"Welcome Back" steht auf Johannas Plakat, daneben Herzchen und zwei Flammen. Am Stuttgarter Flughafen wartet sie am Dienstag auf zwei Freundinnen, deren Hotel im Urlaub auf Rhodos aufgrund der dortigen Waldbrände evakuiert werden musste. "So wie sie es mir erzählt haben, haben sie eine Warn-SMS bekommen. Um drei Uhr morgens hat man sie angerufen, sie müssen jetzt packen und um vier Uhr hat man angerufen und gesagt 'Jetzt geht’s los'", schildert Johanna die Berichte ihrer Freundinnen. Diese schaffen es selbst nicht mehr, von ihrer turbulenten Reise zu erzählen - zu tief sitzt die Anstrengung der letzten Tage. Lange hatten sie auf Rhodos keine Bleibe gefunden, strandeten zwischenzeitlich in einer Schule als Notunterkunft, bevor sie ein Hotel am Flughafen fanden, das sie aufnahm.
Ähnlich wie den zwei Urlauberinnen geht es aktuell vielen Rhodos-Urlaubern. Viele wollen nicht über ihre Erlebnisse sprechen und sind erleichtert, wieder in Deutschland zu sein. Ein junger Familienvater beschreibt ebenfalls, wie nah er und seine Familie den Waldbränden auf Rhodos waren. "Man wusste ja nicht, kommen wir jetzt hier weg, kommen wir nicht weg?" Die junge Familie wurde mit Millitärbooten vom Strand aus in Sicherheit gebracht. "Wir sind dann auch zwei Tage später zum Hotel gefahren, weil wir gucken wollten, ob unsere Sachen noch da sind. Das Hotel stand noch, aber alles drumherum ist abgebrannt." Vom Reiseveranstalter TUI fühlt sich die Familie im Stich gelassen. Vor der Abreise am vergangenen Freitag hätten sie sich noch an den Reiseveranstalter gewandt, dieser hätte gesagt, die Familie könne problemlos in den Urlaub fliegen.
Reiseveranstalter reagieren individuell
TUI-Sprecher Aage Dünhaupt weiß um die Lage der Rhodos-Urlauber. Dennoch, erklärt er, habe sich die Lage hinsichtlich der Evakuierung von Urlaubern bereits etwas entspannt. Gäste, die auf Rhodos in Zwischenunterkünften untergebracht wurden, könnten nun bereits Zimmer frei gewordener Hotels beziehen oder die Insel über reguläre Rückflüge und Sonderflüge verlassen.
Der Reiseveranstalter TUI habe sich dazu entschieden, bis Freitag keine neuen Gäste mehr auf die Insel zu bringen. In die südlichen Teile von Rhodos, die von den Bränden betroffen sind, sollen bis Sonntag keine Gäste mehr reisen. Gäste, die eine Reise für diesen Zeitraum gebucht haben, können diese kostenfrei stornieren.
Viele Urlauber weiterhin im Reisefieber
Trotz der Waldbrände auf der Insel wollen das aber gar nicht alle Urlauber, sagt Aage Dünhaupt. "Es gibt auch Regionen, wo eben keine Beeinträchtigung durch die Waldbrände da ist, wo wir auch das Feedback durch die Hoteliers und die Gäste bekommen, dass sie auf der einen Seite weiter ihr Angebot aufrechterhalten möchten und auf der anderen Seite, die Gäste uns auch sagen, sie möchten gern ihren Urlaub fortführen."
So geht es auch Werner Rau aus Brigachtal und seiner Frau. Sie sind erfahrene Rhodos-Urlauber, kennen sich auf der Insel aus. "Wir wissen, dass der Brand zwischen 40 und 50 Kilometer entfernt ist und das wir im Norden sicher sind." Zum Windsurfen wollen sie für vier Wochen im Norden von Rhodos Urlaub machen und fliegen mit zirka 60 weiteren Passagieren am Dienstag von Stuttgart nach Rhodos.
Auch Urlauber der benachbarten Insel Kreta machen sich Gedanken zur aktuellen Lage. "Wir haben tatsächlich kurz überlegt zu stornieren und haben im Reisebüro noch einmal nachgefragt, was da so die Möglichkeiten sind. Aber es ist halt schwierig, weil es ja noch keine wirkliche Gefahr ist", erzählt Urlauberin Franziska. Ein weiteres Paar auf dem Weg nach Kreta sieht das entspannter. "Ich fliege unbeschwert", er habe zwar das ganze im Hinterkopf, "aber es färbt nicht auf meine Stimmung ab", sagt Patrick aus Karlsruhe.
Weiterhin schwere Brände im Mittelmeerraum
Das Extremwetter im Mittelmeerraum mit Temperaturen bis zu 46 Grad sorgt weiterhin für heftige Waldbrände. Besonders angespannt ist die Lage aktuell auf den griechischen Inseln Rhodos und Korfu, doch auch in Algerien, Zypern und Italien ist die Feuerwehr im Einsatz. Am Donnerstag soll es im Mittelmeerraum erstmalig leicht abkühlen und die Temperaturen fallen auf 35 Grad in Griechenland und 30 Grad in Rom. Trotzdem soll die Feuer-Gefahr in den nächsten zwei Tagen laut EU-Komissarin für Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarcic weiter extrem hoch bleiben.