Der Verband Region Stuttgart (VRS) hat am Mittwoch einstimmig entschieden, dass S-Bahn-Netz bis nach Geislingen (Kreis Göppingen) auszubauen. Als letzter Landkreis soll damit Göppingen an das S-Bahn-Netz der Region Stuttgart angeschlossen werden. Zudem sollen auch die S-Bahn-Verbindungen nach Bondorf (Kreis Böblingen) und Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) realisiert werden. Dem Ausbau der Schusterbahn von Kornwestheim (ebenfalls Kreis Ludwigsburg) und Stuttgart-Untertürkheim stimmten der Verkehrsausschuss mehrheitlich zu.
Positives Kosten-Nutzen-Verhältnis
Grundlage für die Entscheidung zum Ausbau der S-Bahn nach Geislingen war eine Machbarkeitsstudie der Experten des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) Stuttgart. Sie hatten die S-Bahn-Linie durch das Filstal bis nach Geislingen untersucht und dabei ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis errechnet. Der Quotient liege bei 2.02. Bereits ab einem Wert von mehr als 1 haben Vorhaben Aussicht auf eine Förderung. Die Kosten für einen S-Bahn-Anschluss bis Geislingen werden auf gut 100 Millionen Euro geschätzt.
Investiert werden müsste vor allem bei Plochingen an der Überleitung zum Filstal. In Göppingen wären teilweise Bahnsteigerhöhungen und Weichenverbindungen nötig. Und in Geislingen müssten unter anderem neue Bahnsteige für die S-Bahnen gebaut werden. Falls auch noch ein Abzweig nach Bad Boll (Kreis Göppingen) realisiert werden sollte, liegen die geschätzten Kosten deutlich höher - bei 374 Millionen Euro.
Von Stuttgart Schwabstraße aus direkt nach Geislingen
Laut VRS-Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler soll die neue S-Bahn von Stuttgart nach Geislingen an der Station Schwabstraße starten und bis Plochingen parallel zur Linie S1 verlaufen. In Göppingen müsste sie aber kurzzeitig warten, damit ein Regionalzug überholen kann. Die Vorschläge der Gutachter für diese Zwangspause: Entweder die S-Bahn teilen und dann zwei verschiedene Endpunkte anfahren, nämlich Geislingen und Bad Boll. Oder vor der Weiterfahrt nach Geislingen einzelne S-Bahneinheiten abhängen, denn zwischen Göppingen und Geislingen werden weniger Fahrgäste erwartet, als zwischen Göppingen und Stuttgart. Sollte man alle Ausbaumaßnahmen umsetzen können, rechne man beim Verband mit zusätzlich 27.000 Fahrgästen pro Tag, so Wurmthaler.
Ausbau der S-Bahn mit Arbeiten an Filstal-Strecke kombinieren
Darum macht die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart Tempo. Denn im Jahr 2029 plant die Deutsche Bahn größere Arbeiten an der Strecke durchs Filstal. Um möglichst viele Baumaßnahmen gemeinsam abwickeln zu können, soll die Strecke mehrere Monate lang gesperrt werden. In diesem Zusammenhang könnte die Trasse auch gleich für den S-Bahn-Verkehr fit gemacht werden.
Bis zu den Arbeiten im Filstal wolle man die aufwendigen Planungen und Vorbereitungen abgeschlossen haben, so Wurmthaler. Wann dann die ersten S-Bahnen bis Geislingen fahren könnten, steht bislang allerdings noch in den Sternen.
Landkreis Göppingen erfreut über Ausbaupläne
Göppingens Landrat Edgar Wolff begrüßt die Pläne des Verbandes Region Stuttgart. Damit würden die Ziele, die der Kreis mit der Vollintegration in den Verkehrs- und Tarifverbund VVS im Blick hatte, weiteren Nachdruck erhalten, hieß es auf SWR-Anfrage.
Weitere Ausbaupläne nach Vaihingen/Enz und Bondorf
Neben dem Ausbau nach Geislingen hat der Verkehrsausschuss des Verbandes Region Stuttgart ebenfalls einstimmig für einen Ausbau bis nach Vaihingen/Enz (Landkreis Ludwigsburg) gestimmt. Damit werde eine Verlängerung der S5 von Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) nach Vaihingen/Enz anvisiert. Daneben wurde für eine Verlängerung der S1 über den bisherigen Endpunkt Herrenberg (Kreis Böblingen) hinaus bis Bondorf gestimmt. Auch die Schusterbahn, die von Kornwestheim aus über Stuttgart-Bad Cannstatt nach Stuttgart-Untertürkheim führt, soll künftig von S-Bahnen befahren werden.