblick über die Lage in BW.
Das SWR Studio Stuttgart beendet an dieser Stelle die Berichterstattung vom Streik. Wir danken herzlich für Euer Interesse.
Bus- und Bahnreisende bekommen Streiks zu spüren
In vielen Städten in Baden-Württemberg wurde heute gestreikt. So auch in Esslingen, wo die Streikenden auf dem Marktplatz zusammenkamen. Die Auswirkungen bekamen vor allem die Menschen mit, die Bus- oder U-Bahnfahren wollten.
Für mehr Geld und Perspektive: Mehrere Hundert bei Demo in Esslingen
Etwa 300 bis 400 Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben am Mittag in Esslingen demonstriert. Mit den Fahrerinnen und Fahrern des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen gingen auch viele Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße. Das mache sie "für mehr Geld für die Auszubildenden, weil es einfach schwer ist, selbstständig zu werden in seinem Alltag", erklärt die Auszubildende zur Erzieherin Franziska Dachs ihre Motivation für die Teilnahme heute. Zum Beispiel den ersten Umzug von Zuhause raus mit so wenig Ausbildungsgeld, das ginge eigentlich fast nicht.
Bruno Weller, Mitarbeiter im Tiefbauamt, sagt: "Die Mieten werden teurer, die Nebenkosten werden teurer, die Lebensmittel - alles wird teurer. Und deswegen gehen wir auf die Straße, dass wir auch eine Zukunft haben."
Volle Fahrsteige bei der S-Bahn am Hauptbahnhof
Während die Stadtbahnen nicht fahren, sind die S-Bahnsteige am Hauptbahnhof - und die Bahnen - voll.
Esslingen: "Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag!"
Auch in Esslingen ruhte heute der Nahverkehr. Die Busfahrerinnen und Busfahrer des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE) sowie weitere Angestellte im öffentlichen Dienst demonstrierten Freitagvormittag in der Esslinger Altstadt für höhere Löhne. Die Demo endete mit einer lebhaften Kundgebung.
Klimastreik-Demo in Stuttgart im Zeichen der ver.di-Warnstreiks
In Stuttgart ziehen am Nachmittag beim globalen Klimastreik zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Stadt, bevor in diesen Minuten die Kundgebung vor dem Schauspielhaus startet. Die Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 unterstützt die Demonstration.
Bündnissprecher Martin Poguntke kritisierte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als "Mobilitätswende-Blockierer". Auf die Art, wie Wissing den Bau von Autobahnen und Bahnprojekten beschleunigen wolle, führe das "zu mehr Autoverkehr und klimaschädlichen Bahn-Großprojekten statt zu einem Umstieg vom Auto auf die Bahn".
Stuttgarter OB Frank Nopper zeigt Verständnis für Streikende
Die Gewerkschaft ver.di lässt ihre Muskeln spielen: Mit den heutigen Warnstreiks bei Bussen und Bahnen versucht sie, Druck bei den Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst zu machen. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) zeigt dafür gegenüber dem SWR einerseits Verständnis. Andererseits ruft er zu einem - wie er sagt - "vernünftigen Kompromiss" auf.
Mehr Verkehr als sonst in Stuttgart, aber keine Mega-Staus
Die Autofahrerinnen und Autofahrer dürften heute Morgen aufgeatmet haben, als die Straßen in Stuttgart und drum herum doch nicht vollkommen verstopft waren. Ja, es war mehr los als sonst, so vielerorts der Eindruck. So blockierten beispielsweise Autos am Charlottenplatz Radwege. Aber um ehrlich zu sein: Der Verkehr in Stuttgart kann noch deutlich anstrengender sein als heute.
Nächste Warnstreiks in der Region ab Montag
Wie ver.di Baden-Württemberg ankündigt, sind die nächsten Warnstreiks in der Region Stuttgart am 6., 7. und 8. März geplant. Im Visier sind vor allem soziale Einrichtungen. Am 6. März sind Beschäftigte in Filderstadt, Neuhausen, Wolfschlugen und Aichtal zum Warnstreik aufgerufen. Eine Kundgebung soll in Sielmingen um 9 Uhr vor dem Rathaus stattfinden. Am 7. März ist Nürtingen aufgerufen: mit der Klinik, der Stadtverwaltung und den Beschäftigten in Unterensingen und Frickenhausen. Ab 11 Uhr ist eine Demonstration geplant, eine Kundgebung soll gegen 11:40 Uhr auf dem Schillerplatz stattfinden. Zudem sind am Dienstag die Beschäftigten der Klinik in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) zum Warnstreik aufgerufen, eine Kundgebung sei für 9:30 Uhr am Marktplatz geplant.
Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, sind laut Mitteilung die Beschäftigten der Landeshauptstadt Stuttgart, der Landratsämter der Kreise Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr sowie den Kommunen der Landkreise zum Warnstreik aufgerufen. Der Fokus der Proteste soll an diesem Tag auf Sozial- und Erziehungsdienst, Kliniken sowie Bäder-Verwaltungen, Service-Bereichen und den Kontrolleurinnen und Kontrolleuren der SSB liegen.
