Das Landratsamt Esslingen sucht verstärkt Pflegefamilien. Untergebracht werden Kinder, die aus ihren Ursprungsfamilien herausgenommen wurden - zum Beispiel wegen häuslicher Gewalt.
Im Jahr 2022 hat der Soziale Dienst des Landkreises für überdurchschnittlich viele Kinder eine Pflegefamilie gesucht. Und diese Familien zu finden, werde immer schwieriger – sowohl für die Kurzzeitpflege, also für Akutunterbringungen, als auch für die Langzeitpflege. Das sagt Günter Groß von der Pflegekinderhilfe im Landratsamt Esslingen: "Pflegefamilien sind schwieriger zu finden, da hat sich gesellschaftlich was verändert." Das klassische Familienmodell sei nicht mehr für alle das relevante, andere Bereiche wie Berufliches hätten an Bedeutung gewonnen. Ein zweiter Punkt sei, dass das Familienleben schwieriger geworden sei. "Es gibt mehr Belastungsfaktoren, zum Beispiel einfach durch die gestiegenen Kosten, sodass beide Elternteile erwerbstätig sein müssen", heißt es bei der Pflegekinderhilfe im Kreis Esslingen.
Bei Vollzeit-Pflegefamilien sollte mindestens im ersten Jahr nach der Unterbringung ein Elternteil zu Hause sein, so Günter Groß. Danach müsse aber auch für sie Familie und Beruf vereinbar sein.
Auch minderjährige Geflüchtete brauchen Pflegefamilien
Ein zweiter Grund für den erhöhten Bedarf: Auch unbegleitete minderjährige Geflüchtete brauchen eine Unterbringung. Im Landkreis Esslingen müssen derzeit 95 dieser Jugendlicher versorgt werden. Durch die besonderen Bedürfnisse werden diese vor allem auch in Wohngruppen der Jugendhilfeträger untergebracht, wodurch dort weniger andere Kinder in Obhut genommen werden können. Hinzu kommt, dass vor der Aufnahme in eine Pflegefamilie ein Gutachten zur Erziehungsfähigkeit der Eltern erstellt werden muss.
Zunehmend mehr Kinder in Bereitschaftspflegefamilien
Im Landkreis Esslingen kamen im letzten Jahr 74 Kinder in Bereitschaftspflegefamilien unter. In den vergangenen zehn Jahren waren es noch durchschnittlich etwa 65 Kinder pro Jahr. Während der Corona-Pandemie lag die Zahl etwas darunter.
Das Amt zahlt Pflegefamilien eine festgelegte Aufwandsentschädigung, um Kosten für Kleidung und Lebensmittel abzudecken. Diese Regelung soll dafür sorgen, dass sich niemand von einer Pflege finanziell abhängig macht.
Bereitschaftspflege ist emotional herausfordernd
"Es sollte ein Herzensprojekt sein, Kindern in Notsituationen zu helfen", sagen die Pflegeeltern Stefanie und Aron Mildemann aus dem Landkreis Esslingen. Sie haben ein Dauerpflegekind und nehmen zusätzlich immer wieder Bereitschaftspflegekinder in ihre sechsköpfige Familie auf. Für sie sind die Kinder gleichwertige Familien-Mitglieder, mit denen sie auch mehrmals in den Urlaub fahren. Gleichzeitig entsteht eine starke emotionale Bindung - und Trennung ist dann für die ganze Familie schwer.
Interessierte können sich auf der Seite des Pflegekinderdienstes Esslingen informieren.