Streit um Belegung des Schlossplatzes - Noch immer keine Einigung

Stuttgart: Fanfest zur Fußball-EM 2024 kollidiert mit den Jazz Open

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Nicole Florié
Nicole Florié

Wer darf auf dem Schlossplatz und dem Ehrenhof des Neuen Schlosses feiern? Die Fans des Fußballs oder die Jazz Open-Fans? Darum gibt es seit Wochen Streit - und keine Einigung.

Um den Stuttgarter Schlossplatz gibt es Streit zwischen der Stadt Stuttgart und dem Veranstalter der Jazz Open. Zur Fußball-EM 2024 soll der Platz wieder zur Fanmeile mit Public Viewing werden. Aber auch die internationale renommierten Jazz Open sollen wieder stattfinden, direkt nach der EM. Am Donnerstag gab es erneut ein Treffen der Konfliktparteien - und wieder keine Einigung.

Bisher gibt es eine Zusage des zuständigen Finanzministeriums für das Fanfest auf dem Schlossplatz und für die Jazz Open, die traditionell im Ehrenhof des Neuen Schlosses stattfinden. Der Ehrenhof gehört nicht zum Schlossplatz dazu, sondern ist Teil des Neuen Schlosses.

Stadt Stuttgart will auch den Ehrenhof fürs WM Fanfest

Die Bilder des Sommermärchens der WM 2006 und deren internationale Strahlkraft hatte die Stadt Stuttgart vor Augen, als sie letzten Sommer ihre Ideen für ein großes Fanfest auf dem Schlossplatz präsentierte. Beste Werbung für Stuttgart und die Schwaben. Das Finanzministerium als Vermieter sagte den Schlossplatz zu.

Die Jazz Open, das zweitgrößte europäische Jazzfestival, feiern 2024 ihren 30. Geburtstag mit internationalen Stars. Sie starten ein paar Tage nach dem EM-Finale im Ehrenhof des Neuen Schlosses. Das Problem dabei: Der Aufbau der Bühne dauert zehn Tage, beginnt also genau in der Zeit der Viertelfinalspiele. Eines findet am 5. Juli 2024 in Stuttgart statt.

Der neue EM-Fanzug in Stuttgart

Gespräche wurden bereits 2022 geführt

Nachdem klar war, dass es zu Terminkollisionen kommen würde, hatte das Land bereits 2022 Gespräche mit allen Beteiligten geführt. Im Ergebnis wurde der Stadt der Schlossplatz zugesagt, ohne den Ehrenhof. Den bekamen die Jazz Open. Das sieht die Stadt Stuttgart heute anders. Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) forderte, die Jazz Open sollten auf einen anderen Ort ausweichen oder einen anderen Termin finden. Der Bühnenaufbau störe das Fanfest und verstelle den Blick auf das Neue Schloss.

Er wolle das Sommermärchen 2006 wiederholen, bekräftigte Nopper am Donnerstag seinen Standpunkt im Gespräch mit dem SWR. Dafür sei ein unverstellter Blick auf das Schloss beim Public Viewing wichtig.

"Wir hatten 2006 zwei Orte in Deutschland, die beim Public Viewing ganz besonders wahrgenommen wurden - das waren Berlin mit dem Brandenburger Tor und Stuttgart mit dem Neuen Schloss. Wir wollen einen uneingeschränkten Blick auf das Neue Schloss."

Finanzministerium hält beide Events für möglich

Das Finanzministerium als zuständiger Vermieter des Platzes teilte am Donnerstag nach dem erneuten Gespräch zwischen den Konfliktparteien mit: "Es ist niemandem zu vermitteln, warum es immer noch keine Lösung gibt." Aus Sicht des Finanzministeriums könnte das Fanfest die komplette EM über auf dem Schlossplatz stattfinden. "Nach dem Viertelfinale würde parallel die Tribüne für die Jazz Open aufgebaut werden. Dadurch müsste die Fläche des Fanfests nur minimal verkleinert werden. Das sollte nicht daran scheitern, dass für drei Spiele die Sicht auf das neue Schloss teilweise durch den Aufbau der Tribüne versperrt ist", so ein Sprecher des Ministeriums.

Doch diesen Vorschlag lehnt die Stadt ab. Als weitere Idee steht im Raum, die Jazz-Tribühne schon vor Beginn der EM aufzubauen und fürs Public Viewing mitzunutzen. Auch das lehnt OB Nopper ab - unter anderem, weil dann laut der Stadt insgesamt ein Drittel weniger Platz für Fußballfans sei und hohe Mehrkosten durch die längere Nutzung der Tribühne entstünden.

Als Alternative bliebe derzeit, das Public Viewing quasi mit den Viertelfinalspielen zu beenden. Ein "massiver Imageschaden für die Landeshauptstadt", sagte der OB Anfang Juni.

"Es wäre ein Trauerspiel, wenn das Public Viewing in Stuttgart mit dem Viertelfinale der Europameisterschaft enden müsste."

Jazz Open-Veranstalter prüften Verschiebung

Der Promotor der Jazz Open, Jürgen Schlensog, hatte geprüft, ob sich das Jazz-Festival verschieben ließe. Doch dann wären die Jazz Open aus dem internationalen Festivalkalender gefallen. Also keine Option.

Jazz Open auf dem Schlossplatz
Full House bei den Jazz Open vor der Kulisse des Neuen Schlosses 2022

Schlensog hatte bisher auf eine einvernehmliche Lösung im Hintergrund gehofft, sich nach Noppers Äußerung dann aber Anfang Juni doch erstmals zu Wort gemeldet. Wie die Stadt Stuttgart mit den Jazz Open umgehe, sei eine Schande, sagte er damals.

"Was ist von Politikern zu erwarten, deren Höhepunkt im Anstechen eines Fasses besteht?"

Am Donnerstag bekräftigte er nach dem Treffen im Gespräch mit dem SWR: Die Jazzbühne schon vor der EM aufzubauen und fürs Public Viewing mitznutzen, sei aus seiner Sicht die beste Lösung, um beide Events zu retten. Die Mehrkosten durch den früheren Aufbau in Höhe von 400.000 Euro seien in dem Fall aber "von der Stadt zu tragen", so Schlensog.

Entscheidung wohl kommende Woche

In der kommenden Woche wird Oberbürgermeister Frank Nopper nach eigenen Angaben persönlich mit Finanzminister Danyal Bayaz sprechen. Das Finanzministerium ist der zuständige Vermieter des Platzes. Das Treffen soll am Mittwoch, den 21. Juni stattfinden - und laut Noppers Sprecherin eine endgültige Entscheidung bringen.

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