Die Zahl der Geflüchteten ist im Juli und August wieder gestiegen. Dies geht aus Zahlen des Sozialministeriums hervor, die dem SWR vorliegen. Wirklich überraschend sei die Entwicklung nicht. Laut einem Sprecher seien dafür saisonale Effekte verantwortlich: "Im Sommer sind die Zahlen in der Regel höher." Gleichzeitig müssen einzelne Städte Notquartiere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge errichten.
Als Konsequenz hat Baden-Württemberg daraufhin vergangenen Freitag die Kommunen informiert, dass das Land zunächst befristet bis Mitte Dezember auf die bundesweite Verteilung von minderjährigen Flüchtlingen umstellen wird. Damit sollen die Jugendämter im Land weiter entlastet werden.
Druck auf Städte und Gemeinden wächst
Jeweils insgesamt rund 7.000 Geflüchtete hat Baden-Württemberg in den Sommermonaten Juli und August aufgenommen, nach je 5.000 im Mai und Juni. Rund die Hälfte stammt aus der Ukraine, die übrigen sind Asylbewerber vor allem aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Migrations-Staatssekretär Siegfried Lorek sagte dem SWR, es seien sehr viel mehr Asylsuchende gekommen als in den Vorjahren, was den Druck auf Städte und Gemeinden weiter erhöhe.
Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge steigt
Laut dem Kommunalverband für Jugend und Soziales waren zuletzt vor allem die Zahlen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge gestiegen. Während Anfang des Jahres monatlich rund 200 Neuzugänge registriert wurden, waren es im Juli 550 und im August sogar 837. Die minderjährigen Flüchtlingen werden bereits diese Woche in andere Bundesländer gebracht: Laut der Bundesverteilstelle sind Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen die Zielländer.
Insgesamt werden in Baden-Württemberg aktuell rund 4.500 mindesjährige Flüchtlinge betreut. In Freiburg musste wegen des starken Anstiegs geflüchteter Kinder und Jugendlicher ein Schlaflager in einer Turnhalle errichtet werden. Nach Angaben des Sozialministeriums sind die Zugangsquoten auch in Mannheim, Stuttgart und im Kreis Lörrach besonders hoch.
Entlastung der Jugendämter durch bundesweite Verteilung
Um Stadt- und Landkreise zu entlasten, hatte sich das Land im Januar dieses Jahres auf einen Fünf-Punkte-Plan zur Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geeinigt. Die Notunterbringung, auf die Freiburg jetzt zurückgreift, ist laut Sozialministerium eine der Maßnahmen, die der Plan ermöglicht.
Für die Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in den Städten und Gemeinden kommt das Land auf. Dieses hat dafür in diesem Jahr 106 Millionen Euro eingeplant. Nächstes Jahr sind 134 Millionen Euro veranschlagt.