Die Scheiben der Sparkassenfiliale in Wiernsheim (Enzkreis) bei Pforzheim wurden durch Sperrholzplatten ersetzt. Drinnen wurde mittlerweile aufgeräumt. Vor zwei Wochen sah es noch ganz anders aus: Eine komplett zerstörte Filiale und der von drei Verdächtigen aufgesprengten Geldautomat. Die Explosion nachts um zwei reißt die Anwohner aus dem Schlaf.
Die mutmaßlichen Täter fliehen, liefern sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Während der Flucht kollidiert der Fluchtwagen auf der Autobahn frontal mit einem entgegenkommenden Kleintransporter. Der fahrende mutmaßliche Täter wurde schwer verletzt. Am Donnerstag gab das Landeskriminalamt bekannt, dass der Beifahrer des Kleintransporters verstorben ist. Der Fall in Wiernsheim bekommt dadurch eine neue Dimension in der Reihe der Automatensprengungen, denn es ist das erste unbeteiligte Todesopfer im Rahmen von Geldautomatensprengungen in Baden-Württemberg.
Innenminister fordert Schutzmaßnahmen für Geldautomaten
Für Innenminister Thomas Strobl (CDU) Anlass genug, zwei Forderungen aufzustellen: Die erste hat Strobl bereits vor einem Jahr angekündigt. Schon damals forderte er von den Banken Sicherheitsmaßnahmen, die das Aufsprengen von Automaten verhindern oder das Geld unbrauchbar machen zum Beispiel, weil es durch die Sprengung eingefärbt oder verklebt wird.
Im April dieses Jahr kündigt er gegenüber dem Handelsblatt eine gesetzliche Pflicht für Banken zur Umsetzung dieser Schutzmaßnahmen an. Diesen Vorschlag hat er diese Woche im Interview mit dem SWR-Politikmagazin "Zur Sache Baden-Württemberg!" wiederholt. Bis jetzt gibt es noch keine gesetzliche Pflicht für Schutzmaßnahmen von Automaten.
Die Banken zögern noch mit dem Einsatz dieser Sicherheitstechniken. Nicht jeder Automat könne nachgerüstet werden, sagt Hans Neuweiler, Chef der Sparkasse Pforzheim Calw. Die Filiale in Wiernsheim gehört in sein Gebiet. "So einen Geldautomaten den kauft man ja nicht und nächstes Jahr wieder einen neuen. Die haben ja auch eine gewisse Lebenszeit", sagt er. Zudem sei das Verfärben erst seit kurzem, das Verkleben aktuell noch gar nicht erlaubt.
Härtere Strafen für die Täter?
Strobl will zudem härtere Strafen für Täter von Automatensprengungen. Manche Strafverfolger halten die Strafen für Automatensprenger für zu gering. Bisher werden sie nur wegen Diebstahl und der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion verurteilt. Künftig soll auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes im Fokus stehen. "Es fehlt mir nicht an Fantasie, dass im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen es auch Strafverfahren wegen Tötungsdelikten, wegen versuchter Tötung wegen versuchtem Mord geben könnte", sagt Strobl im Interview im SWR.
Der Fall in Wiernsheim zeigt laut Andreas Stenger, Präsident vom Landeskriminalamt, wie sehr die Täter die Bevölkerung gefährden, nicht nur bei der Explosion - auch bei der Flucht. Täter würden mit hochmotorisierten Fahrzeugen halsbrecherisch flüchten und hätten dabei ein wahnwitziges Fahrverhalten. "Wenn Täter über viele Kilometer entgegen der Fahrtrichtung auf der Autobahn fahren, dann ist das absolut gefährlich und dann nimmt der Täter das billigend in Kauf," sagt Stenger.