Der Technologiekonzern IBM hat an seinem Standort in Ehningen im Kreis Böblingen ein Quantenrechenzentrum eingeweiht. Dazu geladen war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Es ist das erste Quantenrechenzentrum von IBM in Europa und erst das zweite IBM Data Center weltweit. Genaugenommen handelt es sich bei dem neuen Zentrum um eine Erweiterung: Zu dem ersten Quantencomputer, der 2021 in Betrieb genommen wurde, kommen nun weitere Hochleistungssysteme.
Quantencomputer unterscheiden sich von herkömmlichen Computern dadurch, dass sie nicht in Bits - also Nullen und Einsen - rechnen, sondern in Quanten-Bits oder auch Qubits. Sie sind die quantenmechanischen Gegenstücke zu den Speicherelementen, die in klassischen Computern Nullen und Einsen speichern und diese miteinander verrechnen. Die Qubits in Quantenrechnern können nicht nur eine Null oder eine Eins als Speicherwert aufnehmen, sondern viele Werte gleichzeitig. Das beschleunigt die Rechenleistung enorm. Berechnungen, die auf einem klassischen Computer Jahrtausende dauern würden, sind auf einem Quantenrechner nur noch eine Frage von Minuten.
Das Rechenzentrum in Ehningen verfügt über zwei Quantencomputer mit Quanten-Prozessoren von mehr als 100 Qubits. Um ihre Leistung zu erbringen, müssen die Prozessoren auf minus 272 Grad Celsius herunter gekühlt werden.
Technik Fraunhofer und IBM starten Quantencomputing-Zentrum in Baden-Württemberg
Quantencomputing könnte unsere Technik revolutionieren. Um das Potential auszuschöpfen, wird weltweit an ihnen geforscht – auch in Deutschland. Aber wie funktionieren Quantencomputer eigentlich? Auf welchem Stand ist die Entwicklung?
Ehningen soll europäische Cloud-Region werden
Das Rechenzentrum in Ehningen solle als europäische Cloud-Region für IBM Quantum dienen, teilte IBM mit. Der Technologiekonzern wolle mit führenden europäischen Unternehmen, Hochschulen und Behörden zusammenarbeiten, um das Quantencomputing voranzutreiben und den Personalaufbau in diesem Bereich in Europa zu fördern.
Unternehmen, Forschungs- oder Regierungseinrichtungen können sich im neuen Rechenzentrum einmieten, um die Technologie zu nutzen. Noch werden diese Quantenrechenleistungen erprobt.
Bosch will am Computer Ersatz für Seltene Erden entwickeln
Der Autozulieferer Bosch zum Beispiel experimentiert mit dem IBM-Quantenrechner, um neue Materialkombinationen zu finden. Bislang habe man Materialkombinationen angerührt und ausprobiert, erklärt der Leiter der Forschungsabteilung bei Bosch, Thomas Kropf. Vieles habe nicht funktioniert. Mit dem neuen Quantenrechenzentrum kann Bosch sich das Anrühren sparen. Am Computer werden die Materialkombinationen simuliert und errechnet, was funktioniert. So soll in gut fünf Jahren ein Ersatz für Seltene Erden gefunden werden, die in Elektromotoren verwendet werden.