Die Kulturszene des Landes muss von einem ihrer berühmtesten Schauspieler und "Bürgermeister" Abschied nehmen: Karlheinz Hartmann, der Schauspieler aus "Hannes und der Bürgermeister", ist tot. Wie seine Familie seinem langjährigen Schauspiel-Partner Albin Braig ("Hannes") am Donnerstag mitteilte, starb Hartmann bereits am 29. August und wurde am 5. September auf dem Waldfriedhof in Herrenberg (Kreis Böblingen) anonym beigesetzt.
Rolle seines Lebens: Hannes' Bürgermeister
Hartmann war als Schauspieler vor allem durch seine Rolle in "Hannes und der Bürgermeister" bekannt. Er verkörperte den Schultes eines unbenannten schwäbischen Örtchens, der immer wieder Anrufe seiner Ehefrau ("Mausischatzi") bekam und stets einen Schnaps im Schreibtisch parat hatte.
Albin Braig (72) gab den schlitzohrigen Amtsboten Hannes, der den Bürgermeister oft mit seinen Ideen und Bauernweisheiten in den Wahnsinn trieb. Seit 1985 spielten die beiden ihre humorvollen Rollen in diesen Sketchen. Ab 1995 wurden die beiden auch im Fernsehen ausgestrahlt, zunächst im Süddeutschen Rundfunk (SDR) und später im Südwestrundfunk (SWR).
Nach dem Tod des Schauspielers "Hannes und der Bürgermeister": Karlheinz Hartmann war privat eher ruhig
Ralf Jaedicke schrieb ein Buch über "Hannes und der Bürgermeister". Er erlebte Karlheinz Hartmann anders, als ihn die Zuschauer aus dem Fernsehen kannten.
Intendant des SWR: "Verdienste für regionale Kultur"
Der SWR würdigte Karlheinz Hartmann als einen der unbestrittenen Publikumslieblinge im Südwesten. "Wie kaum ein anderer hat er es geschafft, mit seiner feinen Beobachtungsgabe und seinem großartigen Humor den Oberen auf die Finger und dem Volk ‚auf die Gosch‘ zu schauen", sagte der SWR-Intendant und ARD-Vorsitzende Kai Gniffke.
"Er war irgendwie unser aller Bürgermeister", so Gniffke weiter. Für seine Verdienste um die Mundart und die regionale Kultur werde der SWR Karlheinz Hartmann immer dankbar sein.
Ein Stück Heimat im Fernsehen
Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin Baden-Württemberg des SWR: "Karlheinz Hartmann war Schwabe und hat auch in seiner Rolle als Bürgermeister wie ein echter Schwabe gschwätzt. Damit hat er die Herzen seiner Landsleute in ganz Deutschland gewärmt und ihnen ein Stück Heimat im Fernsehen geschaffen. Dafür können wir ihm nur dankbar sein."
Hartmann, der 1950 in Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) geboren wurde, lebte später in Herrenberg im Kreis Böblingen. Er kam erst spät zum Schauspiel. Eigentlich hatte er eine Ausbildung zum Elektrotechniker und sich dann selbstständig gemacht. Mit seinem späteren Kabarett-Kollegen Braig gründete er in den 1970ern in Stuttgart die Firma Hartmann Electronic.
Nachdem er anfangs nur Hobbyschauspieler war, machte er dann seine Passion zum Hauptjob. Er war fester Bestandteil der schwäbischen Mundart-Theatergruppe "Komede-Scheuer", die regelmäßig in der Mäulesmühle in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) auftrat. Dort moderierten Braig und Hartmann auch die SWR-Sendung "Freunde in der Mäulesmühle".
2017 wurde Karlheinz Hartmann mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg für seinen Verdienst um den Erhalt der schwäbischen Mundart ausgezeichnet.
"Hannes und der Bürgermeister": Comedy-Duo verabschiedete sich 2023 in den Ruhestand
Erst im vergangenen Dezember hatten Hartmann und Braig ihre letzten neuen Sketche für das Fernsehen aufgenommen. Diese Abschiedsepisoden werden ab dem 17. Oktober 2023 jeden Dienstag um 22 Uhr im SWR Fernsehen ausgestrahlt und sind anschließend in der ARD Mediathek zu sehen. Auch ältere Folgen laufen immer wieder im regionalen Programm. Ihr Erfolgsgeheimnis: Bodenständigkeit, Alltagsnähe und die Zeitlosigkeit. Über die älteren Sketche können die Leute heute noch genauso lachen wie über die neuen Sketche.
Die beiden schwäbischen Comedians hatten 2022 das Ende ihrer Karriere eingeläutet und wollten in den Ruhestand gehen. Das Comedy-Duo war in diesem Jahr noch bis zum Sommer auf einer Abschiedstour durchs Land mit dem Namen: "Ade, s' war schee!"