Hi, ich bin Philipp Pfäfflin, Redakteur im SWR Studio Stuttgart und jetzt geht es um eine künstlich knapp gehaltene Schokoladensorte, gehypte Zimtschnecken, den Einfluss von Influencerinnen und Influencern und warum das alles wohl auch gerade jetzt in eher unsicheren Zeiten so gut funktioniert.
- Wer steht um Mitternacht vor einem geschlossenen Laden?
- Warum setzen Unternehmen auf limitierte Auflagen?
- Top und dann Flop? Oder können sich Trends länger halten?
- Voting: Was ist eure Meinung zu Food-Hypes?
- Hohe Preise in schwierigen Zeiten: Passt das zusammen?
- Darf Dubai-Schokolade überhaupt so heißen?
Zehn Stunden in der Kälte Anstehen für eine Tafel Schokolade
Leon steht seit Mitternacht vor einem geschlossenen Geschäft in der Stuttgarter Innenstadt. Der Grund: Er will als erster bei Ladenöffnung um 10 Uhr eine Tafel Dubai-Schokolade von Lindt kaufen. Zum stolzen Preis von 14,99 Euro für 150 Gramm. "Ich habe Bock auf die Schokolade und will es nicht verpassen", sagt er. Die Schokoladentafel will er mit Oma und Opa zusammen essen.
Social-Media-Trend führt zu großer Nachfrage Dubai-Schokolade: Zehn Stunden anstehen für die erste Tafel in Stuttgart
Nur 1.000 hat das Unternehmen Lindt bundesweit produziert, 100 davon werden am Freitag in Stuttgart verkauft. Einige Schokoladen-Fans standen stundenlang in der Schlange.
Bereits vor Mittag waren alle Tafeln verkaufen. Insgesamt 100 waren es in Stuttgart an diesem Freitag. Die Gesamtproduktion ist deutschlandweit auf 1.000 limitiert. Auch in Düsseldorf, Berlin und wenigen anderen Städten war der Andrang groß. Das Marketingkonzept des Schokoladenherstellerst Lindt scheint aufzugehen. "Das limitierte Angebot verstärkt den Effekt, dass man die Schokolade haben möchte", sagt Ramona Weinrich, Expertin für Konsumentenverhalten an der Universität Hohenheim.
Luxus Schokolade: Wissenschaftlerin spricht von "Snob-Effekt"
Die Strategie dahinter nennt die Wissenschaftlerin "Snob-Effekt", nach dem Motto: "Das ist ein Luxusprodukt, das haben nur wenige andere. Das will ich auch." Das löse positive Gefühle aus, erklärt die Junior-Professorin, als ich sie frage, warum Leute lange Warteschlangen auf sich nehmen und dann auch noch viel Geld für eine Tafel Schokolade ausgeben.
Schnell schaukelt sich das Interesse hoch, verstärkt sich - in der virtuellen wie in der realen Welt. "Und klar, sobald die ersten Schlangen entstehen, wird der Hype selbst zum Magneten: Man will wissen, was dahintersteckt, sich selbst ein Bild machen und dabei sein, um bloß nichts zu verpassen!" sagt eine, die das Ganze noch weiter anfeuert. Unter dem Namen "Valerialesecret" erreicht die Stuttgarter Influencerin Valeria mehr als 30.000 Followerinnen und Follower allein bei Instagram. Auch Food-Trends gehören dazu.
Es geht um weit mehr als nur etwas Süßes essen zu wollen, weiß auch Yules. Die Stuttgarter Influencerin jettet durch die Welt, testet Essen und Reiseziele. Es sei wie bei Musik und Mode: "Bei einem Hype will jeder ein Teil davon sein."
Influencerin aus Stuttgart: Hype hält nur an, wenn Qualität stimmt
Doch wie lange hält der Hype an? Am Anfang ist der Reiz des Exklusiven, des Besonderen, teils auch des Unbekannten. "Der Hype hält nur länger an, wenn die Qualität stimmt, sonst flacht er schnell wieder ab", sagt Influencerin Yules.
Wissenschaftlerin Ramona Weinrich von der Uni Hohenheim formuliert es so: "Das wird ja extrem gehypt. Da habe ich hohe Erwartungen, dass muss besser sein als meine bisherige Lieblingsschokolade. Wenn der Geschmack dann aber nicht besser ist, dann werde ich die nicht nochmal kaufen."
Voting: Was ist eure Meinung?
Die Abstimmung ist bereits beendet.
Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.
In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, wie es euch nach diesem 6. November geht? Die meisten Stimmen (40,5 Prozent) bekam die Antwort: "Was ist in der Welt nur los gerade?! Kann es bitte wieder friedlich und gut laufen?"
Teure Preise in schwierigen Zeiten
Vor den angesagten Food-Läden stehen vor allem jüngere Leute. Ältere, die nicht oder nur wenig bei Social Media unterwegs sind, schütteln angesichts der hohen Preise den Kopf. Eine Frau meint, Zimtschnecken könne sie auch selbst backen - fünf Euro pro Stück bezahlen, kommt für sie nicht in Frage.
Überhaupt der Preis. Wie passt es zusammen, dass in Zeiten von Verunsicherung und Inflation Food-Läden boomen, deren Ware alles andere als Discounter-günstig ist? Ramona Weinrich von der Uni Hohenheim sieht da keinen Widerspruch: "Durch die hohe Inflation ist es schwieriger sich etwas zu leisten. Dann will ich mir aber an anderer Stelle einen Hauch Luxus gönnen."
Darf Dubai-Schokolade überhaupt so heißen?
Bei allem Hype gibt es noch einen ganz anderen Aspekt. Darf "Dubai-Schokolade" überhaupt so heißen? Wissenschaftlerin Ramona Weinrich verweist darauf, dass die hier angebotene Schokolade weder aus Dubai komme noch dort produziert werde. Dort werde Schokolade traditionell aus Kamelmilch hergestellt.
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