Kreisumlage wird um drei Prozent erhöht

GRN-Kliniken: Rekorddefizit von 24 Millionen Euro

Stand

Das Millionendefizit der GRN-Kliniken war am Dienstag Thema bei der Kreistagssitzung im Rhein-Neckar-Kreis. Das Gremium hat in Sinsheim auch den Haushalt 2024 beschlossen.

Das Defizit der vier GRN-Kliniken in Sinsheim, Schwetzingen, Weinheim und Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) ist auf voraussichtlich 24 Millionen Euro gestiegen. Das sind laut Kreis rund fünf Millionen Euro mehr als im Wirtschaftsplan für 2023 angenommen worden war.

Tiefrote Zahlen

Grund für das Rekorddefizit: Die Kosten steigen stärker als die Erlöse – auch im Rhein-Neckar-Kreis. Das betonte GRN-Geschäftsführerin Katharina Elbs in einer Mitteilung.

Die Kosten steigen stärker als die Erlöse.

Auch mit den Ausgleichszahlungen von Bund und Land für Energie und Inflation könne man die Kostenexplosion nicht kompensieren, so Elbs. Deshalb die tiefroten Zahlen.

Auch hausgemachte Gründe

Aber nicht nur die Krankenhausfinanzierung durch den Bund sei das Problem. Nach Angaben des Kreises gibt es auch interne Gründe, die zu dieser Ergebnisverschlechterung beitragen: Unter anderem gestiegene Zinsen, höhere Personalkosten sowie höhere Leasingkosten.

Der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises Stefan Dallinger (CDU) sieht eine ähnliche Entwicklung auf viele Landkreise zukommen, und warnt gleichzeitig, ein Defizit in dieser Höhe könne sich der Kreis auf Dauer nicht leisten.

GRN-Kliniken kein Einzelfall

Beim baden-württembergischen Landkreistag heißt es, das sei leider absolut typisch für die desaströse Finanzlage der baden-württembergischen Kliniken.

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist schlichtweg dramatisch.

Viele der Kliniken hätten bereits geschlossen werden müssen, wenn nicht die Kommunen die horrenden Klinikdefizite ausgleichen würden, die Bund und Land durch ihre unzureichende Krankenhausfinanzierung verursachen, heißt es beim baden-württembergischen Landkreistag weiter. In den vergangenen vier Jahren hätten die Landkreise gut eine Milliarde Euro zuschießen müssen. Betroffen davon seien 30 von 35 Landkreisen in Baden-Württemberg.

Bundesweites Defizit: zehn Milliarden Euro

Auch bundesweit ist die Situation alarmierend: Die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft spricht von einem Gesamtdefizit aller Kliniken in Höhe von knapp zehn Milliarden Euro. Deshalb wurde jetzt die sogenannte Kreisumlage, also die Summe, die alle Kommunen an den Rhein-Neckar-Kreis bezahlen, um drei Prozent erhöht. Das hat der Kreistag in Sinsheim am Dienstagnachmittag beschlossen.

Gleichzeitig wurde der Haushalt 2024 verabschiedet, der ein Gesamtvolumen von rund 900 Millionen Euro umfasst. Größter Einnahmeposten mit rund 300 Millionen Euro: Die Kreisumlage.

Drastische Sparmaßnahmen

Als Gegenmaßnahmen greifen laut Kreis ab sofort drastische Einsparungen bei den GRN-Kliniken an allen vier Standorten. Im vergangenen Oktober wurde bereits ein Einstellungsstopp in allen Bereichen angeordnet, Beförderungen wurden ausgesetzt und auf Leasingpersonal wird möglichst verzichtet. Nach Angaben des Kreises gilt jetzt die Vorgabe, im laufenden Jahr noch fünf Millionen Euro und im kommenden Jahr zehn Millionen Euro einzusparen.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Die gute Nachricht: Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, hieß es. Und: die GRN-Kliniken können das Weihnachtsgeld für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch aus eigener Kraft stemmen. Das können den Angaben zufolge nur vier von zehn Kliniken, die anderen müssen dafür Kredite aufnehmen.

Schwetzingen

Angst vor Lohnkürzungen Sinsheim: Beschäftigte an GRN-Kliniken streiken

In der Region gibt es weitere Warnstreiks und Protestaktionen von Beschäftigten kommunaler Kliniken. Am Montag hat ver.di an der Sinsheimer GRN-Klinik zum Protest aufgerufen.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Mannheim

Ärzte und Pflegepersonal geben Tipps Woche der Wiederbelebung: Aktionen in der Rhein-Neckar-Region

Aktionen zur Wiederbelebung stehen im Mittelpunkt der bundesweiten Woche der Wiederbelebung. Auch in der Rhein-Neckar-Region gibt es Reanimations-Trainings.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Mannheim

Pandemie strapaziert Kliniken Drei Jahre Corona: Krankenhäuser in Mannheim und Umgebung personell und finanziell stark belastet

Krankenhäuser in der Region ziehen nach drei Jahren Corona-Pandemie eine durchwachsene Bilanz. Die personelle und finanzielle Situation der Kliniken wurde auf die Probe gestellt.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.