"Fridays for Future": Sichtbare Solidarität mit SSB-Beschäftigten
Schon am frühen Morgen liefen an der Oper bei der "Fridays for Future"-Ortsgruppe Stuttgart Vorbereitungen für Demo und Kundgebung am Nachmittag. Zudem haben die Aktivistinnen und Aktisten am Eingang zur Haltestelle Charlottenplatz auf der Seite zur Innenstadt ein Solidaritäts-Transparenz für die Beschäftigten der SSB aufgehängt.
Nur wenige verirren sich an die Stadtbahn im Hauptbahnhof Stuttgart
An den leeren Stadtbahngleisen ohne das übliche Getümmel zu stehen, fühlt sich sehr seltsam an, findet SWR Reporterin Siri Warrlich. Ihre Eindrücke vom Stuttgarter Hauptbahnhof hat sie im Gespräch mit DASDING geschildert.
Charlottenplatz: Verlassener Untergrund
Leere und Ruhe unter dem Charlottenplatz. Selbst der Bäcker und die Kioske öffneten am Morgen nicht - es gab ja auch keine Kundinnen und Kunden. Die Infoscreens und die Video-Werbung laufen jedoch.
Mehr Radfahrer als sonst unterwegs - genug Leihfahrräder
In der Stuttgarter Innenstadt sind heute Morgen wesentlich mehr Leute mit dem Fahrrad unterwegs gewesen als sonst. Dennoch gab es beispielsweise an der Haltestelle Feuersee noch mehrere Leihräder, die zur Verfügung standen. Auch am Stuttgarter Hauptbahnhof waren die Verleihstationen mit Fahrrädern und E-Scootern noch ausreichend gefüllt.
Stimmt ab!
Seid ihr im Homeoffice geblieben und euch juckt der Warnstreik kein bisschen oder hat es euch richtig erwischt und ihr seid maximal genervt? Hier gehts zum Voting:
Elterntaxis zur Schule - Streikfrühstück vor dem Unterricht
Die Waldschule in Stuttgart-Degerloch hat sich gut auf den Streik im ÖPNV vorbereitet. Im Vorfeld hatte sie in einem Schreiben die Eltern gebeten, möglichst Fahrgemeinschaften zu bilden, wenn sie die Kinder zur Schule bringen. Außerdem wurde die Schule bereits um 7 Uhr geöffnet, um möglichen Staus auf den Straßen entgehen zu können. Die Zeit bis Unterrichtsbeginn wurde mit einem Streikfrühstück im Foyer der Schule überbrückt.
Trotz Streik bei SSB und SVE: Keine übervollen S-Bahnen, kein Chaos
Offensichtlich sind viele Menschen an diesem Freitag im Homeoffice geblieben oder haben sich frei genommen: In der S-Bahn waren sie auf jeden Fall nicht. An der S-Bahn-Haltestelle Feuersee in Stuttgart war am Freitagmorgen wenig Betrieb auf dem Bahnsteig, die Reisenden zeigten sich auf SWR-Nachfrage sehr entspannt. Einige sagten auch, dass die Verständnis für den Streik haben.
Darf ich mit VVS-Ticket bei Streik auch andere Verbindungen nutzen?
Wer ein VVS-Ticket hat und wegen des Streiks im öffentlichen Dienst nicht in seine üblichen Bahnen oder Busse steigen kann, der darf - soweit möglich - auch andere Verbindungen nutzen. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) weisen darauf hin, dass ohne Aufpreis auch alternative Fahrstrecken genommen werden können, auch wenn diese über andere oder mehr Zonen führen. Außerdem dürfen demnach zeitlich begrenzte Tickets beim Streik schon früher genutzt werden, also zum Beispiel bereits vor 9 Uhr.
Esslingen: Diese Schulbusse fahren trotz Streik
Auch in Esslingen wird der Nahverkehr heute bestreikt. Der Busverkehr der Städtischen Verkehrsbetriebe Esslingen (SVE) ist nach eigenen Angaben mit allen seinen Linien vom Ausstand betroffen. Ausnahmen gibt es für Schüler. Einige Schulbusfahrten finden trotz des Streiks statt: Die SVE hat diese Schulbusse auf ihrer Internetseite aufgelistet.
Stuttgart: Aktionen vor dem Straßenbahndepot
Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SSB sind heute zwar früh aufgestanden, aber ihren Dienst treten sie nicht an. Mit Bannern machen die Streikenden vor einem Straßenbahndepot in Stuttgart auf ihre Forderungen aufmerksam: Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite hatte die Forderungen als "nicht leistbar" abgelehnt.
Klimaaktivisten solidarisieren sich mit ÖPNV-Streikenden
Neben dem Streik im ÖPNV hat die Klimabewegung Fridays for Future am Freitag zum globalen Klimastreik aufgerufen. Auch Fridays for Future in Stuttgart wird sich nach eigenen Angaben daran beteiligen. Unter dem Motto "Tomorrow is too late" beginnt um 14 Uhr auf dem Schlossplatz eine große Demonstration. Es folgen Kundgebungen im Oberen Schlossgarten und vor dem Schauspielhaus. Fridays for Future setzte sich "für eine konsequente Energiewende" ein und "solidarisiert sich mit den Streikenden im ÖPNV".