In bald 16 Vergärungsanlagen im Land wird aus Bioabfällen Energie und Wärme gewonnen. Damit können 230.000 Menschen versorgt werden. Diese Ausbeute soll steigen. Durch weitere Anlagen und dadurch, dass die Menschen in Baden-Württemberg ihre Bioabfälle besser trennen. Ziel sei die Versorgung von 400.000 Menschen, so Umweltstaatsekretär Andre Baumann. Dazu soll auch eine Infokampagne der Entsorgungsbetriebe beitragen. Inzwischen werden fast überall im Land Bioabfälle eingesammelt. Der Landkreis Karlsruhe ist neu dazugekommen, drei Landkreise folgen in den nächsten beiden Jahren.
Müll macht unabhängiger von Gas aus Russland
Auch wegen des Kriegs in der Ukraine und der drohenden Energiekrise rief Umweltstaatssekretär Baumann die Menschen im Land zur engagierteren Mülltrennung aufgerufen. "In der Restmülltonne sind Schätze vergraben", sagte der Grünen-Politiker am Montag in Stuttgart. "Das ist unser Gold, der Restmüll." Noch immer seien zwei Drittel der Abfälle in der Restmülltonne Wertstoffe oder Bioabfälle, die recycelt werden könnten. Biomüll leiste einen massiven Beitrag für die Energiewende.
"Aus Bananenschalen wird Erdgas hergestellt, dann brauchen wir weniger Putin-Gas."
Müllentsorgung und Energiegewinnung indirekt verbinden
Energiegewinnung und Müllentsorgung sollen in Baden-Württemberg auch indirekt nützlich kombiniert werden: Baumann sagte, dass Altdeponien auf die Tauglichkeit für Photovoltaik-Flächenanlagen geprüft worden seien. Es seien 81 Standorte geeignet, auf denen auf 125 Hektar Solarkollektoren installiert werden könnten.
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Sparen durch Mülltrennung
Mülltrennung führe auch zu geringeren Müllgebühren, sagte Baumann. Die Abfallgebühren in Baden-Württemberg gehörten bereits zu den niedrigsten in ganz Deutschland, im Schnitt rund 48 Cent pro Tag und Vier-Personen-Haushalt. Die Jahresabfallgebühren für einen solchen Haushalt seien gegenüber 2021 zwar um 2,07 auf 173,71 Euro gestiegen, aber der Zuwachs liege mit 1,2 Prozent deutlich unter der Inflationsrate.
Mülldetektive sollen helfen
Der Umweltstaatsekretär von den Grünen plädierte auch für den Einsatz von Mülldetektiven, "dass man den Leuten auch mal in die Tonne reinguckt" - besonders in Mehrfamilienhäusern mit geringer sozialer Kontrolle. Er selbst spiele ab und an den ehrenamtlichen Mülldetektiv bei sich zu Hause und werde gegenüber Nachbarn auch mal deutlicher, betonte Baumann.
Insgesamt weniger Müll in Baden-Württemberg
Das gesamte Abfallaufkommen in Baden-Württemberg ist - laut Abfallbilanz - im vorigen Jahr leicht zurückgegangen. Es liegt aber immer noch über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Pro Kopf kamen 2021 nach Angaben des Umweltministeriums 364 Kilogramm Abfall zusammen - das waren etwa vier Kilo weniger als 2020. Damals war die Menge häuslicher Abfall je Einwohnerin und Einwohner auf Jahressicht um rund 13,5 Kilogramm gestiegen. Auch im zweiten Corona-Jahr lag sie mit immer noch etwa neun Kilo klar über dem Niveau von 2019, vor der Pandemie.