Essen in Evangelischer Heimstiftung

Streit um Veggie-Day in Pflegeheimen: Bitteres Salatblatt oder willkommenes Angebot?

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Patientenschützern schmeckt der neu eingeführte Grüne Mittwoch der Evangelischen Heimstiftung überhaupt nicht. Diese weist Kritik zurück. Es gebe Wahlfreiheit, das Angebot sei willkommen.

Die Evangelische Heimstiftung - einer der großen Träger von Pflegeheimen in BW - hat einen Veggie-Day pro Woche für Patientinnen und Patienten angekündigt und erntet dafür nun Kritik von Patientschützern. Aus Sicht der Betroffenen sei es eine Unverschämtheit, dass möglicherweise über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde, so Sabine Hindrichs, Regionalbeauftragte der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA). Sie reagierte damit auf die Mitteilung der Evangelischen Heimstiftung, aus Nachhaltigkeitsgründen mittwochs nur noch vegetarisches Essen in ihren Pflegeeinrichtungen anzubieten.

Die Heimstiftung betreut rund 14.000 Menschen in landesweit 171 Einrichtungen. Unter dem Motto "Grüner Mittwoch" verzichten die Küchen für die Pflegeeinrichtungen der Evangelischen Heimstiftung an einem Tag in der Woche auf Fleisch. Mit der Aktion will der Pflegedienstleister sich unter anderem für Nachhaltigkeit, Gesundheit und Tierwohl einsetzen. Die Heimstiftung berichtet, dass es auch erste positive Rückmeldungen zu ihrem neuen Angebot gebe. Nach Angaben einer Sprecherin der Evangelischen Heimstiftung seien die Heimbeiräte - die gewählten Vertreter der Bewohnerinnen und Bewohner - in die Entscheidung für den Veggie-Day eingebunden gewesen und tragen diesen mit.

Kritik an Veggie-Day: "Fachkräftemangel und Finanzen viel wichtiger"

Patientenschützerin Hindrichs betonte dagegen, dass die Langzeitpflege mit ihrer katastrophalen Infrastruktur und desaströsen finanziellen Lage sowie dem massiven Fachkräftemangel ganz andere Probleme habe. Auch wenn Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtig seien, sei dies aktuell kein Thema für die Pflegebranche. Der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung, Bernhard Schneider, bezeichnete diese Argumentation als "lächerlich". Er sagte dem SWR: "Die Energien, die dafür gebunden sind, den Grünen Mittwoch zu realisieren, sind ja überschaubar. Ich werfe nun eben kein Schnitzel in die Pfanne, sondern suche eine vegetarische Lösung."

"Selbstbestimmung von Pflegebedürftigen wird missachtet"

Außerdem wird Hindrichs zufolge die Selbstbestimmung von pflegebedürftigen Menschen erheblich missachtet. "Jeder muss doch eine Wahlfreiheit haben", forderte sie. Die BIVA betonte, dass eine Pflegeeinrichtung keinen Erziehungsauftrag habe, sondern die Bewohnerinnen und Bewohner frei entscheiden sollen dürften. "Gesund, ausgewogen und vegetarisch zu essen, begrüßen wir - aber bitte nicht als Maßnahme von oben, sondern durch Überzeugungsarbeit und gute Angebote", heißt es von der BIVA.

Heimstiftung weist Kritik zurück - "blanke Unkenntnis"

Der Hauptgeschäftsführer der Heimstiftung Baden-Württemberg, Bernhard Schneider, wies die Kritik zurück. Wenn Heimbewohnerinnen und -bewohner bei den Abendmahlzeiten Fleischaufschnitt wünschten, dann werde das möglich gemacht, sagte Schneider im Interview mit dem SWR. Wer unterstelle, dass diese sich nicht zu fragen trauten, sei "durch blanke Unkenntnis nicht gehindert, pauschale Vorwürfe zu geben". Es gehe auch nicht um Bevormundung, betonte Schneider.

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SWR

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