Christian Specht will es wissen. Nach 18 Jahren in der Verwaltungsspitze, zunächst als Bürgermeister, dann als Erster Bürgermeister, setzt er zum Sprung nach ganz oben an. Der CDU-Politiker kandidiert bei der OB-Wahl am 18. Juni und wird dabei von der Mannheimer Liste und der FDP unterstützt. Damit hat er als zweiter Bewerber nach dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Riehle seinen Hut in den Ring geworfen.
Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, nach 16 Jahren nicht mehr anzutreten. SWR Aktuell hat mit Christian Specht über seine Pläne und seine Motivation gesprochen.
SWR Aktuell: Wie viele schlaflose Nächte haben Sie hinter sich gebracht, bis Sie sich zur Kandidatur durchgerungen haben?
Christian Specht: Eigentlich gar nicht so viele schlaflose Nächte. Ich war überrascht, dass der Oberbürgermeister nicht mehr antritt, habe aber dann sehr schnell für mich entschieden, dass jemand wie ich, der für diese Stadt brennt, der mit Leib und Seele Mannheimer ist, antreten werde.
Mir war es wichtig, in den ersten Wochen Gespräche zu führen, damit wir eine breite Basis von Stimmen aus der Politik und aus der Mitte der Bevölkerung haben. Und die haben mich natürlich motiviert, weil sie gesagt haben: "Ja, treten Sie an!", und deswegen freut es mich sehr, dass neben meiner Partei auch die Mannheimer Liste und die FDP mich unterstützen werden.
Und ich stehe natürlich auch für andere Gespräche zur Verfügung, und das war für mich entscheidend, diese auch ein Stück weit vorzubereiten. Denn es ist schon eine große Aufgabe, die vor uns liegt, insbesondere bei den vielen Themen, die wir momentan in Mannheim haben.
SWR Aktuell: Was genau hat Sie denn inhaltlich dazu motiviert, zu sagen, ja, das kann ich mir wirklich vorstellen. Denn dass die Leute Ihnen sagen "Mach das doch mal", das ist die eine Sache. Aber zu sagen "Ja, ich will das wirklich und ich glaube, ich muss das machen“, die andere.
Specht: Also zunächst liegt es an der persönlichen Motivation.
Das Zweite ist, das ich natürlich die beruflichen Qualifikationen mitbringe. Ich bin Jurist, habe für die Region gearbeitet, habe die Metropolregion aufgebaut und habe immer Mannheim auch im Blick gehabt bei meinen Entscheidungen.
Und jetzt bin ich seit 2005 Bürgermeister in Mannheim. Das heißt, ich kenne die Verwaltung. Ich weiß, wo die Probleme dieser Stadt sind. Und ich konnte schon mitwirken an den großartigen Erfolgsgeschichten in unserer Stadt, und diese fortzuschreiben, weiterentwickeln in der Rolle als Oberbürgermeister, das hat mich motiviert.
SWR Aktuell: Sie arbeiten schon sehr, sehr lange mit dem amtierenden Oberbürgermeister eng zusammen. Was wollen Sie anders machen?
Specht: Es ist wichtig, dass ein Erster Bürgermeister, der auch für die Finanzen zuständig ist, eng und vertrauensvoll mit dem Oberbürgermeister zusammenarbeitet. Nur dann kann es im Interesse der Stadt nach vorne gehen, und deswegen war es mir auch klar, dass ich nicht gegen ihn antreten werde, sondern erst, nachdem er seinen Rückzug erklärt hat.
Klar ist, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, dieses Gestaltungspotenzial, das man in der Rolle eines Oberbürgermeisters hat, für die Stadt zu nutzen, die Stadt ein Stück weit besser zu machen.
Das heißt, wir müssen unsere Verwaltungsleistungen wieder mehr aus der Sicht der Bürger denken, zum Beispiel beim Verkehr. Denken Sie an Themen wie die momentane Wohnungssituation und Wohnraumversorgung, aber auch die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Stadt angesichts der Herausforderung des Klimawandels.
Wir müssen die ökologische Transformation bewerkstelligen, ohne dass unsere industrielle Basis wegbricht und ohne dass wir soziale Verwerfungen bekommen. Und das ist natürlich eine sehr große Aufgabe und Herausforderung. Und dafür ist es ganz gut, dass ich weiß, wo die Stärken, aber auch die Schwächen unserer Stadt sind.
SWR Aktuell: Welche von diesen wichtigen Themen stehen denn ganz oben bei Ihnen auf der Agenda, wenn Sie gewählt werden?
Specht: Zunächst stehen die gegenwärtigen Krisen im Vordergrund. Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns damit, und wir sind darin erfahren. Wir kommen aus der Corona-Krise raus und sind jetzt in der Energiekrise. Das heißt, viele Menschen sind verunsichert: "Wie geht es weiter?" Auch viele Unternehmer haben riesige Probleme momentan.
Und da geht es darum, zunächst einmal zu stabilisieren, Wege aufzuzeigen, wie wir ökologischen Wandel, aber dennoch wirtschaftlichen Erfolg in Mannheim realisieren können. Ohne dass wir die Menschen dabei verlieren, sondern sie auf diesem Weg mitnehmen. Das wird die zentrale Herausforderung sein. Dazu gehören dann auch Themen wie Sicherheit und Sauberkeit in unserer Stadt, es geht um das Thema Bildungsgerechtigkeit, bessere Betreuungsangebote. So dass wir hier tatsächlich alle Potenziale unserer Stadt ausschöpfen können.
SWR Aktuell: Die CDU hat in Mannheim erst einmal in ihrer Geschichte einen Bürgermeister gestellt. Das war direkt nach dem Krieg, eingesetzt von der damaligen US-Militärregierung. Das heißt, es ist bislang für die CDU nicht so gut gelaufen bei den Oberbürgermeisterwahlen. Warum glauben Sie, dass es dieses Mal anders sein wird?
Specht: Wir haben eine Riesenchance, zum ersten Mal, dass tatsächlich nach über 60, 70 Jahren der Oberbürgermeister nicht von einer Partei gestellt wird, sondern dass es auch andere Unterstützer gibt. Und diese Chance will ich nutzen. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass eine breite Koalition der Mitte hinter mir steht. Ich glaube, dass es auch jetzt an der Zeit ist, hier einen Wechsel herbeizuführen.
SWR Aktuell: Sie sind jetzt seit 16 Jahren Erster Bürgermeister von Mannheim. Was tun Sie, falls Sie die Wahl verlieren sollten?
Specht: Also meine Leidenschaft für diese Stadt lässt dann nicht nach. Ich bin weiterhin bereit, mich für diese Stadt einzusetzen, mich einzubringen. Und ich stehe dann auch als Erster Bürgermeister wieder zur Verfügung.