Mal ein L zu wenig, mal eines zuviel

Falsch beschriftete Ortsschilder in BW: Das steckt dahinter

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Autor/in
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

Neckars-ulm, Sieberatsweiller, Obereisenheim: Dieses Jahr sorgten mehrere Fehler auf Straßenschildern in BW für Gelächter oder Kopfschütteln. Manche sehen es sogar positiv.

Irgendwann war das L nicht mehr da. Dabei gehört es seit jeher zur "Nebelhöhle" im Kreis Reutlingen. Doch vor kurzem fiel jemandem - wahrscheinlich beim Abbiegen - in der Nähe der Gemeinde Sonnenbühl auf, dass das Straßenschild nun zur "Nebelhöhe" führt. Warum das L verloren ging, ob es vielleicht durch ein falsch ausgefülltes Formular geschah, das kann das zuständige Landratsamt heute nicht mehr genau nachvollziehen, wie die Sprecherin dem SWR mitteilte. Es könne beim Drucken passiert sein, obwohl der Korrekturabzug richtig gewesen sei. "Denkbar ist auch, dass ein Tippfehler schon beim Einreichen des Auftrages vorhanden war und bei der Kontrolle des Entwurfs nicht entdeckt wurde", teilt das Amt auf Nachfrage mit.

Neckarsulm falsch getrennt: "Das schmerzt"

Immer wieder sorgen falsch beschriftete Orts- oder Straßenschilder in Baden-Württemberg für Schmunzeln oder Kopfschütteln - jedenfalls bei den Ortskundigen und Eingesessenen. Vielen anderen dürfte wohl auf Anhieb gar nicht auffallen, dass "Neckars- ulm" die falsche Art ist, den Namen der Stadt im Kreis Heilbronn zu trennen. Doch so waren im Mai Umleitungsschilder am Ortsausgang von Heilbronn an einer der Hauptverkehrsachsen in Richtung Neckarsulm beschriftet. Diese falsche Silbentrennung trieb manchen Social-Media-Usern offensichtlich den Puls in die Höhe. "Das schmerzt" und "Wie kann man so etwas freigeben bzw. aufstellen? Da haben ja alle gepennt", so lauteten manche Kommentare.

Ein Verkehrsschild ist mit Neckarsulm beschriftet, aber die Silbentrennung ist vor -ulm und damit falsch.
"Das schmerzt", schreiben manche beim Anblick dieses Straßenschilds.

Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) sagte damals: "Das war eine Fremdfirma, denen ist einfach dieser Fehler passiert." Am Ende sei das aber auch "das allerbeste Stadtmarketing", meinte er. Kurz darauf unterlief wohl derselben Firma noch ein zweiter Beschriftungsfehler: Diesmal wurde aus dem Neckarsulmer Ortsteil Obereisesheim Obereisenheim - eigentlich der Name einer Ortschaft nordöstlich von Würzburg.

Behörde: Zeit bei Umleitungsschildern sehr knapp

Beide Male handelte es sich um ein Umleitungsschild. Die Stadt Neckarsulm teilte dazu mit, üblicherweise erteile das Städtische Amt für Bürgerservice und Ordnung einer Baufirma den Auftrag, ein Umleitungsschild zu erstellen und es an einer bestimmten Stelle anzubringen. "Die Baufirma übernimmt dies entweder in Eigenregie oder beauftragt eine Fremdfirma", so die Stadt. Bei Umleitungen sei in der Regel jedoch einfach zu wenig Zeit für einen Vier-Augen-Check, bevor das Schild aufgestellt wird. Das sei "weder zeitlich noch organisatorisch möglich, zumal bei der Beschilderung bestimmte Antragsfristen eingehalten werden müssen", teilte ein Sprecher dem SWR auf Nachfrage mit.

Schild mit dem Wort „Lieferverker“ ohne „h“: Wieder falsch geschriebenes Verkehrsschild in Neckarsulm aufgetaucht
Schild mit dem Wort „Lieferverker“ ohne „h“: Wieder falsch geschriebenes Verkehrsschild in Neckarsulm aufgetaucht

Doch nicht nur Fremdfirmen unterlaufen Fehler. Denn im gleichen Monat stand auf einem Hinweisschild mitten in der Neckarsulmer Fußgängerzone "Lieferverker". Auf Social Media führte das zu der Frage: "Kontrolliert das denn keiner?"

