Zahl der Erkrankten nach Infektionswelle steigt auf über 800

Norovirus auf Stuttgarter Frühlingsfest: "Wir wissen nicht genau, was die Quelle ist"

Nach dem Besuch des Frühlingsfests in Stuttgart klagen hunderte Menschen über Magen-Darm-Symptome. Noch immer ist unklar, wer die Viren in das Festzelt einschleppte.

Die Zahl der Erkrankten nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes ist erneut leicht gestiegen. Inzwischen seien 815 Infektionen bekannt, so der stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts Stuttgart, Martin Priwitzer, gegenüber dem SWR. Am Donnerstag lag die Zahl der bekannt gewordenen Personenzahl, die unter Übelkeit, Durchfall und Erbrechen litten, bei 727 Fällen.

Es seien nicht nur Menschen aus Stuttgart, sondern auch aus anderen Regionen Baden-Württembergs betroffen. Bei inzwischen sieben Erkrankten war das Norovirus nachgewiesen worden. "Nach jetzigem Stand sieht es so aus, als ob das Infektionsgeschehen abnimmt", sagte Priwitzer am Freitag.

Ursache wohl Mensch-zu-Mensch-Übertragung

Die Stadt Stuttgart geht davon aus, dass die gesundheitlichen Beschwerden vieler Besucher und Servicemitarbeiter des Frühlingsfestes am Wochenende nichts mit dort verkauften Speisen und Getränken zu tun haben.

Es bleibe als mögliche Ursache nur noch die Mensch-zu-Mensch-Übertragung, erklärte ein Sprecher der Stadt im Gespräch mit dem SWR. Unklar bleibt damit, ob der Infektionsausbruch an einem der Mitarbeitenden oder einem der Gäste lag. Prinzipiell kann auch ein Infizierter ohne Symptome das Virus übertragen. "Wir wissen nicht genau, was die Quelle des Infektionsgeschehens ist", sagte Priwitzer am Freitag im SWR. Die Hypothese einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung bestätigte der stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts. Ob es sich um einen Mitarbeitenden oder einen Besucher handelte, der die Quelle der Ekrankung war, werde man "vermutlich nicht genau klären können", so Priwitzer weiter.

Stadt Stuttgart: Hygienevorschriften wurden offenbar eingehalten

Das Gesundheitsamt Stuttgart hatte direkt nach den ersten bekannt gewordenen Fällen viele Proben in dem betroffenen Festzelt genommen. Hinweise auf Verstöße gegen Hygienebestimmungen gebe es nicht, erklärte die Stadt. Bislang haben die Verantwortlichen den Ausgangspunkt für die Infektionen noch nicht klar identifizieren können. Die Behörden gehen allerdings davon aus, dass das Infektionsgeschehen im zentralen Servicebereich des Festzeltes Göckelesmaier seinen Ursprung hatte.

Die gemeldeten Erkrankungszahlen sprächen dafür, dass die ergriffenen Maßnahmen wirksam seien, so die Stadt weiter. Das Infektionsgeschehen im Festzelt konzentriere sich nach den bisherigen Erkenntnissen auf das Wochenende.

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Während die Zahl der gemeldeten Magen-Darm-Erkrankungen in den vergangenen Tagen weiter stieg, geht die Stadt von einer hohen Dunkelziffer aus, denn Betroffene gäben die Infektion sicherlich innerhalb der Familie weiter.

In mehreren Fällen sei das Norovirus bestätigt worden. Dieses verursacht Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, ist sehr ansteckend und verbreitet sich rasend schnell - besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen. Dies komme beispielsweise auf Kreuzfahrtschiffen, in Konzerthallen oder Altersheimen vor, so der Virologe Martin Stürmer im SWR. "Es ist natürlich blöd, wenn das auf solch größeren Festen passiert, weil dann immer sehr viele Menschen betroffen sind. Aber überraschen tut uns das nicht", so Stürmer weiter.

Untersucht wurden der Stadt zufolge Mitarbeitende des Festzeltes mit Symptomen und ohne Symptome. Bei elf Mitarbeitenden ohne Symptome liegen demnach bereits negative Untersuchungsergebnisse vor, bei acht Mitarbeitenden mit Symptomen seien Untersuchungen veranlasst worden, bisher ohne Ergebnis. Die Stadt Stuttgart hatte den Betroffenen geraten, sich an das Gesundheitsamt und ihren Hausarzt zu wenden. Erkrankte sollten die empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Göckelesmaier-Festzelt hat weiter geöffnet

Das betroffene Festzelt Göckelesmaier wurde nach dem Wochenende gründlich desinfiziert und ist weiterhin geöffnet. "Wir arbeiten weiterhin Hand in Hand mit der Stadt und den Lebensmittelbehörden", sagte Betreiber Karl Maier im Gespräch mit dem SWR. Derzeit seien alle Probeergebnisse der Lebensmittelüberwachung auf Noroviren negativ. "Gesichert ist, dass keine Übertragung der Noroviren durch die vom Gesundheitsamt beprobten Lebensmittel stattgefunden hat", so Maier weiter.

Maier erklärte dagegen am Donnerstag, dass es keine Hinweis darauf gebe, "dass das Virus von unseren Mitarbeitern eingeschleppt worden wäre". Denkbar sei auch, dass Gäste das Virus mitgebracht und andere Gäste angesteckt haben. "Es sind nur Mitarbeiter im Einsatz, die symptomfrei sind und uns gegenüber dies auch schriftlich bestätigt haben.“

Karl Maier ist der Betreiber des Festzelts Göckelesmaier. Er betont, dass er eng mit der Stadt kooperiere.
Karl Maier ist der Betreiber des Festzelts Göckelesmaier. Er betont, dass er eng mit der Stadt kooperiere.

Betroffene: Am Montagmorgen begannen die Beschwerden

Auch Nora Hoffmann (26) aus Weissach (Kreis Böblingen) hatte nach dem Frühlingsfestbesuch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Die US-Amerikanerin berichtete im SWR, sie und ihr Ehemann seien am Samstagabend mit Freunden im Göckelesmaier-Festzelt gewesen. Am Montagmorgen hätten dann lediglich bei ihr und ihrem Mann die für Noroviren typischen Symptome eingesetzt. Nach 48 Stunden sei das aber wieder weitgehend abgeklungen.

Trotz allem sei sie nicht sauer, denn so eine Erkrankung sei ihrer Ansicht nach immer ein Risiko bei einem Fest dieser Größe - "wenn man zusammen mit Tausenden von Menschen ist und engen Kontakt hat und zusammen singt und isst und trinkt", sagt Hoffmann. Grundsätzlich besuche sie gerne das Frühlingsfest und den Wasen, weil das "ein schönes Kulturgut in Süddeutschland" sei, das es in den USA so nicht gebe.

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