Besondere Unterrichtsstunde

Equal Pay Day: Schüler in Esslingen kritisieren Doppelmoral

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Autor/in
Simone Friedrich
Simone Friedrich
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Olga Henich
Olga Henich

Immer noch verdienen Frauen im Berufsleben weniger als Männer. Zum Equal Pay Day klärt ein Frauennetzwerk darüber an Schulen auf - zum Beispiel am Mörike-Gymnasium in Esslingen.

Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Mörike-Gymnasiums in Esslingen haben durchaus ein Gespür für Ungleichbehandlung. Trotzdem sind einige überrascht, wie sich das an konkreten Zahlen und Beispielen festmachen lässt. Das Frauennetzwerk Business and Professional Women Club Stuttgart (BPW) setzt auf diesen Effekt, wenn es Jugendliche aus der Region Stuttgart in einer speziellen Unterrichtsstunde zum Thema Equal Pay Day informiert.

Schülerin Zara spricht von Doppelmoral. Von Frauen erwarte man, dass sie neben dem Job den Haushalt schmeißen und sich um die Kinder kümmern. Florine sagt, sie wisse schon, dass es beim Gehalt Unterschiede zwischen Männern und Frauen gebe. Aber in dieser Unterrichtsstunde zu sehen, dass sich in der Gesellschaft die Annahme etabliert habe, Männer könnten mehr als Frauen, sei "schon krass". Michael kann nicht nachvollziehen, warum Frauen und Männer ungleich verdienen, denn in der Schule lernten Mädchen und Jungen schließlich das Gleiche.

Unterrichtsstunde zum Equal Pay Day soll sensibilisieren

Genau für diese Problematik will BPW, das zu den weltweit größten Netzwerken berufstätiger Frauen gehört, die jungen Menschen sensibilisieren. Elke Hieber vom BPW Stuttgart erklärt, es sei wichtig, Schülerinnen und Schüler schon früh mit dem Thema in Berührung zu bringen, damit die rechtzeitig darüber nachdenken und gegensteuern könnten. Dazu gibt es in der Unterrichtsstunde Filme, Beispiele aus verschiedenen Berufen und Diskussionen, außerdem ein Gender-Quiz mit Fragen wie: "Was durften Männer ihren Frauen bis 1977 in Deutschland verbieten?" Oder: "Seit wann haben Frauen in Deutschland das Wahlrecht?"

Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.

Noch bis 1977 konnte ein Ehemann in der Bundesrepublik Deutschland entscheiden, ob seine Frau arbeiten darf oder nicht. Erst nach dem Ersten Weltkrieg durften Frauen in Deutschland wählen. Das erfahren die Schülerinnen und Schüler in der besonderen Unterrichtsstunde zum Equal Pay Day.

Die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland am 12. November 1918 ist der "Aufruf an das Deutsche Volk" des Rats der Volksbeauftragten inmitten der Revolution nach dem Ersten Weltkrieg, der Frauen das Wahlrecht zuspricht.

Schüler in Esslingen: Unterschied in der Bezahlung nicht gerecht

Der Equal Pay Day soll die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen symbolisieren. Das heißt, dass Frauen in Deutschland vom 1. Januar bis zum 6. März - im Gegensatz zu Männern - gearbeitet haben, ohne Geld dafür zu bekommen. So ist der theoretische Vergleich. Denn der Bruttostundenlohn aller erwerbstätigen Frauen ist laut Statistischem Bundesamt noch immer 18 Prozent geringer als der von erwerbstätigen Männern. Gründe dafür sind unter anderem, dass mehr Frauen als Männer in Berufen mit geringerer Bezahlung arbeiten oder dass Frauen seltener Führungspositionen erreichen.

Noch erschreckender ist laut Elke Hieber von BPW jedoch, dass selbst Frauen mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit im Schnitt immer noch sechs Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Bei diesem sogenannten bereinigten Gender Pay Gap werden Faktoren wie unterschiedliche Berufe und Karrierestufen oder der Beschäftigungsumfang abgezogen. Dieser Unterschied in der Bezahlung zwischen Mann und Frau ist für Hieber nicht zu erklären und sei nicht gerecht, sagt sie.

"Die Einstellung in der Gesellschaft muss sich ändern"

Von der speziellen Unterrichtsstunde zum Equal Pay Day haben die Schülerinnen und Schüler des Esslinger Mörike-Gymnasiums einiges mitgenommen. Man müsse das Problem der Lohn-Ungleichheit ernst nehmen und den Leuten klar machen, dass sie das nicht abtun und belächeln dürfen, so der Tenor. Zara sagt, in der Konsequenz dürfe sie eigentlich weder heiraten noch Kinder bekommen, das sei schon traurig. Die Einstellung in der Gesellschaft müsse sich ändern, so dass auch Männer für die Kinder zu Hause bleiben, findet Jake. Und Florine erklärt, sie wolle sicherlich keinen sozialen Beruf erlernen, sie werde in eine typische Männer-Branche gehen.

Für Elke Hieber ist der Besuch der Schule ein Erfolg gewesen. Um noch mehr Menschen auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen und die Ursachen und Konsequenzen davon aufmerksam zu machen, sieht sie noch viel Arbeit vor sich. Zum Equal Pay Day hat das Netzwerk bereits fünf Schulen sowie die Universität Hohenheim in der Region Stuttgart besucht. Weitere Besuche sind geplant.

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