Omer Albakour kommt aus Syrien, genauer aus Idlib im Nordwesten des Landes. Im Jahr 2015 ist er nach Stuttgart gezogen. Nach Deutschkursen und Studium hat er mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft und arbeitet als Ingenieur bei Porsche. Ihm geht es gut - seiner Familie in Syrien nicht. "In Syrien ist es chaotisch", sagt der 31-Jährige.
Todesopfer in der nahen Verwandschaft
Gut eine Woche nach der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei gehen Schätzungen von 40.000 Todesopfern aus. Im betroffenen syrischen Teil hat das Beben vieles zerstört, was der Bürgerkrieg in den letzten zehn Jahren verschont hatte. Helferinnen und Helfer haben es weiterhin schwer, die Überlebenden zu versorgen. Sehr viele Familien haben Opfer zu beklagen.
Erst der Bürgerkrieg, nun das Erdbeben
Die Bilder, die den 31-Jährigen aus seiner Heimat erreichen, machen Albakour fassungslos. Ihm bleibe nichts, außer Geld zu spenden. Ansonsten sehe er hilflos zu, wie seine Familie in der ohnehin vom Bürgerkrieg gebeutelten Heimat versucht zu überleben. Es ist eine Welt, in der an normales Leben nicht zu denken ist - und mitten drin Albakours Familie. Fast eine Woche mussten sie auf Hilfe warten, haben sie ihm erzählt. In der Türkei ging das schneller.
Albakour: Kaum einer kann Visum tatsächlich beantragen
Für Angehörige aus den betroffenen Gebieten wie die Familie von Albakour hat Deutschland am Montag Visaerleichterungen versprochen: Menschen aus der Erdbebenregion beiderseits der Grenze mit Angehörigen in Deutschland sollen nun leichter an ein Visum kommen. Für Albakour eine gute Idee, nur bringe das vielen Syrer wenig. Die deutsche Botschaft in Damaskus sei geschlossen. Und seine Familie kommt nicht außer Landes - eben wegen des Bürgerkriegs.
Selbst wenn sie es irgendwie schaffen sollte, würden sie viele Voraussetzungen nicht erfüllen können. Albakour schätzt, dass es 80 bis 90 Prozent aller syrischen Betroffenen ähnlich geht. Und das, obwohl in Deutschland Angehörige leben, die die Menschen aufnehmen könnten.
Albakour bleiben derzeit somit nur die Bilder von seiner Familie auf dem Handy. Seit acht Jahren hat er sie nicht mehr gesehen, so lange war er nicht mehr in seiner Heimat. In zwei Monaten wird er zum ersten Mal Vater. Er hofft, dass sich seine Heimat von Krieg und Erdbeben bald erholt und er sie seiner Tochter zeigen kann.
SWR Extra: Erdbeben in der Türkei und Syrien - Wie der Südwesten hilft
Das SWR Fernsehen hat am Mittwochabend in einer Sondersendung zum Erdbeben unter anderem über Menschen aus Baden-Württemberg berichtet, die im Katastrophengebiet helfen.