Damit Rettungskräfte vor Ort bei einem Großeinsatz gut vorbereitet sind, hat es am Donnerstag am Uniklinikum Heidelberg ein realitätsnahes Training mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gegeben. Mit modernster Technik wurden Unfallszenarien authentisch in Form einer "Mixed Reality", also einer Mischung aus physischer und digitaler Welt, nachgebildet, erklärt der Projektkoordinator Helmut Schrom-Feiertag.
Gemischte Realität als reale Übungsumgebung
Auf dem Übungsplan standen am Donnerstag ein Busunfall sowie ein Verkehrsunfall in einem Tunnel mit jeweils zwanzig verletzen Personen, die teilweise schwer verletzt oder schon tot waren. Die Mediziner und Sanitäter trugen während der Übung sogenannte Virtual Reality Brillen, über die der Einsatz quasi digital ablief. Es war eine Art gemischte Realität, weil auch physische Übungspuppen im Raum auf dem Boden lagen. Weitere Verletzte waren nur digital über die VR-Brillen zu sehen.
Stresslevel der Einsatzkräfte wurde überwacht und bewertet
Das Besondere: Auch die Einsatzkräfte wurden mit Elektroden verkabelt, um ihre Anspannung und ihr Stresslevel messen zu können. Die Künstliche Intelligenz bewertet dann die Stress-Indikatoren, also zum Beispiel den Herzschlag und die Hautleitfähigkeit der Retter, und gibt entsprechende Vorschläge, um das Stressniveau zum Beispiel weiter zu verstärken oder senken zu können. Ein explodierendes Auto oder ein plötzlich auftretendes Feuer könnte zum Beispiel für zusätzlichen Stress bei den Rettern sorgen. Ziel des Forschungsprojekts ist es unter anderem, die psychische Widerstandskraft der Einsatzkräfte zu stärken.
Sechs Übungen - eine davon fand in Heidelberg statt
Das Forschungsprojekt "MED1stMR" wird von der EU mit 7,8 Millionen Euro für drei Jahre gefördert. Das österreichische Technologie-Institut "Austrian Institute of Technology" entwickelt hierbei wirklichkeitsnahe Szenarien und Simulationspuppen. Im aktuell dritten und zugleich letzten Jahr des Forschungsprojekts werden die entwickelten Technologien und das Trainingsprogramm mit Einsatzkräften in Form von Feldstudien, sogenannten "Field Trails", durchgespielt. Eines von diesen insgesamt sechs "Field Trails" hat am Uniklinikum Heidelberg stattgefunden. Weitere Feldversuche sind in Schweden, Spanien, Belgien und Griechenland geplant. Danach sollen die Daten ausgewertet werden, um Anschlussprojekte vorantreiben zu können, so Schrom-Feiertag.