Geophone sind Erdmikrofone, die Schwingungen auffangen. Vor gut drei Wochen hatte das Unternehmen Vulcan Energie mit Sitz in Karlsruhe 6.000 der technischen Instrumente in der Region verteilen lassen. Nach einem festen Schema wurden die teils mit einem Sandsack abgedeckten Geräte an Straßen und Plätzen ausgebracht. Etwa alle 50 Meter steht ein Erdmikrofon.
Geophone über Feiertage im Lager
Jetzt sammeln 15 Mitarbeiter die Geophone wieder ein und bringen sie über die Feiertage in ein Lager. Wohl um sicherzustellen, dass zum Jahreswechsel kein Unfug damit getrieben wird. Bis Januar will das Unternehmen die Arbeiten ruhen lassen.
Ergebnisse der 3D-Seismik nicht vor Herbst 2023
Die 6.000 Erdmikrofone kommen nach der Feiertagspause wieder zurück auf die Straßen und Plätze in der Region. Bis in den Februar hinein sollen dann weitere seismische Messungen erfolgen. Mit ersten Ergebnissen ist im Herbst 2023 zu rechnen.
Auf der Suche nach geeigneten Geothermie-Standorten
Vulcan Energie ist auf der Suche nach geeigneten Geothermie-Standorten in der Region, vor allem zur Gewinnung des wertvollen Rohstoffs Lithium. Dazu sind seismische Untersuchungen des Erdreichs notwendig, um die genaue Beschaffenheit des Bodens zu analysieren.
Daten aus 4.500 Meter Tiefe
Vulcan Energie braucht präzises Datenmaterial aus bis zu 4.500 Meter tief liegenden Erdschichten. Dort zirkuliert rund 160 Grad heißes Thermalwasser, mit dem sich theoretisch Zehntausende von Haushalten klimaneutral heizen ließen. Mit dem Energieversorger MVV aus Mannheim läuft bereits ein Wärmeabnahmevertrag.
Spezialfahrzeuge helfen beim Sammeln der Daten
Sogenannte Vibro-Trucks sind fester Bestandteil bei den geologischen Erkundungen. Die Spezialfahrzeuge verfügen über eine Rüttelplatte, die den Boden jeweils für einige Sekunden in Schwingungen versetzt. Die im Untergrund reflektierten Schallwellen werden dann von den Geophonen aufgezeichnet. Aus den so gewonnen Daten können Wissenschaftler später Rückschlüsse über die Bodenbeschaffenheit an der Stelle ziehen.
Thermalwasser enthält den Rohstoff Lithium
Das heiße Thermalwasser ist hochinteressant. Vulcan Energie sucht nach dem im Wasser enthaltenen Lithium. Der Rohstoff ist auf den Weltmärkten heiß begehrt. Die Industrie benötigt Lithium etwa für den Bau von Batterien in Elektrofahrzeugen.
Lithium: Ein Schatz im Boden
Im Oberrheingraben wird das größte Lithiumvorkommen Europas vermutet. Ein Schatz, den das Karlsruher Unternehmen mit seinen etwa 180 Mitarbeitern heben will. Ab Ende 2025 soll die Produktion anlaufen. Sechs Geothermieprojekte sollen in Phase eins umgesetzt werden. Genauere Zahlen wird das Unternehmen im Rahmen der "Definitiven Machbarkeitsstudie" (DFS) Anfang nächsten Jahres vorlegen.
Forscher des renommierten Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Branchenexperten halten den Zeitplan allerdings für unrealistisch. Ausgehend von einer Studie des KIT auf Basis bestehender Geothermieanlagen müssten für diese Menge rund 20 Standorte entstehen. Da die Technik in industriellem Maßstab unerprobt sei und mehrjährige Genehmigungsverfahren durchlaufen müsse, halten sie eine solche Menge erst Ende des Jahrzehnts für realisierbar. Das Unternehmen weist die Kritik hingegen zurück.
Große Fortschritte der Technologie
Die Gewinnungstechnologie sowohl in der Geothermie als auch in der Lithiumextraktion habe sich in den letzten Jahren entscheidend weiterentwickelt und deshalb ließen sich Projekte und Technologien aus einer Zeit von 10 bis 30 Jahren nicht einfach so auf die Zukunft übertragen, so das Unternehmen.
Wissenschaft kommt nicht nach
Die Wissenschaft hinke der technischen Entwicklung Jahre hinterher. Vulcan Energie werde mit neuartiger Bohr- und Extraktionstechnik so viel mehr Lithium aus einer Anlage herausholen, dass sechs Projekte für das Startvolumen von 40.000 Tonnen ausreichen sollten. So könnten 100 Liter Thermalwasser pro Sekunde aus der Erde gepumpt werden - mehr als bei heutigen Geothermie-Kraftwerken, die vor mehr als zehn Jahren geplant und gebaut wurden.