CAP ist ein Inklusions-Unternehmen. Seit 25 Jahren gibt es die Supermärkte mit dem besonderen Konzept. Bei CAP in Waiblingen-Beinstein hat rund die Hälfte der Mitarbeitenden eine Behinderung. So auch Chris Pietsch. Der 34-Jährige hat bei CAP seinen Traumjob gefunden: "Mir gefällt’s hier sehr gut, weil wir wie eine kleine Familie sind."
CAP-Mitarbeiter Chris Pietsch erzählt von seiner Arbeit in dem inklusiven Supermarkt:
Pietsch kennt viele seiner Kundinnen und Kunden mit Namen, grüßt und hält hier und da ein Schwätzchen. Für diese Herzlichkeit ist er in Waiblingen-Beinstein bekannt und geschätzt: "Ohne den Herrn Pietsch würde hier was fehlen. Weil er so nett und freundlich ist", sagt eine Kundin.
CAP feiert 2024 Jubiläum
CAP ist ein Franchise-Unternehmen mit Sitz in Stuttgart. Dieses Jahr feiert das Inklusionsunternehmen 25-jähriges Jubiläum. Und in diesen 25 Jahren ist CAP kontinuierlich gewachsen: inzwischen gibt es deutschlandweit 108 CAP-Supermärkte. Das Besondere: Bei CAP haben alle Mitarbeitenden - mit und ohne Behinderung - sozialversicherungspflichtige Jobs. Das bedeutet: Anders als in Behindertenwerkstätten verdient man einen richtigen Lohn.
Thomas Heckmann, Vorstand der Dachorganisation der CAP-Märkte, der gdw sued in Stuttgart, sagt: "Unsere Intention ist es, die Arbeitsplatz-Situation für Menschen mit Behinderung zu verbessern." CAP-Märkte sind meist als gemeinnützige GmbHs organisiert, sind also wirtschaftlich- und gemeinwohlorientiert. Dass über 50 Prozent der CAP-Mitarbeitenden eine Behinderung habe, zeige, wie leistungsfähig Menschen mit Behinderung sein können, so Heckmann.
Außerdem will CAP Nahversorgung gewährleisten, wo andere Supermärkte schließen. So war es auch im 4.000-Seelen-Dorf Beinstein, das zur Kreisstadt Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) gehört: 2016 meldete der letzte Supermarkt in Beinstein Insolvenz an, es gab keinen Lebensmittelmarkt im Ort mehr. Aber nur kurz - dann öffnete CAP.
"Inklusion funktioniert mit Herz und Geduld"
Marktleiterin Giuseppina Tomasi war von Anfang an dabei. Sie kommt aus der Lebensmittelbranche. Bei CAP hatte sie - so ist es bei vielen CAP-Marktleitungen - zum ersten Mal intensiven Kontakt mit Menschen mit Behinderung. Das war nicht immer leicht: "Am Anfang habe ich viel einfach selbst gemacht, weil’s mir zu lange gedauert hat oder doch nicht so war, wie ich’s haben wollte." Sie habe viel gelernt, auch durch Schulungen. "Mit Herz und Geduld funktioniert’s", sagt sie.
CAP finanziert sich unter anderem durch die sogenannte Ausgleichsabgabe: Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden sind gesetzlich dazu verpflichtet, fünf Prozent Menschen mit Behinderung anzustellen. Tun sie das nicht, müssen sie die Ausgleichsabgabe bezahlen. Die CAP-Supermärkte "übererfüllen" die Quote für Mitarbeitende und bekommen deshalb Mittel aus der Ausgleichsabgabe.
Landes-Behindertenbeauftragte: "Zahlen nicht zufriedenstellend"
In Baden-Württemberg erfüllen laut der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Simone Fischer, nur in vier von 44 Stadt- und Landkreisen die dort ansässigen Unternehmen diese Quote. 6.500 Unternehmen im Land haben keinen einzigen Mitarbeitenden mit Behinderung, zitiert sie die Agentur für Arbeit. "Diese Zahlen können nicht zufriedenstellen", so Fischer. Es brauche mehr inklusive Personalentwicklungs-Konzepte, mehr Beratungs- und Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber. Und eine gesellschaftliche Haltung, dass Menschen mit Behinderung den Arbeitsalltag bereichern, erklärt Fischer.
In Waiblingen-Beinstein räumt Chris Pietsch Ware ein und arbeitet auch gern an der Kasse im CAP-Markt - eigentlich liebt er alle seine Aufgaben bei CAP, sagt er. Deshalb ist für ihn klar: "Ich würde gern bis zur Rente hier arbeiten."