Eine solche Ortsbeschilderung wie in der Fußgängerzone fällt laut Stadt in die Zuständigkeit des Neckarsulmer Bauhofs. Dieser kontrolliere zwar, dass die Schilder korrekt ausgeführt werden. "Gleichwohl kann es bei der Fülle der Aufgaben, die der Bauhof zu bewältigen hat, zu Schreib- beziehungsweise Flüchtigkeitsfehlern kommen", gibt die Stadtverwaltung aus heutiger Sicht zu bedenken.

Nach den fehlerhaften Verkehrsschildern rief die Stadtverwaltung jedenfalls die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die Augen nach weiteren falschen Schildern offenzuhalten - die Stadt setzte also nicht nur auf das klassische Vier-Augen-Prinzip, sondern auf insgesamt rund 26.000 Augenpaare. Seither gab es keine Meldungen mehr über falsche Schilder - zumindest nicht aus Neckarsulm, dafür aber aus dem Kreis Ravensburg.

Zwei Fehler auf dem Ortsschild von Siberatsweiler

Das dortige Landratsamt setzte bei der letzten großen Beschilderungsaktion zwar von Anfang an auf das Sechs-Augen-Prinzip. Die Behörde kümmerte sich dabei um 100 Verkehrszeichen mit unterschiedlichen Ortsnamen oder Zielen. Doch vor kurzem beschäftigte sich der Gemeinderat von Siberatsweiler mit einer neuen, außergewöhnlichen Schreibweise des Ortsteils der Kreisgemeinde Achberg. Denn auf der naheliegenden Kreisstraße hatte jemand ein Ortsschild mit gleich zwei Fehlern entdeckt. Dort wurde Siberatsweiler mit ie und mit zwei L geschrieben. Trotz aller Kontrollen sei das durchgerutscht, teilt das Landratsamt dazu mit - allerdings seien alle 99 anderen Schilder fehlerfrei gewesen.

Leider ist bei der Bestellung, bei der Annahme der Lieferung und schließlich der Montage dieses einen Verkehrszeichens die fehlerhafte Schreibweise trotzdem nicht aufgefallen (Fehlerquote = 1%).

Ortsschild von Siberatsweiler im Kreis Ravensburg
Mit einem einfachen I und einem L, so schreibt sich Siberatsweiler.

So viel kann ein falsches Straßenschild kosten

Seit etwas mehr als einer Woche hat Siberatsweiler nun auf dem Ortsschild wieder ein L weniger - und auf dem Schild im Kreis Reutlingen bekommt die "Nebelhöhle" ihr fehlendes L wieder zurück, wie das Landratsamt Reutlingen mitteilte. "Auf dem 'Nebelhöhlen'-Wegweiser wird beispielsweise mittels einer Folie nur der fehlerhafte Schriftzug 'Nebelhöhe' neu beklebt, die Kosten dafür belaufen sich auf eine kleinere Summe", so die Behörde.

Teurer wird es, wenn das ganze Schild ausgetauscht werden muss. Im Fall des "Lieferverker"-Schilds in Neckarsulm dürften sich die Kosten auf 200 bis 250 Euro belaufen, wie die Stadt zu bereits montierten Ortsschildern wie diesen mitteilt. "Große Schilder sind von den Kosten her durchaus schnell im vierstelligen Bereich", so das Regierungspräsidium Stuttgart auf SWR-Anfrage.

Und das Regierungspräsidium Tübingen erklärte, oft bessere die verantwortliche Firma den Fehler auf eigene Kosten aus: "Sollte es vereinzelt vorkommen, dass im Rahmen der Fertigung Buchstaben verdreht werden, bessert die beauftragte Firma in diesen Fällen nach und überklebt die Buchstaben - Kosten für die Überarbeitung fallen für den Auftraggeber nicht an."

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