In Baden-Württemberg verdienen Lehrkräfte an Grundschulen laut Bildungsgewerkschaft GEW zu wenig. Auch der Mangel an Grundschullehrkräften ist im Land deutlich zu spüren. Bayern hat nun eine Prämie für umzugswillige Lehrer ausgelobt, zudem soll es mehr Geld geben.
Lehrkräfte wollen mehr Wertschätzung
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) könne gut nachvollziehen, dass Lehrkräfte mehr Wertschätzung wollen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Sie könne die Forderungen der Lehrerinnen und Lehrer gut verstehen. Einzig viel Hoffnung auf eine Umsetzung macht sie nicht.
GEW befürchtet Abwanderung von Lehrkräften
Die GEW in Baden-Württemberg befürchtet deshalb eine Abwanderungswelle, beispielsweise nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg oder eben Bayern. Der Grund: Dort werden Grundschullehrkräfte bereits jetzt oder künftig nach der Besoldungsstufe A13 bezahlt. In Baden-Württemberg dagegen bekommen die Lehrerinnen und Lehrer nur A12, das kann einen Unterschied von bis zu 500 Euro im Monat ausmachen.
Erst vor wenigen Wochen hatte die Landesregieurng Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel vorgelegt.
"Warum soll eine Grundschullehrerin in Ulm unterrichten, wenn sie dafür in Neu-Ulm bis zu 500 Euro pro Monat mehr bekommt?", sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Die bayerische Landesregierung hatte angekündigt, schrittweise auch Grundschullehrkräften ein Gehalt nach A13 zu bezahlen. Nur Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland halten nach Angaben der GEW an A12 fest. Die Kultusministerin teilt die Abwanderungsbefürchtungen nicht und zieht den Vergleich der Situation einer anderen Lehrkräftegruppe heran. Denn Hauptschullehrkräfte könnten in Baden-Württemberg A13 verdienen, in Bayern bislang noch A12, das hat laut Schopper nicht zu einer Abwanderung aus Bayern geführt. So seien etwa im vergangenen Schuljahr nur 14 Hauptschullehrkräfte aus Bayern nach Baden-Württemberg gekommen.
Bayen lockt Lehrkräfte mit Umzugsprämie
Am Mittwoch löste die bayerische Initiative, Grundschullehrkräfte mit Geld und Umzugshilfen in den Freistaat zu locken, bundesweiten Ärger aus. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte eine Prämie in Höhe von 3.000 Euro für Lehrkräfte angekündigt, die in bayerische Regionen mit besonders großem Bedarf ziehen.
Das Angebot richtet sich auch an Grundschullehrerinnen und -lehrer aus anderen Bundesländern. Die Regionalprämie, die versteuert werden muss, könnten alle Personen erhalten, die ab dem kommenden Schuljahr als Lehrkräfte beim Freistaat Bayern in ein Beamten- oder unbefristetes Angestelltenverhältnis neu eingestellt würden. Im Gegenzug müssen die Lehrkräfte mindestens zwei Jahre in der Prämienregion tätig sein.
Opposition stützt Forderung nach mehr Gehalt für Lehrkräfte
Unterstützung bekommen die Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer von der SPD im baden-württembergischen Landtag. "Die grün-schwarze Landesregierung zeigt einmal mehr ihre mangelnde Wertschätzung gegenüber unseren Lehrkräften und ignoriert wie so oft die Alarmsignale aus den Schulen", kritisierte die schulpolitische Sprecherin Katrin Steinhülb-Joos.
Die FDP fordert eine Überprüfung der derzeitigen Besoldung. "Mit Nichtstun macht Grün-Schwarz jedenfalls den Beruf der Grundschullehrkraft nicht attraktiver", sagte der bildungspolitische Sprecher Timm Kern. Man könne es sich nicht leisten, Lehrkräfte zu verprellen. Diese Sorge teilt der Grünen-Abgeordnete Thomas Poreski nicht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) liefere mehr Stimmung als Substanz. "Die Verträge mit den höheren Besoldungen sind noch gar nicht geschrieben."
Unzählige Stellen an Schulen in BW unbesetzt
Nach Angaben des Kultusministeriums in Baden-Württemberg waren am 30. September vergangenen Jahres 225 Stellen an Grundschulen in Baden-Württemberg nicht besetzt. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Studienplätze für Grundschullehrkräfte deutlich ausgebaut worden, heißt es aus dem Ministerium. Diese Erhöhungen machten sich jetzt bemerkbar, heißt es aus dem Kultusministerium.