Pünktlich zum Fasnets-Sonntag schlug in der St. Georgs Kirche um 10 Uhr die Kirchenglocke zum närrischen Sonntagsgottesdienst in Stuttgart. Schon zum siebten Mal predigt Pfarrer Michael Heil in Reimen. Doch neben dem närrischen Humor findet er auch Worte für aktuelle Themen. Insbesondere für die Situation, in der sich die katholische Kirche befindet. Wie er selbst sagt: "Die Kirche grad in dieser Zeit, ist kein Grund zur Heiterkeit."
"Wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund", lautet das Motto der diesjährigen Narren-Predigt. Für Heil gehört die Narren-Predigt inzwischen klar zu seiner Kirche. "Manche stören sich daran, dass wir jetzt Kirchenräume öffnen, aber das Leben in seinem völligen Umfang gehört in die Kirche. Warum sollte man dann gerade Fasnet-Freude aus der Kirche aussperren?", sagte Heil im SWR-Interview. "Ich komme aus Weil der Stadt. Da ist Fasnet eine wichtige Tradition", und diese Wurzeln, ergänzt er, wolle er nicht verlieren.
Klare Standpunkte im närrischen Fasnet-Gewandt
"Ich sag es laut an dieser Stell und mach daraus g'wiss kein Hehl, so schlecht wie der Zeit gings mir nie. Weil die Kirch mir ständig schießt ins Knie", so Heil in seiner Narren-Predigt. Weiter kritisiert er einige Positionen der katholischen Kirche, die seiner Ansicht nach für Austritte sorgen. Insbesondere die Haltung zu Sexualität und Frauen sei veraltet.
Heil stellt sich klar auf die Seite der Mitglieder des Synodalen Wegs. Die fordern unter anderem, dass Frauen gleichberechtigter in der katholischen Kirche behandelt werden. Doch auch der Ukraine-Krieg und die Energiekrise sind Teil der Narren-Predigt.
Begeisterung und Beifall für den Narren-Pfarrer
"Nicht prost sag ich, sondern Amen", endet Heil mit dem letzten Tusch unter tosendem Beifall. Alle, von den jüngsten Gemeindemitgliedern bis zu den Ältesten, sind hellauf begeistert. "Ich muss sagen, es hat mich sehr beeindruckt. Das sollte es in allen Gemeinden in der ganzen Diözese geben", erzählt Gemeindemitglied Martin.
"Super! Absolute Spitzenklasse. Katholische Kirche, wie sie leibt und lebt und wie sie auch in Zukunft sein sollte", meint Hans Hainer. Er sei extra aus Pforzheim angereist, um die Predigt des Narren-Pfarrers zu erleben. Dass die auch online auf der Facebook-Seite der Gemeinde live gestreamt wird, wisse er. Den Fasnet-Gottesdienst in der St. Georgs Kirche wollte er sich dennoch auf keinen Fall entgehen lassen.