Seit mehreren Jahren koordinieren die LSBTI(Q)-Beauftragten der Stadt Mannheim und Heidelberg die sogenannten "Trans*Aktionswochen Rhein-Neckar". Anlass für das bunte Programm ist der "International Trans Day of Remembrance" am 20. November. An dem internationalen Gedenktag wird alljährlich der Opfer von Trans*feindlichkeit gedacht.
Ein breites Bündnis unterschiedlicher Gruppierungen hatte im Vorfeld des Gedenktages zu einem gemeinsamen Protestmarsch durch die Mannheimer Innenstadt aufgerufen. Rund 150 Teilnehmer gingen am Sonntag für mehr Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von queeren Menschen auf die Straße.
Programm auch beim Filmfestival in Mannheim und Heidelberg
Das Programm der "Trans*Aktionswochen" läuft bis Ende November und wird von regionalen Vereinen und Institutionen mit Leben gefüllt. Auch das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg beteiligt sich. 34 Veranstaltungen gebe es insgesamt, erklärt der LSBTI-Beauftragter der Stadt Mannheim, Sören Landmann.
Bei den Aktionswochen gehe es um "Vernetzung und Sichtbarkeit", erklärt Marius Emmerich von der LSBTIQ+- Koordinationsstelle der Stadt Heidelberg. Das bunte Programm sei aber auch für die breite Bevölkerung geeignet, um bei den Menschen Berührungsängste abzubauen und somit Diskriminierung und Feindlichkeiten vorzubeugen.
Trans*Aktionswochen bundesweit außergewöhnlich
Die Solidarität mit den "Trans*Aktionswochen" steige, beobachtet Emmerich, das zeige sich auch an dem kontinuierlich wachsenden Programm.
Mehr Offenheit und mehr Ablehnung zugleich
Zwar setze sich die gesamte Region für eine vielfältigere und offene Gesellschaft ein, dennoch seien Anfeindungen gegenüber queeren Menschen sowie Feindseligkeiten bei trans* Personen ein wachsendes Problem.
Die gemeldeten Übergriffe seien aber nicht wirklich repräsentativ, da viele Betroffene ihre Erlebnisse "aus Scham" nicht melden. Die Dunkelziffer liege bei schätzungsweise 80 Prozent, sagt Thomas Ulmer Vorstandsvorsitzender der VelsPolSÜD, einer Interessensvertretung von LGTBI-Mitarbeitenden in Baden-Württemberg. Der Zusammenschluss setzt sich seit Jahren für eine höhere Sensibilisierung bei Polizei und Justiz ein.
Trans*feindlichkeit häufig in Familien
Die Beratungsstelle PLUS Rhein-Neckar registriert seit Jahren einen wachsenden Beratungsbedarf in punkto Geschlechtsidentität auch bei Kindern und Jugendlichen. Trans*feindliche Vorfälle erfolgten häufig schon in der Familie, erklärt Mitarbeiter Ulli Biechele. Aber auch in der Schule, auf der Straße und in den Sozialen Medien würden Betroffene Anfeindungen erfahren. Innerhalb der Community existiere hingegen ein starker Zusammenhalt.
Selbsthilfegruppe in Mannheim
In Mannheim gibt es mit der Selbsthilfegruppe trans* und ich ein Angebot für Eltern und Angehörige von trans* Personen. Der Austausch unter den Teilnehmenden sei wichtig und helfe Betroffenen, ihre Sorgen und Ängste mitzuteilen. Das Angebot ist laut Gruppenleiterin Ilka Kaufmann in der Region einzigartig.