Fabian Schittenhelm ist Streamer. Fast alles, was er in seinem Leben macht, findet auch online statt. Das schließt auch seine Arbeit als Fahrlehrer in Filderstadt (Kreis Esslingen) mit ein.
"Ich hab morgens gestreamt, und als ich an der Fahrschule ankam, meinten die Zuschauer 'Hey, nimm uns doch mal mit'", erzählt Schittenhelm. Seinen Chef habe er nicht lange überreden müssen. "Solange es keine Probleme mit den Schülern gibt", ergänzt er.
Fahrschulauto voller Technik
Das Fahrschulauto von Fabian Schittenhelm steckt voller Technik. Insgesamt vier kleine Kameras, ein Mischpult und eine große, schwarze Box, in der insgesamt vier SIM-Karten die Aufzeichnungen an seinen Computer zu Hause schicken, sorgen dafür, dass jede Stunde automatisch im Netz landet. Ohne Streamen zu leben - für Schittenhelm inzwischen undenkbar.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer können über eine Chat-Funktion Nachrichten schreiben und unter anderem so mit dem Stream interagieren. Dafür wurde in dem Auto ein Bildschirm eingebaut, auf dem die Nachrichten mitlaufen. Rund 50.000 Euro habe er dafür bereits ausgegeben. "Inzwischen kann ich die Kosten für die Streams aber glücklicherweise durch die Zuschauer finanzieren", erzählt Schittenhelm.
Spenden für Lehrer und Schüler
Auf der Internet-Plattform Twitch, auf der Schittenhelm streamt, können Zuschauerinnen und Zuschauer die Streamer mit Spenden unterstützen. Vor allem mit Abonnements. Knapp vier Euro kostet es, für einen Monat den Kanal zu abonnieren. Davon sollen auch die Schüler etwas haben.
"'Ectro_Fresh', das ist die Chrissi", erzählt Schittenhelm und deutet auf den Bildschirm, auf dem der Chat läuft. "Die hat gerade ein 'Konzentrationsschmecki' verschenkt. Die Zuschauer können im Chat Punkte sammeln, und Chrissi hat gerade 10.000 Punkte eingelöst, um einen Fahrschüler zu belohnen." Für Maxi, der gerade eine Fahrstunde nimmt, heißt das, dass er eine Süßigkeit aus Fabians Kofferraum bekommt.
Bedenken, bei der Fahrstunde live gefilmt zu werden, haben wenige
Bedenken, bei der Fahrstunde live gefilmt zu werden, hätten die wenigsten, erzählt Fabian Schittenhelm. "Das kam bisher nur zweimal vor. Dafür habe ich ein Bild meiner Katze. Das wird dann digital über die Seite, auf der der Schüler sitzt, gelegt, und wir schalten die Mikros aus." Dann sei das für jeden in Ordnung. Für die meisten seien die Streams ein riesiger Mehrwert.
"Ich saß zum Beispiel neulich beim TÜV, wo die Prüfungen abgenommen werden, und dann kamen zwei Mädchen zu mir und meinten: 'Hey Fabi, vielen Dank! Wir haben in deinem Stream total viel gelernt, das wir in der Prüfung gebraucht haben.' Dabei waren die von einer ganz anderen Fahrschule", erzählt Schittenhelm lachend.
Schittenhelm punktet als Fahrlehrer auch ohne Twitch
Für Schittenhelms Schüler Maxi ist das Streamen sekundär. "Mich stört es nicht, gefilmt zu werden. Zu Fabi wollte ich auf jeden Fall, einfach, weil er ein total cooler Typ ist", erzählt er nach seiner Stunde.