Die Warnstreiks zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) haben am Dienstag vor allem Pendler und Reisende rund um Stuttgart betroffen. Nach Angaben der SWEG fielen auf den Strecken von Stuttgart über Mühlacker nach Pforzheim, von Stuttgart über Bruchsal nach Heidelberg und zwischen Tübingen und Heilbronn Züge aus. Der Streik dauerte laut Gewerkschaft bis 17 Uhr an. Betroffen waren wieder die beiden Bahnunternehmen SWEG und ihre Tochtergesellschaft SBS. Sie betreiben Regionalzüge.
"Geringe Beteiligung" bei Warnstreik
Im restlichen SWEG-Netz - etwa in der Ortenau und im Breisgau - habe es dagegen weniger Einschränkungen gegeben als bei einem ersten Warnstreik am 8. September. Es seien kaum Züge ausgefallen. Insgesamt spricht die SWEG von einer sehr geringen Beteiligung.
Laut Robert Hren, Vorsitzender der Heilbronner Gewerkschaftsgruppe der Deutschen Lokomotivführer, wurde der Streik absichtlich sehr kurzfristig bekanntgegeben: "Da es sich hier um einen Warnstreik handelt, ist dieser Überraschungsmoment sehr wichtig, um auch den Druck auf den Arbeitgeber auszuüben, damit einfach die Vorbereitungszeit sehr kurz gehalten wird, um auch zu zeigen, wie wichtig der Lokführer doch ist, wenn er nicht erscheint."
Tarifstreit bei Abellio-Nachfolger Lokführer streiken: Reutlingen und Tübingen von Zugausfällen betroffen
Bahnreisende müssen sich am Dienstag auch in der Region Neckar-Alb auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Grund ist der Tarifstreit zwischen der SBS und der Gewerkschaft GDL.
Lokführergewerkschaft pocht auf Anpassung aller Tarifverträge
Hintergrund ist ein Konflikt der GDL mit der SWEG: Die Lokführergewerkschaft pocht darauf, nicht nur für die Konzerntochter SBS mit ihren 350 Beschäftigten einen Tarifvertrag zu verhandeln, sondern für alle 1.800 Mitarbeiter der SWEG. Das lehnt die Arbeitgeberseite jedoch bislang ab. Zu den Forderungen der Gewerkschaft gehört auch eine Einmalzahlung von 3.000 Euro.
Am Dienstagabend erklärte SWEG-Geschäftsführer Tobias Harms an die GDL gerichtet: "Wir müssen den Gesprächsfaden wieder aufnehmen. Die SWEG ist hierzu jederzeit bereit." Einer Inflationsprämie, zum Beispiel in Höhe von 3.000 Euro, stehe die SWEG grundsätzlich offen gegenüber - allerdings als Branchenlösung und gewerkschaftsübergreifend.
![Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sitzen vor dem Heilbronner Hauptbahnhof auf einer Bank (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance) Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sitzen vor dem Heilbronner Hauptbahnhof auf einer Bank](/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/1712937990719%2Cwarnstreik-gdl-zug-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
SBS ist Nachfolgegesellschaft von Abellio BW
Die SBS ist aus der Abellio Rail Baden-Württemberg hervorgegangen. Die Südwestdeutsche Landesverkehrsgesellschaft (SWEG) hatte Abellio BW zu Jahresbeginn übernommen, nachdem das Unternehmen finanzielle Probleme hatte. Die SBS ist eine Tochter des landeseigenen Unternehmens. Sie betreibt die Strecken im Stuttgarter Netz und im Neckartal für zunächst zwei Jahre.
Schon vor knapp zwei Wochen hatte ein erster Warnstreik - damals nur vormittags - zu Einschränkungen geführt. Bei der SWEG kam es dabei nur vereinzelt zu streikbedingten Ausfällen, wie das Unternehmen mitgeteilt hatte. Bei der SBS, dem ehemaligen Bahnunternehmen Abellio Rail Baden-Württemberg, wurden demnach im Stuttgarter Netz 16 Prozent der Tageskilometer nicht angeboten. Auch dieses Mal war nach SWEG-Angaben die Streikbereitschaft im Gesamtkonzern niedrig, bei der SBS aber etwas stärker ausgeprägt.