An einem Laternenpahl hängt ein Wahlplakat der AfD Mannheim

Tatverdächtiger in Psychiatrie eingewiesen

AfD-Gemeinderatskandidat in Mannheim laut Polizei mit Messer verletzt

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Ein 25-Jähriger hat am Dienstagabend in Mannheim laut Polizei einen AfD-Kandidaten für die Kommunalwahl mit einem Messer verletzt. Der Verdächtige ist offenbar psychisch krank.

Ein 25 Jahre alter Mann hat laut Polizei am Dienstagabend im Mannheimer Stadtteil Rheinau einen Kommunalwahl-Kandidaten der Mannheimer AfD mit einem Teppichmesser verletzt. Zuvor habe er mehrere Wahlplakate beschädigt und entwendet. Wie die Polizei am Mittwochmittag weiter mitteilte, habe sie den Mann in der Nähe des Tatorts noch am Abend festgenommen, er habe keinen Widerstand geleistet.

Bei dem AfD-Politiker handelt es sich um Heinrich Koch, wie die Partei dem SWR bestätigt hat. Der 62-Jährige steht bei der Kommunalwahl am 9. Juni als Kandidat für die Mannheimer AfD auf Listenplatz drei.

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Tatverdächtiger in psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert

Die Polizei teilte am Mittwochnachmittag mit, der AfD-Politiker habe Stich-Verletzungen hinter einem Ohr und im Bauch erlitten. Der 25 Jahre alte Tatverdächtige wurde beim Amtsgericht Mannheim dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der Richter erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Unterbringungsbefehl wegen versuchten Totschlags. Der Mann wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert.

Mann hat AfD-Kandidat in Mannheim mit Teppichmesser verletzt

Heinrich Koch, so die Polizei, sei selbst auf die Beschädigung der Wahlplakate in der Nähe des Marktplatzes im Stadtteil Rheinau aufmerksam geworden. Er habe dann den Tatverdächtigen verfolgt und ihn gestoppt. Dabei, so die Polizei, soll der 25-Jährige Koch mit einem Teppichmesser verletzt haben. Koch kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus.

Der Polizei zufolge habe es bei dem Tatverdächtigen "deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung" gegeben. Es lägen außerdem keine Hinweise vor, "dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt hatte, dass es sich bei dem Geschädigten um einen AfD-Politiker handelt", so die Polizei.

Der Marktplatz im Mannheimer Stadtteil Rheinau: Hier hat laut Polizei ein 25-Jähriger einen AfD-Kandidaten für die Kommunalwahl verletzt.
Auf dem Marktplatz in Mannheim-Rheinau hat laut Polizei ein 25-Jähriger einen AfD-Kandidaten für die Kommunalwahl verletzt.

Mannheimer Rathauschef Specht: "Feige und abscheuliche Tat"

Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) teilte am Mittwoch schriftlich mit, "diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen". Wer Wahlbewerber attackiere, stelle unter anderem "die Basis unserer Demokratie" in Frage. Specht nennt den Vorfall in Mannheim-Rheinau "niederträchtig".

Er reihe sich ein in eine Serie von Angriffen auf Wahlkampfhelferinnen und -helfer sowie Politikerinnen und Politiker. "Wir müssen", so Specht, "zurückkehren zu einem respektvollen und friedlichen Wettstreit um die besten Lösungen für unser Gemeinwesen". Er wünsche dem verletzten AfD-Kandidaten eine "schnelle und vollständige Genesung". 

Möglicherweise mehrere Personen bei Entwendung der Wahlplakate beteiligt

Der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier sagte dem SWR am Mittwochvormittag, Koch befinde sich noch im Krankenhaus, die Schnittwunde habe genäht werden müssen. Koch werde voraussichtlich am Mittwoch wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Nach Angaben der AfD waren insgesamt drei Personen an dem Vorfall beteiligt, zwei konnten flüchten. Die Partei sprach zunächst von einer Attacke von Linksextremisten - davon war später in der Mitteilung der Ermittler keine Rede.

Auf einem Video, das der dpa von der AfD weitergegeben wurde, ist zu hören und zu sehen, wie auf dem Rheinauer Marktplatz ein junger Mann mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm trägt und wegläuft. Er soll dabei ein Teppichmesser mit sich geführt haben. Dann ist ein Handgemenge zu erkennen, die restlichen Bilder sind verwackelt. 

Messerattacke am Freitag in Mannheim: Täter noch nicht vernehmungsfähig

Erst vor einigen Tagen, am vergangenen Freitag, sorgte eine Messerattacke auf dem Marktplatz in der Mannheimer Innenstadt bundesweit für Schlagzeilen. Der mutmaßliche Täter, ein 25-jähriger Afghane, ist weiter nicht vernehmungsfähig. Das bestätigte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg am Mittwoch.

Der 25-Jährige wurde bei dem Einsatz am Freitag von einem Polizisten angeschossen. Er hatte zuvor fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung "Pax Europa" (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Polizist erlag später seinen Verletzungen. Der mutmaßliche Täter wohnte zuletzt im hessischen Heppenheim (Kreis Bergstraße).

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