Viermal die Elf: Ab jetzt darf wieder närrisch gefeiert werden. Im Gespräch mit SWR Aktuell berichtet die Präsidentin des Ortenauer Narrenbundes, Silvia Boschert, von der großen Freude, nach Corona wieder feiern zu können. Und sie erzählt, wie schwer die Zeit ohne närrisches Leben war.
SWR Aktuell: Frau Boschert, wie sehr freuen Sie sich, dass es um 11:11 Uhr endlich wieder losgeht?
Silvia Boschert: Natürlich freuen wir uns alle, denn dieses Jahr scheint es wirklich so zu sein, dass wir mit ungebremster Kraft in die neue Kampagne starten können. Die Fastnacht 2023 kommt, und wir sind alle guter Dinge, dass wir sie dieses Mal auch wieder feiern dürfen.
SWR Aktuell: Wie haben Sie und die anderen Mitglieder des Ortenauer Narrenbundes die Zeit der Abstinenz in der Corona-Zeit denn verbracht? Konnten Sie sich trotzdem treffen?
Ja, wir haben natürlich viele technische Möglichkeiten genutzt und uns oft virtuell getroffen. Sobald es aber auch ging - man weiß: gute Ideen leben vom sich Begegnen, vom Austausch - haben wir uns in gemütlicher Runde getroffen. Das ist erwas ganz anderes, als sich nur über einen Computer zu sehen, den man ja täglich auch bei der Arbeit benutzt.
Aber wir haben es geschafft. Wir hatten zum Teil eine harte Zeit. Aber es hat uns bei gewissen Dingen auch gut getan. Wir haben gelernt, mit anderen Situationen umzugehen und haben aus allem das Beste gemacht. Das höre ich übrigens auch von unseren Zünften und Vereinen.
SWR Aktuell: Trotzdem: Was hat es denn mit Ihnen gemacht, nicht in die Fastnacht starten zu können?
Das ist, als wenn Sie sich auf regelmäßigen Urlaub freuen. Das ist nur 14 Tage im Jahr, an denen man sich von allem Stress des Jahres erholen möchte. Man freut sich darauf wie blöd. Und dann heißt es: Der Flug ist gecancelt oder es geht aus anderen Gründen nicht.
Das bedeutet dann zunächst einmal: Traurigkeit. Bei der Fastnacht ist es noch mal ein bisschen anders. Man zelebriert es Jahr für Jahr, und da hat man seine eigene Traurigkeit. Aber man erlebt die Traurigkeit auch bei seinen Mitgliedern, erlebt sie in der Familie. Es ist eine Traurigkeit, die sehr viel mehr umfasst. Ja, es hat gefehlt.
SWR Aktuell: In der ARD-Themenwoche geht es ja gerade sehr viel um Gemeinschaft, um Zusammenhalt. Alle müssen Ideen einbringen, mit anpacken. Das gilt auch bei Ihnen wahrscheinlich im Verein. Wie erleben Sie das bei sich in der Ortenau, bei der Fastnacht?
Ich behaupte mal, die allermeisten sind dabei, etwas zu planen und ihre Mitglieder zu motivieren, dass man sich auch wieder traut zu planen. Man ist ja jetzt immer mit "gebremstem Schaum" in die neue Saison gestartet und musste dann miterleben: Es geht doch nicht.
Ich habe diesmal das Gefühl, jeder strengt sich brutal an und hofft und betet, dass nichts mehr dazwischenkommt und möchte sich mit einbringen. Man muss natürlich immer dranbleiben. So eine leichte Angst ist immer im Nacken.