Eigentlich wollte der "Circus Weisheit" bis zum 21. April auf einer privaten Wiese zwischen Denkendorf und Deizisau (Kreis Esslingen) gastieren. Doch kurz vor der ersten Vorstellung hat das zuständige Landratsamt eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen und den Zirkus aus Naturschutzgründen dazu aufgefordert, die Fläche zu verlassen. Andernfalls drohe ein Zwangsgeld von 9.000 Euro.
9.000 Euro - viel Geld für den Zirkus. Trotzdem entschied sich der Familienbetrieb für die geplanten Vorstellungen. "Wir wollten niemanden enttäuschen. Das Publikum hatte sich schließlich schon gefreut", erzählt Dominik Weisheit aus der Zirkus-Familie. Außerdem würden 30 Personen und einige Tiere von dem Betrieb leben, daher sei man auf die Einnahmen aus den Vorstellungen angewiesen.
Zirkus wusste angeblich nichts von Landschaftsschutzgebiet
Vergangenen Freitag haben Vertreter des Landratsamts die Nutzungsuntersagung überreicht. Der Zirkus gastiert aber noch immer auf der privaten Wiese und das, obwohl er dort eigentlich gar nicht mehr sein dürfte. "Die Gefühlslage ist komplett am Boden. Ich kann seit zwei Tagen nicht mehr schlafen. Uns geht das mächtig an die Substanz", erzählt Dominik Weisheit und betont, dass seine Familie keinesfalls auf einer geschützten Fläche stehen wolle.
Die Wiese sei dem Zirkus von einer Privatperson zur Verfügung gestellt worden. "Uns wurde im Vorfeld aber nicht gesagt, dass es ein Landschaftsschutzgebiet ist. Wir wussten nur, dass die Wiese an ein Biotop grenzt - das sieht man auch. Dass wir das nicht mitbenutzen, ist klar."
Nutzung der Flächen wirke sich negativ auf die Natur aus
Das Grundstück, auf dem das große Zirkuszelt, Wohnwagen und auch das Kassengebäude stehen, liegt laut Landratsamt Esslingen komplett innerhalb des Landschaftsschutzgebietes "Unteres Körschtal". Auf SWR-Anfrage heißt es: "Die Nutzungsuntersagung musste ausgesprochen werden, da es sich um Flächen im Bereich eines Biotops und einer FFH-Mähwiese handelt." Außerdem befinde sich direkt anschließend das Naturdenkmal "Feuchtgebiet am Rand des Talhau".
"Die intensive Nutzung der Flurstücke durch Tierhaltung, Parkierung und Zirkuszelt wirkt sich negativ auf die umliegenden Flächen aus", begründet das Landratsamt Esslingen seine Entscheidung weiter. Obwohl die Wiese in Privatbesitz ist, hätte der Zirkus für die temporäre Nutzung eine naturschutzrechtliche Erlaubnis benötigt. Diese sei jedoch nicht beantragt worden, so das Landratsamt. Allerdings hätte die Erlaubnis aufgrund der betroffenen Schutzgebiete ohnehin nicht erteilt werden können, heißt es weiter.
Neuer vorgeschlagener Standort für Zirkus ungeeignet
Anfang der Woche sah es kurz so aus, als gäbe es eine Lösung für alle Beteiligten. Nach Gesprächen zwischen dem Landratsamt und der Gemeinde Denkendorf wurde dem Zirkus ein Ersatzstandort angeboten, bestätigt Dominik Weisheit. Allerdings lehnten er und seine Familie das Angebot ab. Aus ihrer Sicht sei der vorgeschlagene Standort ein ungeeigneter Acker. "Wenn ich da unser Zelt aufstelle und es regnet zwei Tage, kommen die Anker aus dem Boden - das kann für alle gefährlich werden", erklärt Dominik Weisheit. "Wenn uns jemand eine vernünftige Alternative bietet, würden wir natürlich umziehen."
Weil der Zirkus bis jetzt nicht umgezogen ist, kommen zu den 9.000 Euro Zwangsgebühr vom Freitag laut Zirkus-Familie weitere 12.000 Euro hinzu. Der Grund: Eine entsprechende Frist, das Grundstück zu verlassen, sei am Mittwoch um 12 Uhr abgelaufen, erzählt Dominik Weisheit: "Für uns ist das ein herber Schlag. Das sind Summen, die sind utopisch." Auf Nachfrage beim Landratsamt heißt es, dass das Zwangsgeld zur Durchsetzung der Räumung des Platzes bis Mittwoch um 12 Uhr noch nicht festgesetzt worden sei. "Wir sind mit den Beteiligten noch in Abstimmung."
Zwangsgeld hätte umgangen werden können
Der Zirkus hätte das Zwangsgeld umgehen könnte, indem er den Forderungen des Landratsamts nachgekommen wäre, so die Behörde in Esslingen. Zunächst werde dieses nämlich nur angedroht und erst in einem weiteren Schritt festgesetzt. Ziel sei nach wie vor eine Lösung zu finden. Laut Landratsamt sind bereits ein Teil der Fahrzeuge vom Grundstück entfernt und auf unbedenklichen Flächen abgestellt worden.