Die Großübung "Magnitude" findet von Donnerstag bis Samstag an mehreren Orten in Baden-Württemberg statt. Dafür reisen Rettungskräfte aus verschiedenen Ländern an. Fast 1.000 Menschen sind im Einsatz, um den Ernstfall eines Erdbebens am Oberrhein zu üben. Los ging es am Donnerstag auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis). Die "Magnitude" ist die erste Großübung in dieser Dimension in Deutschland.
Das Land Baden-Württemberg hatte sich bereits im Jahr 2023 um die Katastrophenschutz-Übung beworben. Organisiert hat sie das Innenministerium in Stuttgart - geplant wird sie seit langer Zeit. Es geht darum, wie gut Rettungskräfte auf einen solchen Fall vorbereitet wären.
Mit dabei sind Katastrophen- und Bevölkerungsschützer, Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Griechenland. Am Donnerstag kamen die Teams am Stuttgarter Flughafen.
Einsatzkräfte üben auf ehemaligem Kasernengelände in Mosbach
Das fiktive Szenario: Ein Erdbeben um 5:51 Uhr der Stärke der Stärke 6,9 hat die Region erschüttert. Wohnhäuser sind eingestürzt. Tote müssen aus Trümmern geborgen werde, es gibt viele Verletzte und vermisste Menschen sowie beschädigte Infrastruktur. Simuliert wurden unter anderem ein großflächiger Stromausfall, der Austritt von Gefahrenstoffen oder verseuchtes Trinkwasser. Auf dem Kasernengelände in Mosbach wurden Arbeiten mit schwerem Gerät trainiert. Auch 15 Hunde waren bei der Großübung im Einsatz.
Am Freitag geht die Übung in Schwarzach (Neckar-Odendwald-Kreis) weiter. Dort soll ein Gebäude der Johannes-Diakonie für Menschen mit Behinderungen evakuiert werden. In Mosbach-Neckarelz wurde eine komplette Zeltstadt aufgebaut, als Rückzugsort für die Einsatzkräfte, die in mehreren Schichten arbeiten.
Szenario: Ölunfall im Mannheimer Hafen
Auch in Mannheim wird der Ernstfall am Freitag geprobt. Denn die Stadt hat nicht nur den zweitgrößten Rangierbahnhof Europas, sondern auch den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands. Dort werden Havarien von Schiffen und Unfälle bei Gefahrguttransporten simuliert. Konkret geht es um einen großen Ölunfall. Auch wenn ein solches Ereignis unwahrscheinlich ist, sei es unerlässlich, sich darauf vorzubereiten, so Mannheims Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU). Es wäre unverantwortlich, sich erst im Ereignisfall zu überlegen, wie die erforderlichen Schritte aussehen könnten, so Proffen weiter.
Feuerwehr trainiert am Samstag in Bruchsal
In Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) findet im Rahmen der "Magnitude" am Samstag eine Feuerwehrübung statt. Trainiert wird auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule und auf dem Übungsplatz der ABC-Abwehr der Bundeswehr. Dort geht es unter anderem um den Umgang mit gefährlichen Stoffen. Bei der Simulation soll das Zusammenspiel verschiedener Einheiten professionell geübt werden.
Fast 1.000 Menschen an Erdbeben-Großübung beteiligt
Das Innenministerium rechnet insgesamt fast 1.000 Beteiligten. Davon sind rund 100 Menschen für die Leitung und Koordination der Übung zuständig. Etwa 100 Menschen sind als Rollenspieler dabei. Im Einsatz sind außerdem 160 Fahrzeuge und drei Hubschrauber. Das Projekt kostet rund 1,3 Millionen Euro, zum Teil finanziert von der Europäischen Kommission. Das Land Baden-Württemberg erhofft sich aus der Großübung Erkenntnisse, wie Koordination und Kommunikation im Ernstfall laufen und verbessert werden können.
Karin Scheiffele ist im baden-württembergischen Innenministerium zuständig für den Katastrophenschutz und hat die Großübung geplant. Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler erklärt sie, wie die Übung abläuft und was sie bringen soll.
Erdbeben sind am Oberrhein kein unwahrscheinliches Ereignis. In Baden-Württemberg sind vor allem der Oberrheingraben, die Zollernalb und die Region rund um den Bodensee betroffen. Leichte Beben werden hier häufig gemessen, so der Landeserdbebendienst (LED). Die meisten werden kaum bemerkt. Eine Vorhersage ist aber nicht möglich. Starke Erdbeben mit katastrophalen Auswirkungen sind zwar selten, aber dennoch nicht ausgeschlossen.