Das Mahnmal auf dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule in Oberhambach bei Heppenheim (Kreis Bergstraße) ist am Montag enthüllt worden - am internationalen Tag gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern. Das neue Denkmal besteht aus Stahlplatten und hoch angebrachten, unerreichbaren Türklinken - als Symbol für Gewalt und Ohnmacht.
Das Mahnmal entstand nach einem Entwurf des Künstlers und früheren Schülers Adrian Koerfer. Er war selbst Missbrauchsopfer an der Odenwaldschule und früher Vorsitzender des Vereins Glasbrechen, den frühere Schülerinnen und Schüler der Schule im Jahr 2010 gegründet hatten.
Jahrzehntelanger sexueller Missbrauch an Odenwaldschule
An der Odenwaldschule waren über Jahrzehnte fast tausend Schüler und Schülerinnen systematisch sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Die Taten geschahen in den 1970er und 1980er Jahren. Erst 2010 setzte eine öffentliche Diskussion und Aufarbeitung ein. Seit 2015 ist die Schule geschlossen. Bei den Tätern handelte es sich vor allem um Lehrer: Zentrale Figur war der langjährige Schulleiter und renommierte Pädagoge Gerold Becker. Die Stiftung "Brücken bauen" hat nach eigenen Angaben schon mehr als 600.000 Euro an Opfer des sexuellen Missbrauchs ausgezahlt.
Gedenkort wird von Land, Kreis und Stadt unterstützt
In den Gebäuden des früheren Internats ist heute ein Feriendorf. Schon seit 2010 gibt es an der ehemaligen Odenwaldschule einen Gedenkort, den Betroffene gestaltet haben. Die Aufstellung eines weiteren Mahnmals wurde vom hessischen Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet (Grüne) und dem ehemaligen Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes (CDU) organisiert. Das Land Hessen hat das neue Denkmal mit 40.000 Euro unterstützt. Der Landkreis Bergstraße hat 15.000 Euro beigesteuert. Die Stadt Heppenheim beteiligt sich am Aufbau und der Pflege des Mahnmals.
Im Rahmen der Enthüllung des neuen Mahnmals betonte die Beauftragte der Bundesregierung zu Fragen des sexuellen Missbrauchs, Kerstin Claus, dass die Übernahme von Verantwortung nie enden dürfe. Sie finde es "verstörend, dass keiner der Täter strafrechtlich belangt wurde", so Claus weiter.
Der zweite Vorsitzende des Vereins Glasbrechen, Johannes von Dohnanyi, hätte sich gewünscht, dass das Geld für das neue Mahnmal anders verwendet wird. Er sei "von dem neuen Mahnmal nicht begeistert, aber man habe sich der Mehrheit gebeugt. Er hätte sich vorstellen können, dass mit dem Geld Betroffene unterstützt werden.