Am Freitag haben die umfangreichen Sperrungen im Zuge der Digitalisierung der Bahnstrecken in und um Stuttgart begonnen - direkt nach dem Streik bei der Bahn. Die Einschränkungen im Großraum Stuttgart sollen wochenlang dauern. Fernverkehrszüge fahren die Landeshauptstadt teilweise nicht mehr an, Regionalzüge und die S-Bahnen sind betroffen.
Bahn kündigte Sperrungen kurzfristig an
Die Baumaßnahmen, die am 21. April begannen, sind der erste Abschnitt von einer Reihe von Baumaßnahmen, die im Rahmen des Ausbaus von Stuttgart 21 und dem digitalen Bahnknoten Stuttgart notwendig sind. Die Bahn hatte im März kurzfristig die Sperrungen angekündigt.
Im Rahmen der Bauarbeiten bietet die Bahn Reisenden eine Entschädigung an. Lesen Sie hier, wie Fahrgäste die Entschädigung erhalten:
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S-Bahn im Halbstundentakt, Züge werden umgeleitet
Mit dem ersten Bauabschnitt werden seit dem 21. April bis zum 12. Mai die S-Bahn-Linien S1, S2 und S3 nur noch im 30-Minuten-Takt verkehren. Bis zum 25. April wird es zusätzlich umfangreiche Einschränkungen im Regionalverkehr geben. Auch Ersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet werden.
Die Regionalzüge von Nürnberg und Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) können nicht wie gewohnt über Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) fahren, sondern werden über die Strecke Ludwigsburg und Backnang (dort kein Halt) umgeleitet und halten zusätzlich in Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg). Um auf dem eingleisigen Abschnitt Platz zu machen, kann die S4 in diesem Zeitraum nicht zwischen Backnang und Marbach verkehren. Zahlreiche Züge fahren nicht mehr bis nach Stuttgart, sondern enden und beginnen schon vorzeitig. Im Überblick bedeutet das:
Zeitraum 21. April bis 12. Mai
- S-Bahn-Linien S1, S2 und S3 verkehren nur noch im 30-Minuten-Takt.
Zeitraum 21. April bis 25. April
Züge | Abweichung |
S4 | Fällt zwischen Backnang und Marbach aus |
| fährt nicht über Waiblingen, sondern wird über Backnang und Ludwigsburg mit zusätzlichen Halten in Marbach umgeleitet. |
| fährt nicht über Waiblingen, sondern wird über Backnang und Ludwigsburg mit zusätzlichen Halten in Marbach umgeleitet. |
| fährt nur bis Tübingen |
| fährt mit Zusatzhalt in Bad Cannstatt |
| fährt wie gewohnt |
| fährt nur bis Waiblingen |
MEX Ulm - Göppingen - Stuttgart | fährt nur bis Plochingen |
| fährt nur bis Waiblingen |
| fährt nur zwischen Stuttgart und Karlsruhe |
In dieser Zeit (21. bis 25. April) wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet:
Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen | Ersetzt |
Von Backnang nach Marbach | S4-Ersatz (30-Minuten-Takt) |
| Ersatz für MEX Waiblingen - Stuttgart |
| Ersatz für MEX Plochingen - Stuttgart |
Fernverkehr wird teils um Stuttgart herum geleitet oder fällt aus
Die Einschränkungen vom 21. bis 25. April betreffen auch den Fernverkehr. Einige ICEs und ICs fahren die Landeshauptstadt nicht mehr an, sondern werden umgeleitet. Die IC-Verbindung Nürnberg - Stuttgart - Karlsruhe wird voraussichtlich komplett entfallen, erklärte eine Bahnsprecherin dem SWR. Stündlich soll es von Stuttgart aus eine ICE-Verbindung Richtung München geben sowie stündlich eine ICE-Verbindung Richtung Nordrhein-Westfalen beziehungsweise Richtung Berlin. Der TGV von und nach Paris wird in Stuttgart enden und nicht weiter nach München fahren.
Einschränkungen Regionalzüge zwischen Stuttgart und Bodensee
In der Zeit vom 29. April bis einschließlich 1. Mai fallen wegen der Bauarbeiten die meisten Züge der Linien RE4 (Stuttgart-Konstanz), RE14a/RB 14a (Stuttgart-Rottweil) und RE14b/Rb14b (Stuttgart-Freudenstadt) aus. Dies gilt vom 29. April, 6:15 Uhr bis 1. Mai, 21:45 Uhr. Einzelne Züge der Linie RE4 (Stuttgart-Rottweil) werden in dieser Zeit zwischen Stuttgart und Böblingen umgeleitet - ohne Halt in S-Vaihingen. Außerdem fahren dann einige Züge mit veränderten Fahrzeiten. Diese Fahrplanänderungen gelten auch am 2./3. Mai und am 8./9. Mai - jeweils zwischen 22 und 4 Uhr.
Alle Reiseverbindungen, die die Streckensperrungen betreffen, sollen in den Fahrplaninformationen der Bahn, wie bahn.de und dem DB-Navigator, eingepflegt und abrufbar sein.
VCD kritisiert: "Züge könnten geschickter fahren"
Matthias Lieb, baden-württembergischer Vorsitzender vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Vorsitzender des Fahrgastbeirats in Baden-Württemberg, erklärte dem SWR, dass immerhin zwei der vier betroffenen Tage Ende April auf ein Wochenende fallen. "Da kann man sagen, das bekommt man dann irgendwie hin." Dennoch zeigt sich Lieb irritiert, dass einige Züge so weit entfernt von Stuttgart enden. "Die Züge von Sigmaringen fahren dann nur bis Tübingen. Da frage ich mich schon, warum fahren diese Züge nicht wenigstens bis nach Plochingen, Esslingen oder vielleicht auch nach Untertürkheim? Wenn die schon nicht nach Stuttgart fahren." Die Züge hätten möglichst dicht an den Knoten herangeführt werden müssen.
Umfangreichere Sperrungen und Einschränkungen werden noch folgen
Die Einschränkungen seit 21. April sind die ersten am Anfang einer Reihe von Streckensperrungen und Einschränkungen, die dieses Jahr noch folgen werden. "Der große Hammer kommt dann ab 12. Mai. Das ist eine Blackbox, da müssen wir uns noch überraschen lassen", erklärt Matthias Lieb. Tatsächlich hat auch die Bahn dem SWR bestätigt, dass ab dem 12. Mai die umfangreichste Sperrung zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen anstehen wird. Mitte März hieß es von Bahnseite, dass eine Vollsperrung der Strecke für vier Wochen geplant sei. Laut Matthias Lieb betrifft dieser Streckenabschnitt täglich 65.000 Reisende. "Wir hatten auch als Fahrgastbeirat drauf gedrängt, dass es keine Vollsperrungen geben darf. Da brauchen wir für Mai noch eine bessere Lösung."
Warum gibt es die Einschränkungen im Großraum Stuttgart?
Zu den umfangreichen Sperrungen kommt es, da im Rahmen von Stuttgart 21 und dem digitalen Bahnknoten Stuttgart im Verlauf des Jahres umfangreichen Bauarbeiten anstehen. Der Konzern hatte im März angekündigt, dass wegen Kabelarbeiten für das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS wichtige Bahnstrecken über Wochen teilweise oder komplett gesperrt werden. Für ETCS müssen im Großraum Stuttgart rund 1.200 Kilometer Kabel verlegt werden.