Das Verkehrschaos am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) wie beim letzten ÖPNV-Streik vergangene Woche ist am Donnerstag ausgeblieben. "Wir sind hochzufrieden, es war alles sehr geordnet", sagte der medizinische Leiter des Krankenhaus Mark Dominik Alscher dem SWR. "Wir konnten die Notfallversorgung ohne Probleme zu jeder Zeit uneingeschränkt aufrecht erhalten. Und der Shuttle-Service wurde angenommen."
Das RBK hatte auf eigene Faust Bus-Shuttles organisiert, nachdem das Krankenhaus beim letzten ÖPNV-Warnstreik vergangene Woche über mehrere Stunden massive Probleme hatte. Die Parkplätze am Haus reichten nicht aus, und Rettungswagen kamen nicht durch den Pendler-Stau. Viele Menschen seien gar nicht erst bis zur Notaufnahme vorgedrungen, so Alscher. Beim jetzigen zweitägigen Warnstreik sollte das auf keinen Fall nochmal passieren.
Zwei Shuttle-Busse für Patienten, Besucher und Mitarbeiter
Der Shuttle-Service des RBK steht für Patientinnen und Patienten zur Verfügung, aber auch für Personal und Besucherinnen und Besucher. Alle, die zur Klinik müssen, sollten am besten auf die S-Bahn und öffentliche Parkplätze im Umkreis ausweichen - vor allem auf den Parkplatz "Feuerbacher Heide". Von dort fahren die Shuttle-Busse ab. Ein zweiter Pendelverkehr wird vom Bahnhof Feuerbach aus angeboten.
Die beiden Shuttle-Busse fahren am Donnerstag und Freitag jeweils zwischen 6 und 17 Uhr - vom S-Bahnhof aus im 15-Minuten-Takt und vom Parkplatz "Feuerbacher Heide" aus alle 30 Minuten. "Nach unseren schlechten Erfahrungen während der vergangenen Streiktage haben wir bewusst eigene Maßnahmen ergriffen", erklärt Alscher. "Unsere Parkplätze am Standort sind in so einer Situation dann einfach erschöpft. Und wir müssen die Anbindung unseres Krankenhauses ermöglichen, ohne dass man mit einem Pkw fahren muss."
Bus-Shuttles werden gut angenommen
"Es war den ganzen Morgen sehr voll, ich habe viele Menschen gefahren", sagte einer der Fahrer am Donnerstagmittag. Leider seien die Straßen auch sehr voll gewesen. "Zwischen 8 und 9 Uhr war es schlimm", ergänzte ein Kollege, "da hatten wir dann Verspätung."
Früh morgens haben vor allem Mitarbeitende des RBK das Angebot angenommen. Eine von ihnen war Cornelia Gräf, die sich über den Shuttle sehr gefreut hat. Sie kommt aus Weil der Stadt (Kreis Böblingen) und hätte sonst von der S-Bahn-Station in Feuerbauch aus laufen müssen. "Es hat super geklappt! Ich musste am Feuerbacher Bahnhof nur ein paar Minuten warten." Auch Assistenzärztin Lydia Stockschläder hätte sonst vom Bahnhof in Feuerbach hoch zum Krankenhaus laufen müssen. "Es war für mich jetzt schon eine Entlastung mit dem Shuttle, da ja die Parksituation hier sehr angespannt ist."
Susanne und Francisco Krauser aus Ludwigsburg hatten als Patienten am Donnerstag einen Termin am RBK. Sie waren tags zuvor sogar vom Krankenhaus angerufen und auf den Shuttle aufmerksam gemacht worden. "Ich finde das ganz, ganz toll!", sagte Susanne Krauser. "Schade, dass das so sein muss, aber gut, dass es das gibt. Danke, Robert-Bosch-Krankenhaus!"
Alscher beklagt fehlende öffentliche Unterstützung
Den Shuttle-Service zu organisieren sei mühsam gewesen, und natürlich produziere es Kosten, auf die man gerne verzichtet hätte. Aber schließlich "müssen wir unseren Betrieb aufrechterhalten", so Alscher. Der medizinische Geschäftsführer ärgert sich aber auch über fehlende öffentliche Unterstützung. "Wir haben seit langem auf unsere Probleme hingewiesen. Wir wollen ja seit vielen Jahren weitere Parkplätze schaffen, aber die Genehmigungsverfahren dauern sehr lange." Man habe jetzt mehr oder weniger auf eigenes Risiko begonnen, eine Baugrube auszuheben.
Generell sei die prekäre Verkehrssituation für das RBK immer wieder mal Thema in Gesprächen mit der Stadt gewesen. "Wir haben schon damals, als die Verkehrsanbindung an unser Haus strukturiert wurde, darauf hingewiesen, dass es problematisch werden kann mit nur einer Straße, die zum Krankenhaus hoch führt", sagt Alscher. Möglich für eine Verbesserung sei beispielsweise, "dass wenigstens Fahrzeuge, die mit Signal unterwegs sind, ähnlich wie Busse und Bahnen so eine Art Ampel-Freischaltung bekommen". Auch da habe sich noch nichts bewegt.
Keine Probleme an anderen Krankenhäusern
Das Marienhospital und das Klinikum Stuttgart sehen hingegen keine Parkplatz- oder Verkehrsprobleme rund um ihre Häuser und damit die Versorgungssituation als gesichert. Auch die Gefahr, dass Rettungswagen und Einsatzfahrzeuge nicht mehr zu den Notaufnahmen durchkämen, bestehe nicht, hieß es aus beiden Häusern auf SWR-Anfrage.
Verkehrsleitzentrale: An vielen Punkten eng auf den Straßen
Allerdings war es auf Stuttgarts Straßen und auch rund um den Kessel am Donnerstagmorgen sehr voll - mit viel Stau. Dass es eng werden wird, hatte die Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) schon vorher vorausgesagt. Gegen 10 Uhr am Donnerstagvormittag sei es dann ruhiger geworden, so die IVLZ.
Am Freitag käme belastend für den Verkehr noch hinzu, dass es auch zwei Demonstrationen am Vormittag gibt. Die Verkehrsleitzentrale appelliert daher an die Bürgerinnen und Bürger, wenn es geht, im Home Office zu bleiben.
Verkehrsfluss: Besonderes Augenmerk auf den Pragsattel
Nach den Problemen am letzten Streiktag habe zusätzlich zu den Maßnahmen des RBK die Verkehrsleitzentrale zusammen mit der Stadt und der Polizei die Situation am Pragsattel besonders im Blick. "Gegebenenfalls können und werden wir eingreifen", sagt Thomas. "Das betrifft die Ampel-Schaltung, die verändert werden kann, wir können zusätzlich über Meldungen und die Info-Tafeln informieren." Im äußersten Fall könnten in Abstimmung mit der Verkehrsbehörde und der Polizei Straßen gesperrt werden, um bestimmte Bereiche gezielt zu entlasten.