In Erdmannhausen (Kreis Ludwigsburg) hat ein Landwirt am Sonntag drei Rinder aus seiner Herde erschossen. In der Silvesternacht befanden sich die Tiere im Stall, als plötzlich eine Panik ausbrach. Offenbar wurde diese durch Böller ausgelöst, die nahe des Kuhstalls gezündet wurden. Nun diskutiert der Gemeinderat darüber, wie solche Situationen in Zukunft verhindert werden können.
Landwirt Jürgen Stegmaier schockiert
Als die Rinder durchdrehen, kann Landwirt Jürgen Stegmaier nur hilflos zuschauen. "Dadurch, dass der Stall recht groß ist, können die Rinder vom einen zum anderen Ende rennen", sagte Stegmaier im SWR-Interview. Rinderbullen können bis zu einer Tonne schwer werden. "Ich hab mich gefragt, wie ich sie beruhigen kann aber wenn die sich gegenseitig umrennen, kann ich nicht in den Stall gehen." In der Nacht haben sich die Tiere beruhigt. Was während der Panik in dem Stall passiert ist, wird in seinem ganzen Ausmaß erst am Sonntag deutlich.
Die fehlenden Rinder findet Stegmaier zitternd vor Schmerz auf dem Stallboden. Zwei Rinder hatten sich die Beine gebrochen, eines das Becken. Für ihn war klar, dass er die Tiere nur noch von ihrem Leid erlösen und erschießen konnte. Im SWR-Interview erklärt Stegmaier: "Als Landwirt ist man es gewohnt, dass man sich von seinen Tieren verabschieden muss aber so etwas Sinnloses - das tat richtig weh."
Rinderbesitzer bleibt auf Schaden sitzen
Der emotionale Schaden sitzt tief, doch auch auf dem finanziellen Schaden wird Jürgen Stegmaier sitzenbleiben. Mehrere Tausend Euro verliert er dadurch, dass er die Kühe erschießen musste. Da sich das Leid der Tiere auf den Fleischgeschmack auswirkt, konnten die Rinder nicht mehr geschlachtet werden. Der Stall von Familie Stegmaier steht am Rand der Gemeinde Erdmannhausen, direkt an einem Feldweg. "Klar ist es beliebt hier Silvester zu verbringen", erzählt Stegmaier und blickt über die Felder bis nach Stuttgart und Ludwigsburg. "Von hier können die Leute alle großen Feuerwerke sehen."
Trotzdem versucht er seit Jahren für mehr Verständnis unter Knallerfans zu werben. "An Silvester laufe ich mit meinem Vater immer wieder den Feldweg ab. Wir weisen Passanten darauf hin, dass sie bitte weiter weggehen sollen, wenn sie knallen." Oft stoße er hier auf Unverständnis. "Da kommt wieder der Miesmacher", heiße es immer wieder.
Klarere Rahmenbedingungen können Polizeiarbeit unterstützen
Für Jürgen Stegmaier ging die Silvesterknallerei in diesem Jahr deutlich zu weit. Nachdem er drei seiner Rinder erschießen musste, rief er die Polizei und stellte Anzeige gegen Unbekannt. "Da wurde mir bereits gesagt, dass es schwer wird, dagegen vorzugehen." Auf SWR-Anfrage teilt ein Sprecher der Polizei Ludwigsburg mit, dass es grundsätzlich gestattet sei, Feuerwerkskörper am 31. Dezember und 1. Januar zu zünden. "Die Gemeinde könnte eine Verbotszone einrichten, dann hätten die Beamten klare Handhabe." Ansonsten könnte die Polizei nur in bestimmten Fällen Platzverweise erteilen, beispielsweise wenn Gefahr droht.
Gemeinderat Erdmannhausen diskutiert über Verbotszone
Für Erdmannhausens Bürgermeister Marcus Kohler (Freie Wähler) steht am Mittwochmorgen fest: "Kommendes Silvester wird hier nicht mehr geböllert." Zumindest nicht mehr auf dem Schrayweg, an dem sich der Stall befindet. Kohler habe bereits begonnen mit Mitgliedern des Gemeinderats darüber zu beraten, wie eine Lösung aussehen könnte. "Wir müssen gucken, was rechtlich möglich ist", sagte er dem SWR. Möglicherweise könnten Einschränkungen in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben durch Brandschutzsicherheit begründet werden.
Rückhalt für Einschränkungen in der Gemeinde
Wie genau eine Lösung in Erdmannhausen aussehen kann, ist noch unklar. Klar ist jedoch für den Bürgermeister, den Gemeinderat und Landwirt Jürgen Stegmaier, dass sich eine Situation wie sie dieses Silvester stattfand, nie wiederholen soll. Bürgermeister Kohler hat nach eigenen Angaben sogar bereits einige Zuschriften aus der Bürgerschaft erhalten, in der Verbotszonen gefordert werden. Ob diese Haltung in der Bevölkerung einstimmig ist, darüber ist er sich jedoch noch unsicher. In jedem Fall solle eine passende Lösung sowohl für den Hof von Familie Stegmaier, als auch für andere landwirtschaftliche Betriebe in Erdmannhausen bis Silvester 2023 erarbeitet sein.