Sozialausschuss des Landtags diskutiert über Missstände im "Faulen Pelz"

Minister Lucha: "Keine Versäumnisse und Fehlverhalten" in Heidelberg

Stand
Autor/in
Christian Scharff
Christian Scharff

Der Sozialausschuss des Landtags hat Sozialminister Manfred Lucha zu den Missständen im Maßregelvollzug im "Faulen Pelz" in Heidelberg befragt. Der Minister wies die Vorwürfe zurück.

Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hat im Sozialausschuss des Landtages die Kritik an gravierenden Missständen im Maßregelvollzug in Heidelberg zurückgewiesen. Die Sitzung war von der SPD und der FDP/DVP beantragt worden. Minister Lucha wollte seinerseits selbst berichten.

Sozialminister Lucha wies die von über 20 Anwältinnen und Anwälten erhobenen Vorwürfe im Wesentlichen zurück. Es seien "keine Versäumnisse und kein Fehlverhalten" festzustellen. Ein Mitarbeiter des Ministeriums sagte, die Vorwürfe seien "in weitesten Teilen falsch".

Manfred Lucha räumte aber ein, dass der Maßregelvollzug für suchtkranke Straftäter heute eine andere Welt sei als früher. Es komme häufiger dazu, dass sich Patienten das Leben nehmen. Die Patienten sind in ganz überwiegender Zahl Männer.

Vorwürfe gegen Personal "nicht nachgewiesen"

Vorwürfe gegen das Sicherheitspersonal und Pfleger, dass Drogen ins Gefängnis geschmuggelt worden sein könnten, hätten nicht nachgewiesen werden können, sagte ein Vertreter des Ministeriums. Drogen könnten auch auf anderem Weg in die Einrichtung gelangen, zum Beispiel auf Papier von Briefen geträufelt.

Zum Tod des 27-Jährigen im Faulen Pelz in Heidelberg wollte Minister Lucha nichts sagen, bis das endgültige Obduktionsergebnis vorliegt und die Todesfallermittlungen abgeschlossen seien. Es sei noch nicht bestätigt, dass der 27-Jährige vor seinem Tod Drogen genommen habe.

Manfred Lucha wies zudem darauf hin, dass synthetische Cannabinoide und andere psychoaktive Substanzen heutzutage nicht leicht zu erkennen seien. Die Folgen der Einnahme von solchen synthetischen Cannabinoiden und anderer psychoaktiver Substanzen seien nicht kalkulierbar.

Genug Mitarbeiter

Die Zahl der Mitarbeiter in Maßregelvollzug im früheren Gefängnis "Fauler Pelz" entspreche dem üblichen Personalschlüssel. Er nannte einige Zahlen: Es seien drei Ärzte in Vollzeit beschäftigt sowie 25 voll examinierte Pfleger, sieben Psychologen, drei Fachtherapeuten und 25 Personen im Sicherheitsdienst.

Vorwürfe zum Sicherheitsdienst

Zu den schweren Vorwürfen gegen das Sicherheitspersonal äußerte sich Manfred Lucha nur vergleichsweise kurz. Ein Sprachtest sei Voraussetzung für die Einstellung, sagte er.

Zu baulichen Mängeln sagte Lucha, der Betrieb habe sich "zurechtruckeln müssen". Die Heizung sei immer in Betrieb gewesen. Beschwerden werde konsequent nachgegangen. Die Mitglieder des Sozialausschusses sollen nun zudem die Möglichkeit bekommen, sich vor Ort im "Faulen Pelz" selbst ein Bild von der Situation zu machen.

Nutzung des "Faulen Pelz" soll 2025 enden

Im Maßregelvollzug in Heidelberg sollen suchtkranke Straftäter therapiert werden. Die Stadt Heidelberg hatte sich lange Zeit gegen die Nutzung des jahrelang leer stehenden Gebäudes gewehrt, das Sozialministerium hatte sich aber schließlich durchgesetzt und versprochen, die Nutzung werde 2015 enden, wenn mit den Neubauten in Calw und Schwäbisch Hall rund 100 Plätze mehr für suchtkranke Straftäter zur Verfügung stehen.

Mehr zum Maßregelvollzug

Heidelberg

Offizielles Schreiben nennt Missstände im "Faulen Pelz" Rechtsanwälte beschreiben schockierende Zustände im Maßregelvollzug in Heidelberg

Mehr als 20 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte beschreiben in einem offiziellen Brief schockierende Missstände im Maßregelvollzug im früheren Gefängnis "Fauler Pelz" in Heidelberg.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Heidelberg

Nach Tod eines 27-Jährigen und Vorwürfen wegen gravierender Missstände im "Faulen Pelz" Interview mit Matthias Wagner, verantwortlich für den Maßregelvollzug in Heidelberg

SWR-Aktuell hat den Verantwortlichen für den Maßregelvollzug in Heidelberg, Matthias Wagner, interviewt. Nach dem Tod eines 27-Jährigen steht der Maßregelvollzug in der Kritik.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Baden-Württemberg

Maßregelvollzug ist überbelegt Zu wenige Therapieplätze in BW: 32 suchtkranke Straftäter entlassen

Der Maßregelvollzug in Baden-Württemberg ist voll. So voll, dass in diesem Jahr Suchtkranke vorzeitig entlassen werden mussten, da es nicht genügend Therapieplätze für sie gab.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.