Thorsten Riehle ist seit vielen Jahren in der Mannheimer Politik aktiv. Jetzt will der aktuelle SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Nachfolger des amtierenden Oberbürgermeisters Peter Kurz (SPD) werden. Der Mannheimer SPD-Kreisvorstand hat ihn laut einer Mitteilung einstimmig als OB-Kandidaten nominiert. Dass sich auch die SPD-Mitgliederversammlung am 20. Januar für ihn ausspricht, gilt als Formsache. Amtsinhaber Kurz hatte Ende vergangenen Jahres überraschend erklärt, nicht mehr antreten zu wollen. SWR Aktuell hat mit Thorsten Riehle über seine Pläne und Ideen gesprochen.
SWR Aktuell: Sie werden in diesem Jahr bei der Oberbürgermeisterwahl in Mannheim antreten. Was ist Ihre Motivation?
Thorsten Riehle: Mannheim ist meine Heimat, ich mache seit 14 Jahren Kommunalpolitik. Angefangen habe ich im Bezirksbeirat und seit zwei Jahren bin ich Fraktionsvorsitzender der SPD. Jetzt wird es einfach Zeit, die Dinge auch in die Hand zu nehmen. Es geht für mich um tatsächlich drei konkrete Punkte: Wie organisieren wir Zusammenhalt? Wie machen wir die Stadt gerechter? Und wie sorgen wir dafür, dass wir zusammen Mannheim besser machen? Beispielsweise dadurch, dass wir ganz dringend Kindergartenplätze brauchen. Es ist ungerecht, dass vor allen Dingen Frauen zu Hause bleiben müssen, weil wir es nicht schaffen, ausreichend Kindergartenplätze zur Verfügung zu stellen. Das ist eine Gerechtigkeitsfrage – und gleichzeitig auch eine Wirtschaftsfrage, denn es fehlen auch Arbeitskräfte.
Oberbürgermeisterwahl am 18. Juni 2023 SPD Mannheim nominiert Riehle zu OB-Kandidat - Konkurrenz zurückhaltend
Die Mannheimer SPD schickt Thorsten Riehle ins Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters bei der Wahl am 18. Juni. Die Reaktionen der politischen Konkurrenz fallen verhalten aus.
OB-Kandidat Riehle sieht sich als Brückenbauer
SWR Aktuell: Sie sind Geschäftsführer vom Mannheimer Kulturhaus Capitol und Mitglied in etlichen Aufsichtsräten. Reicht das, um als OB eine Verwaltung mit sechs Dezernaten und rund 8.000 Angestellten zu leiten?
Riehle: Ich kenne die Verwaltung sehr, sehr gut. Und ich glaube, was es jetzt braucht, ist ein Blick von außerhalb. Jemand, der die Erfahrung mitbringt, der weiß, wie Verwaltung funktioniert. Das weiß ich. Es braucht aber auch jemanden, der mal ein bisschen dagegen denkt, der frische Luft reinbringt, der die Türen und die Fenster weit aufmacht. Das will ich machen. Zunächst mal ganz konkret, indem ich tatsächlich die Menschen ins Rathaus einlade, um ihnen zu zeigen, wie so ein Rathaus funktioniert. Ich nehme bei ganz vielen Gesprächen eine Entfremdung wahr von Bevölkerung zu Politik und Verwaltung. Da möchte ich Brücken bauen. Das ist etwas, was ich beruflich seit über 25 Jahren tue, was ich kann, was ich bewiesen habe. Diese Motivation, die möchte ich einbringen. Ich bin ein Brückenbauer. Ich bin jemand, der Gräben überwinden kann. Mir ist es wichtig, mit den Menschen zu sprechen, in den Stadtteilen, in den Organisationen, bei den Vereinen, ihnen zuzuhören und vor allen Dingen zusammen nach Lösungen zu suchen. Mir geht es um Veränderungen.
Anders als der Amtsinhaber
SWR Aktuell: Mannheims amtierender Oberbürgermeister Peter Kurz ist national, aber auch international gut vernetzt. Es sind also große Fußstapfen, in die Sie da treten würden….
Riehle: Ich will zunächst mal sagen, dass Peter Kurz in den letzten 16 Jahren genau an der richtigen Stelle war. Ohne ihn wäre Mannheim nie so weit gekommen, wie es jetzt ist. Aber wir sind zwei völlig unterschiedliche Typen. Ich bin weniger New York, ich bin deutlich mehr Mannheim - und das ist für mich wichtig. Mein Fokus liegt auf Mannheim, und da möchte ich alle meine Kraft hineinsetzen.
SWR Aktuell: Gibt es für die SPD bei der Oberbürgermeisterwahl einen Parteibonus?
Riehle: Zunächst einmal gibt es eine wahnsinnige Nähe zu Peter Kurz. Wir sind beide Sozialdemokraten, wir vertreten die gleichen Werte. Ich habe ihn eigentlich in allen großen Fragen in den letzten Jahren unterstützt. Die Bundesgartenschau ist ein gemeinsames Herzensanliegen, und ich freue mich total drauf, wenn wir am 14. April die Buga in Mannheim eröffnen dürfen. Nein, es gibt keinen Bonus. Ich muss mich den Menschen bekanntmachen. Die Menschen müssen sich ja auch mich anschauen können. Es ist eine gewisse Nähe, die es da braucht. Die habe ich. Ich höre wahnsinnig gerne die Geschichten der Menschen, weil ich der Meinung bin, dass es uns weiterbringt als Gesellschaft. Insofern freue ich mich total darauf, im nächsten halben Jahr Mannheim noch besser kennenzulernen als bisher.
SWR Aktuell: Wenn Sie zum OB gewählt würden – was würde dann mit dem Capitol passieren?
Riehle: Das Capitol ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin seit 25 Jahren Geschäftsführer und habe es quasi neu eröffnet. Es wäre fahrlässig, jetzt einfach zu sagen: "Wir warten mal ab und gucken mal". Das bedeutet: Es ist tatsächlich so, dass wir die Weichen gemeinsam mit dem Team gestellt haben. Es wird eine Nachfolgeregelung im Capitol geben – und auch neue Mitarbeitende. Darauf freue ich mich auch schon sehr, weil es immer eine gewisse Zeit gibt, wo es auch mal wichtig ist, einen Wechsel zu gestalten. Ich kann ihn jetzt aktiv gestalten. Das tue ich auch. Das heißt der 31. Juli wird mein letzter Arbeitstag im Capitol sein, egal, wie die Wahl ausgeht.